Kulturwochenende, 6.-8. März 2020

  • 06.03.2020 - 08.03.2020
  • München
  • KulturMusikVortrag

Beethoven, Comenius und die Böhmische Reformation

Anfang März fand in Bernried am Starnberger See wieder das traditionelle Kulturwochenende statt. Zwei Themen standen im Mittelpunkt: Beethoven und seine Bezüge zu Böhmen sowie Comenius und die Böhmische Reformation. Den Auftakt bildete ein Konzert. Stephanie Kocher (Violine), die ja quasi mit der Ackermann-Gemeinde groß geworden ist, brachte zusammen mit ihrer Kollegin Merlind William und ihrer Tochter Anna Kocher Werke von Beethoven und seinem Wiener Zeitgenossen Schubert zum Erklingen. Dabei gab es manche, eher unbekannte Seiten zu entdecken – beispielsweise die Irischen Lieder, die Beethoven eigens für einen schottischen Auftraggeber komponiert hatte.

Am Samstagmorgen brachte Dolf Schwarz die Person Beethovens näher. Mit Wort- und Ton-Beispielen untermalte er seinen Vortrag, der sich insbesondere mit der Beziehung des eigenwilligen und jüngeren Komponisten zu dem etablierten Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe befasste.

Am Nachmittag brachte Blanka Jerabek die Person des Jan Amos Komenský näher, der in Deutschland besser unter dem latinisierten Namen Johann Amos Comenius bekannt ist. Comenius war der letzte Bischof der Böhmischen Brüdergemeinde und musste aufgrund der Verfolgung, der diese Konfession ausgesetzt war, seine Heimat verlassen. Nach vielen Jahren in Polen verbrachte er seinen Lebensabend in Amsterdam, wo er schließlich starb. Beeindruckend war seine Pädagogik, mit der er – in seiner Zeit sehr untypisch – die Interessen und Fähigkeiten des Kindes in den Mittelpunkt stellte. Fantasievoll entwickelte er Lehrmaterial, das den Lerneifer des Kindes spielerisch weckte. Mittels seines berühmtesten Werkes Orbis sensualium pictus hatte nicht zuletzt auch Goethe Latein gelernt. Doch über seine pädagogische Bedeutung hinaus war es auch bewegend zu sehen, wie sehr er auch ein gesellschaftlicher Visionär war. Nachdem er selbst so schwer unter konfessionell und mitunter auch national motivierten Kriegen gelitten hatte, entwarf er die Idee von einer föderalistisch organisierten Welt, in der ein friedliches Zusammenleben der Völker und Konfessionen möglich ist. So kann er ohne Zweifel als ein Vordenker des heutigen Europas bezeichnet werden.

Den abschließenden Vortrag am Sonntag hielt die neue Diözesangeschäftsführerin Claudia Kern. Sie führte in die teils verwirrende Vielfalt der Böhmischen Reformation ein und nahm die Teilnehmer mit auf einen Schnelldurchlauf der 600-jährigen Geschichte des Protestantismus in Böhmen.

Neben den Programmpunkt war natürlich die Zeit der Begegnung sehr kostbar. Bei gutem Essen, Spaziergängen am Starnberger See sowie bei abendlichen Gesprächen im „Stüberl“ ergaben sich zahlreiche Gelegenheiten dazu, sich über „Gott und die Welt“ auszutauschen. Beschwingt von den Eindrücken machten sich am Sonntag alle auf den Heimweg.

im Barocksaal Bernried