Haben wir eine Vision?

20 Jahre nach dem atheistischen Sozialismus in der DDR und in der Tschechischen Republik befassten sich 78 Teilnehmer aus Deutschland und Tschechien mit den Auswirkungen des atheistischen Sozialismus in der DDR und in der Tschechischen Republik auf die heutige Gesellschaft. Namhafte Referenten kamen hierbei zu Wort und stellten sich der Diskussion. Bereits zum 17. Mal fand vom 16. bis 18. April 2010 dieses Wochenende der Information und Begegnung der Ackermann-Gemeinde in Schmochtitz bei Bautzen statt.

„Kann man der Kirche trauen?“ Das, so berichtete Msgr. Dr. Ducke, war eine wichtige Frage bei der Zusammenstellung des „Runden Tisches“ im Herbst 1989, dessen Teilnehmer Vorschläge zur Überwindung der Staatskrise erarbeiten und eine zukunftsfähige Gesellschaft mit freien Wahlen in der DDR aufbauen wollten. Dass es zur deutschen Einheit kommen würde, das hätte zu Beginn dieser Runde niemand zu träumen gewagt. Schließlich waren Armee und Stasi militärisch gerüstet, aber auf Kerzen, Gebete und Gewaltlosigkeit sei der Staat nicht vorbereitet gewesen, so Ducke.

Prof. Dr. Eckhard Jesse von der TU Chemnitz und streitbarer Parteien- und Extremismusforscher referierte über die Vereinigung der beiden deutschen Staaten „20 Jahre danach“. In seinem Vortrag stellte er die unterschiedlichen Sichtweisen der Geschichte in Deutschland Ost und West dar. Sein Fazit: Vom Scheitern der Wiedervereinigung könne keine Rede sein! Wir sprechen viel zu sehr von finanziellen Lasten, aber viel zu wenig von den immateriellen Lasten, die durch die Teilung Deutschlands verursacht wurden.

Das komplizierte Verhältnis von Staat und Kirche in der Tschechischen Republik erläuterte Prof. ThDr. Jan Lášek, Dekan der Hussitischen Fakultät der Karlsuniversität Prag. Auch wenn die Gesetze Freiheit garantierten, so gebe es noch immer keine befriedigende Lösung in der schwierigen Frage der Restitution des enteigneten Kirchenbesitzes und des Konkordats mit dem Vatikan.

Weitgehend unbekannt war den Teilnehmern die umfassende Zusammenarbeit des Bischof-Benno-Hauses mit Institutionen und Persönlichkeiten aus Ostmitteleuropa. Die guten Kontakte der Katholischen Bildungsstätte des Bistums Dresden-Meißen seien bedingt durch die Lage im Drei-Länder-Eck und getragen durch den Brief an die Galater (3,28): ‚Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Frau, denn ihr alle seid einer in Christus Jesus’. „Weil sie dem Plan Gottes widerspricht, muss jede Form der Diskriminierung beseitigt werden“, betonte der Rektor Dr. Peter-Paul Straube in seinem Vortrag ‚Blick gen Osten’.

Ein starkes Plädoyer für ein persönliches Engagement hielt der Europaabgeordnete Bernd Posselt. Er betonte, dass die Bürger heute bei der Europawahl ein Parlament wählen würden, das für mehr als 60 % der Gesetzgebung in Europa zuständig sei. Dabei zähle die Stimme eines jeden EU-Bürgers. Auch eine Minderheit könne die EU beeinflussen und entscheidend formen, ermutigte der Europaparlamentarier die deutschen und tschechischen Zuhörer.   In seiner Predigt sprach Bischof Baxant aus Leitmeritz/Litoměřice eine herzliche Einladung aus und gab die aufrichtige Zusicherung, dass alle ehemaligen Bewohner in seinem Bistum willkommen seien. Er bete dafür, dass der Herr selbst die Wunden aus der Vergangenheit heilen möge und wir uns bewusst werden, dass wir ohne einander und ohne Gottes Wort keine Zukunftsperspektive haben.

Die Predigt von Bischof Baxant finden sie hier:

Gottesdienst mit Bischof Baxant (3.v.r.).