Annelies Schwarz: Aprilregen, Obelisk Verlag Innsbruck 2019, 180 Seiten, ab 10 Jahren, ISBN 978-3-85197-904-6, € 13,00.
Gegen Hoffnungslosigkeit
Im Zentrum des neuen Jugendbuches „Aprilregen“ der bekannten Autorin Annelies Schwarz steht das Schicksal des elfjährigen Romajungen Jakub, der bei seiner alten Großmutter in einer trostlosen Romasiedlung in der Slowakei wohnt. Als seine Oma krank wird, ist er auf sich alleine angewiesen. Um Geld zu verdienen, lässt er sich auf ein Angebot des zwie-lichtigen Gatscho Gabo ein und muss sehr schnell feststellen, dass Gabo ihn und zwei andere Jungen nach Prag bringt, sie mit Drohungen und brutaler Gewalt zum Stehlen zwingt und die Beute von ihnen kassiert.
Irgendwo im Keller eines alten Hauses eingesperrt und zu Diebstählen in der Altstadt gezwungen, sinnt Jakub verzweifelt nach einem Ausweg. Schließlich gelingt es ihm zu flüchten. Er findet Hilfe bei dem arbeitslosen Puppenspieler Pavel, der mit seiner Tochter Milena auf der Karlsbrücke einen Stand hat und Jakubs Faszination für die Marionetten bemerkt. Sie helfen Jakub nicht nur, sich vor Gabo zu verstecken, sondern nehmen ihn auch auf, als er krank wird. Schließlich erzählt Jakub im Gespräch mit Pavel und dem Arzt Filip Wanka seine wahre Geschichte und ist zu einer Aussage über Gabo bei der Polizei bereit. Dieser Arzt hat auch Kontakte zu einer Organisation, die sich um Straßenkinder in Prag kümmert und sich für eine bessere Bildung der Romakinder einsetzt. Er erzählt Jakub, dass es viele Roma gibt, aus denen etwas geworden sei und dass auch seine Mutter eine Romni sei. Damit gewinnt er sein Vertrauen und bringt ihn zurück in sein Dorf. In der Zeitung ist später zu lesen, dass der Prager Polizei ein Schlag gegen das kriminelle Treiben von Taschendieben gelang.
Annelies Schwarz verleiht in diesem berührenden Buch dem Romajungen Jakub eine eindringliche Stimme, die zu den Lesern für viele von den Erwachsenen missbrauchten Kindern spricht. „Aprilregen“ ist zugleich realitätsnah und spannend geschrieben, kein Buch gegen die Roma, aber gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Dabei lenkt die Autorin den Blick auch auf strukturelle gesellschaftliche Defizite.
Eckhard Scheld