Quinau | Květnov

Quinau: würdiger und vertrauter Ort der Begegnung

Tief in den Wäldern des Erzgebirges, einige Kilometer östlich der Fernstraße Chemnitz-Komotau/Chomutov, steht in 635 m Höhe die Wallfahrtskirche von Quinau/Květnov. Sie ist dem Glaubensgeheimnis Mariä Heimsuchung geweiht, der Begegnung von Maria und Elisabeth. Über Jahrhunderte - seit 1642 - sind gläubige Menschen zu diesem Heiligtum gepilgert, um der Gottesmutter ihre Sorgen und Bitten anzuvertrauen, auch Ende des 18. Jahrhunderts, als Wallfahrten untersagt wurden. Erst nach der Vertreibung und während des Kommunismus wurde es stiller um den Gnadenort.

Seit der friedlichen Revolution vor 25 Jahren ist es den Christen von Görkau/Jirkov und Komotau und ebenso den Quinauern, die in Trutzhain (Hessen) eine neue Heimat gefunden hatten, möglich, die Wallfahrten neu zu beleben. Die offenen Grenzen tragen dazu bei, dass Maria wieder als „Königin des Erzgebirges“ verehrt werden kann. Im Jahr 2008 wurde die Kirche durch staatliche Vereinbarung der Pfarrgemeinde Jirkov übergegeben. Die Sicherung und Renovierung des Gebäudes und der Anlage konnte beginnen; die Bausubstanz war sehr gefährdet.  Die Katholischen Gemeinden des böhmischen Erzgebirges können diese Aufgabe nicht allein be­wältigen und sind auf Spenden angewiesen.

Der Wallfahrtsort lebt heute wieder. Dafür sorgen vor allem die tschechischen Gläubigen aus Komotau und Görkau, die regelmäßig hierher pilgern, nicht nur an Festtagen. Sie kümmern sich um Reinigung und Instandhaltung und bereiten die Kirche für die Festtage vor. Obwohl noch viel zu tun ist, erstrahlt sie schon heute innen und außen in neuem Glanz.

An den ersten drei Juli-Sonntagen werden in Quinau Wallfahrtsgottesdienste gefeiert, in tschechischer und deutscher Sprache. Zur Vor- und Nachbereitung treffen sich die deutschen und tschechischen Priester re­gelmäßig. Fast selbstverständlich und sehr erfreulich, dass immer einer der tschechischen Mitbrüder am Nachmittag die deutsch-sprachige heilige Messe mitfeiert. Ebenso erfreulich, dass auch Bischof Josef Koukl aus Leitmeritz/Litoměřice zu Wallfahrtsmessen gekommen ist, Bischof Jan Baxant zelebrierte bereits zum zweiten Mal eine gemeinsame Festmesse.

Ein Bild am Altar der Quinauer Kirche mit der Begegnung von Maria und Elisabeth lädt dazu ein, Begegnung zu suchen und zu ermöglichen, mit Gott und den Menschen. Der Dankgottesdienst am 4. Oktober um 10.00 Uhr gedenkt der Befreiung vom Joch der kommunistischen Herrschaft. Gemäß dem Magnifikat: „Ja, Großes hat der Herr an uns getan …“ ist Quinau dafür ein würdiger und vertrauter Ort.

 

Pfr. Heinrich Bohaboj

Dieser Beitrag ist erschienen in der Zeitschrift  "Der Ackermann", Heft 3-2014

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