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Basis gelegt für eine positive Vision des deutsch-tschechischen Miteinanders

53 deutsche und tschechische Kinder und Jugendliche bei „Plasto Fantasto“-Freizeit

Waldmünchen. „Plasto Fantasto“ – das klingt zunächst ein wenig merkwürdig. Bei näherer Beschäftigung weisen die zwei Worte aber auf Spielen, Basteln und kreativ Sein hin. Hier handelt es sich aber um die Sommerferienfreizeit für deutsche und tschechische Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 15 Jahren. Seit der Unterbrechung durch Corona findet diese in der Jugendbildungsstätte Waldmünchen statt. Die Nähe zur tschechischen Grenze sowie die deutsch-tschechischen Kompetenzen des Hauses bieten gute Gegebenheiten für die Veranstaltung, die das Jugendbildungsreferat der Ackermann-Gemeinde seit 1998 organisiert.

 

Tafeln zu den bisherigen Plasto Fantasto-Veranstaltungen hatten bereits am 3. August beim deutsch-tschechischen Begegnungstag in Rohr auf diese Freizeit hingewiesen – auch weil die magisch-fantastische Zahl „25“ gefeiert werden sollte. Mehr als doppelt so viele – konkret 53 – Mädchen und Jungen, ein Drittel aus Tschechien, zwei Drittel aus Deutschland, trafen dann am 4. August in der früheren Kreisstadt ein, um sich eine Woche dem Thema „Visionen - und ihre Bedeutung für das deutsch-tschechische Miteinander“ zu widmen. Das aber nicht staubtrocken, sondern anhand mehrerer fantasievoller Inputs, kreativer Arbeitskreise und einem Planspiel. Zum Tagungsthema wurden zum Beispiel die Aspekte Werte und Kultur angesprochen und diskutiert, es ging auch um Geschichte und Gesellschaft sowie um Visionen – für den Einzelnen, die Veranstaltung und auch für die Gesellschaft bzw. das deutsch-tschechische Miteinander. Aber auch Dinge, die Politiker auf den unterschiedlichen Ebenen lösen müssen, wurden behandelt. Der aus Neukirchen beim Heiligen Blut stammende Christoph Mauerer – in beiden Sprachen bestens zuhause – widmete sich in einer Arbeitseinheit den Themen Verkehr (v.a. Bahn), gemeinsame Sprache und gemeinsame Währung. Zum letztgenannten Aspekt konnten die Kinder und Jugendlichen schon mal Entwürfe für tschechische Euromünzen kreieren. Und auch in der „Stunde der Gemeinschaft“, dem religiösen Hauptelement der Tagung, ging es um das Hauptthema „Visionen“.

Darüber hinaus war aber auch viel Zeit für weitere Aktivitäten: Tischtennis und Volleyball, eine Schnitzeljagd durch Waldmünchen zum Kennenlernen der Stadt, wo zudem eine Stadtführung angeboten war. Auch ein kleines Lagerfeuer gehörte zum Programm, und  angesichts des durchwegs tollen Wetters ging es ins nahe Schwimmbad. Ein Ausflug führte zum Schloss Bischofteinitz/Horšovský Týn. Die deutschen Kinder und Jugendlichen lernten so ein wenig Tschechien, die tschechischen Mädchen und Jungen die Oberpfalz kennen. 

Und eine Woche lang natürlich sich gegenseitig mit ihren Hobbys, Vorlieben und – dem Thema entsprechend – Visionen. Nicht selten mischte sich Englisch als dritte, verbindende Sprache in die Konversationen. Erste Sprachhindernisse wurden per Sprachanimation beseitigt, ansonsten wurden die Hauptinhalte in Deutsch und Tschechisch vermittelt.

Höhepunkt der „Plasto Fantasto“ war schließlich der Samstagnachmittag. Dieser stand zum einen im Zeichen des Jubiläums, zum anderen präsentierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre in den Arbeitskreisen geschaffenen „Werke“. Eingeladen dazu waren auch Eltern, Geschwister und Verwandte, so dass sich zum Kaffee am Samstagnachmittag der Speisesaal gut füllte. Dabei wurden Bilder aus den bisherigen Plasto-Veranstaltungen an die Wand projiziert. Bei einigen Stationen im Freien waren Eigenschaften und Hobbys den zehn Leiterinnen und Leiter zuzuordnen und Fragen zur aktuellen bzw. zurückliegenden „Plasto Fantasto“ zu beantworten. Zu schätzen war die Wassermenge in einem Eimer und die Anzahl von Chips in einer Dose. Geschicklichkeit war beim Kegeln auf halb mit Wasser gefüllte Flaschen (aus Plastik) und beim Schachbrettspiel angesagt, das während der Woche erdacht wurde. In kurzen Sketchen wurden Ereignisse aus der Tagung persifliert, und die Tanz- bzw. Akrobatikgruppe zeigte artistische bis waghalsige Figuren. Und T-Shirts wurden mit der rätselhaften Zahlen-Buchstaben-Kombination „PF 25“ bemalt.

Unschwer ließ sich das als „Plasto Fantasto 25“ interpretieren – ein Hinweis auf ein Jubiläum? Im Jahr 1998 war die erste, sogar zweiwöchige Veranstaltung mit dieser Bezeichnung. Damals sollte etwas „Phantastisches“ geboten werden, um Mitglieder für die Junge Aktion der Ackermann-Gemeinde zu gewinnen. Neue Ansatzpunkte waren, bereits Kinder ab etwa acht Jahren anzusprechen – und dabei sowohl deutsche wie tschechische Buben und Mädchen. 27 Kinder waren es bei der Premiere. Angesichts aktueller Ereignisse wurden 2002 und in den Folgejahren auch Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund angesprochen. Bis 1999 fand „Plasto Fantasto“ in der Jugendherberge Haidmühle-Frauenberg statt – Haidmühle ist übrigens für die Ackermann-Gemeinde ein denkwürdiger Ort. Seit 2021 ist nun Waldmünchen Tagungsort. Kopf- und Taschenrechner kommen – und das ist richtig – auf 26 Plasto Fantastos. Doch egal ob es ein flüchtiger Rechenfehler war oder man die erste Ausgabe als Test- bzw. Null-Version betrachtet: „Plasto Fantasto“ hat sich in den mehr als zweieinhalb Jahrzehnten zu einer festen und beliebten Veranstaltung für tschechische und deutsche Kinder und Jugendliche entwickelt, die nicht mehr wegzudenken ist. Und im Frühjahr – in den Osterferien – gibt es auch noch eine Frühlings-Plasto. Doch das ist ein anderes (Unter)Kapitel.

Text und Bilder: Markus Bauer

Die Leiterinnen und Leiter der diesjährigen „Plasto Fantasto“. Ein Teammitglied musste vorzeitig abreisen, so dass hier nur neun Personen zu sehen sind.
Bei diesem Stand mussten auf Zetteln stehende Charakteristika den zehn Teamern zugeordnet werden.
Volleyball oder – wie hier – Tischtennis war außerhalb der thematischen Arbeitseinheiten immer möglich.
Bei diesem Stand waren Fragen zu Plasto Fantasto, der Jungen Aktion und der Ackermann-Gemeinde zu beantworten. Als Belohnung gab es T-Shirts, Taschen und Schlüsselanhänger. Im Bild links Leiterin Luisa Olbert (stellvertretende Bundessprecherin der Jungen Aktion) und Ina Ringer (Jugendbildungsreferentin der Ackermann-Gemeinde).
Bemalen von T-Shirts mit „PF 25“. Links im Bild Dorothee Haspel, die selbst viele Jahre als Leiterin aktiv war.
Besondere Vorkommnisse aus dem Tagungsgeschehen verarbeiteten einige der Kinder und Jugendliche in kurze Sketch-Szenen.
Atemberaubend waren die einstudierten Figuren der drei Akrobatik-Mädchen.
Eine interaktive Sprachanimation in Form eines kurzen Märchens bot Eva Engelhardt mit ihren beiden Assistenten. Auch Engelhardt hat viele Jahre als Teamerin bei „Plasto Fantasto“ mitgewirkt.
Alle Kinder und Jugendlichen, Leiterinnen und Leiter sowie Eltern, Geschwister und Verwandte im Hof der Jugendbildungsstätte