Jaromir Konecny: Die unglaublichen Abenteuer des Migranten Němec
- Schicksale
Unglaublich ist es schon, welche Abenteuer Lolek Nĕmec erlebt hat: Flucht, Aufnahmelager, Behörden-dschungel, Sprachprobleme – kurzum: Die Integration. Welche Rolle dabei Loleks gefälschtes Abiturzeugnis spielt, warum er 13 Jahre im Koma lag und was das alles mit Anna zu tun hat, ist überraschend, witzig und immer wieder auch herzerweichend.
Jaromir Konecny: Die unglaublichen Abenteuer des Migranten Němec, Ecowin Verlag Salzburg 2017, 253 Seiten, ISBN 978-3-71100128-3, € 20,00.
Vom braven Flüchtling Němec
Unglaublich ist es schon, welche Abenteuer Lolek Nĕmec erlebt hat: Flucht, Aufnahmelager, Behördendschungel, Sprachprobleme – kurzum: Die Integration. Welche Rolle dabei Loleks gefälschtes Abiturzeugnis spielt, warum er 13 Jahre im Koma lag und was das alles mit Anna zu tun hat, ist überraschend, witzig und immer wieder auch herzerweichend. Dass wir trotz all der Schicksalsschläge einem wunderbar gut gelaunten, lebensfrohen und menschenfreundlichen Lolek begegnen, ist eines der kleinen Schätze dieses Buches. Und verrät viel über den Autor, der ebenso wie sein Lolek Flucht, Lageraufenthalt und eine schwierige Integration hinter sich hat. Viele Parallelen zwischen dem Autor und seinem Alter Ego geben dem Roman sehr viel Persönliches, was das Buch sehr berührend macht.
Nicht nur im Titel erinnert dieser herrlich amüsante Schelmenroman an Jaroslav Hašeks Roman vom braven Soldaten Schwejk: auch Lolek Nĕmec ist umständlicher Vielredner, ausführlich Anekdoten erzählend, ein bisschen einfältig vielleicht, aber herzensgut. Mit treuherziger, stoischer Gelassenheit, mit der Lolek auch gerne mal Autoritäten zur Weißglut bringt, trotzt er den Widrigkeiten und Wirrungen in seiner neuen Wirkungsstätte, einem bayerischen Flüchtlingsheim, in dem er – selbst einst Geflüchteter – seine Sozialstunden für das gefälschte Abiturzeugnis abbrummt, das er ja nur gefälscht hat, um in Deutschland legal einen Doktortitel zu erwerben und seine große Liebe zu beeindrucken. So ist es, das Leben des Lolek Nĕmec.
Sandra Uhlich