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Kastler gratuliert den tschechischen und deutschen Bischöfen zu 20 Jahren Versöhnung

Es ist ein Treffen von historischer Dimension: Zwanzig Jahre nach dem ersten Briefwechsel zur Versöhnung zwischen deutschen, tschechischen und slowakischen Bischöfen kommen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Robert Zollitsch und der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz, Erzbischof Dominik Duka OP heute am 18. November in Prag zusammen. Von deutscher Seite aus nimmt an der Delegation auch der 36-jährige CSU-Europaabgeordnete Martin Kastler, Bundesvorsitzender der katholischen Ackermann-Gemeinde, teil.

Kastler dazu in seiner Rede: "Der Briefwechsel, an den wir heute erinnern, steht für den Beginn einer neuen Ära unserer Nachbarschaft nach Mauerfall und Samtener Revolution. Ich danke den Bischöfen für ihren Mut und gratuliere ihnen."

"Blicken wir heute auf die deutsch-tschechische Nachbarschaft, stellen wir fest, dass die Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen, auch zwischen Sudetendeutschen und Tschechen, durch die gemeinsamen Bemühungen vieler Menschen guten Willens erkennbar weiter vorangekommen ist. Inzwischen sind Menschen aller Gesellschaftsschichten  einander näher gekommen. Versöhnung wird gelebt und auf vielfältigste Weise über Grenzen und alte Gräben hinweg gestaltet."

"Gemeinsam sollten wir an dem Ziel einer versöhnten Nachbarschaft in Europa weiterarbeiten, damit man in naher Zukunft über Deutsche und Tschechen sagen kann: die beiden Völker haben ihre Lektion aus den Verwirrungen des 20. Jahrhunderts gelernt und pflegen eine vorbildliche Zusammenarbeit. Sie leben Freundschaft als Deutsche und Tschechen - als Europäer.

Martin Kastler, der schon vor Wochen anlässlich eines Gesprächs mit dem tschechischen Botschafter in Deutschland, Dr. Rudolf Jindrák, für eine neue Ära der Partnerschaft zwischen Tschechien und Bayern geworben hatte, zeigte sich am Rande des Festakts überzeugt davon, "dass die beiden Länder schon bald auf höchster Ebene neu ins Gespräch finden".

Kurz nach dem Fall des Kommunismus hatte der damalige Erzbischof von Prag, František Kardinal Tomášek, am 11. Januar 1990 eine Erklärung zur Versöhnung der Völker der damaligen Tschechoslowakei und Deutschland sowie zur gemeinsamen Verantwortung für die Zukunft Europas herausgegeben. Kurz zuvor war die Verurteilung der Vertreibung der deutschen Minderheit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch den soeben zum Präsidenten gewählten ehemaligen Dissidenten Vaclav Havel erfolgt. Die deutschen Bischöfe übermittelten, ermutigt durch die Erklärung von Kardinal Tomášek, am 8. März 1990 ein Dokument, in dem sie „mit Scham an das Unrecht, das Tschechen durch die seit 1938 erzwungene und geplante Umsiedlung hinnehmen mussten“ erinnerten und ihre Trauer um „jene Tschechen und Slowaken, die als Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft das Leben verloren“, bekundeten. Die tschechischen und slowakischen Bischöfe dankten daraufhin ihren deutschen Mitbrüdern für ihr Bedauern über die Verbrechen, „die in der Zeit der Okkupation im Namen des deutschen Volkes“ verübt wurden, und bekundeten ihrerseits Bedauern „über die Austreibung der Deutschen aus ihrer Heimat, wobei das ungerechte Prinzip der Kollektivstrafe angewandt wurde“.

Die Bedeutung und Wirkung dieser Dokumente für die Entwicklung der deutsch-tschechischen Beziehungen steht im Mittelpunkt der Feierstunde in Prag. Sie haben für die Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen eine ähnlich bedeutsame Rolle gespielt wie der Austausch der Versöhnungsbotschaften zwischen den Bischöfen von Polen und Deutschland im Jahre 1965. Neben den beiden Erzbischöfen werden unter anderem Jaromír Talíř, Vorsitzender der Ackermann-Gemeinde in der Tschechischen Republik, und Martin Kastler MdEP, Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde in Deutschland, sprechen. Festredner ist der erste Vizepremier und Außenminister der Tschechischen Republik, Karel Schwarzenberg, der mit seinem Beitrag „Schritte zur Erneuerung der deutsch-tschechischen Nachbarschaft – die Bilanz und der Ausblick nach 20 Jahren“ aktuelle Perspektiven skizzieren wird. Zuvor feiern die beiden Erzbischöfe am Morgen die Eucharistie in der Kapelle des Heiligen Wenzel im Veitsdom feiern und werden anschließend am Grab von Kardinal Tomášek beten.

Die Ackermann-Gemeinde wurde 1946 von katholischen Heimatvertriebenen unter anderem aus Böhmen und Mähren gegründet. Ihr Gründungsziel ist die positive Bewältigung ihres Schicksals. Heute konzentriert sich die Ackermann-Gemeinde insbesondere auf die deutsch-tschechische und deutsch-slowakische Nachbarschaft. Auf tschechischer Seite wurde die Ackermann-Gemeinde vor elf Jahren gegründet.

Die Prager Burg mit dem Veitsdom