Einblicke in die deutsch-tschechische Nachbarschaft

Zum Diözesantag begrüßte die Ackermann-Gemeinde Martin Kastler MdEP a.D., der 25 Jahre nach der Deutsch-Tschechischen Deklaration über das deutsch-tschechische Verhältnis heute sprach.

Zum Diözesantag der Ackermann-Gemeinde München und Freising reiste der Referent Martin Kastler MdEP a.D. und Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde mit schwerem Gepäck an: Zwei dicke Aktenordner mit Zeitungsausschnitten rund um die deutsch-tschechische Erklärung, die sich nun zum 25. Mal jährt. Mit einigen Beispielen dokumentiere er eindrucksvoll die ambivalente Rezeption der damaligen Geschehnisse. Kastler, der seinerzeit Mitarbeiter in der außenpolitischen Abteilung des Präsidenten Vaclav Havel war, nahm die Zuhörenden regelrecht mit auf eine Zeitreise. „Ich war dabei“ – man konnte spüren, wie sehr ihn das Thema schon damals bewegte und begeisterte. Er erinnerte an die Vorgeschichte: Das Münchner Abkommen, die NS-Zeit, die Vertreibung sowie die Zeit des Eisernen Vorhangs hatten für zahlreiche Verwerfungen gesorgt, durch die ein normaler Umgang der beiden Länder enorm erschwert worden war. Während sich v.a. die Kirche, nicht zuletzt durch die Ackermann-Gemeinde, für ein versöhntes Miteinander stark gemacht hatte, waren vielfach die Fronten verhärtet.

Umso bedeutender sind in der deutsch-tschechischen Erklärung von 1997 nicht nur die Benennung des Unrechts auf beiden Seiten und die Anerkennung der verschiedenen Rechtsauffassungen auch Worte wie „gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit“ – Formulierungen, bei denen um jedes Wort gerungen worden war und die einen Weg in die Zukunft erschlossen.

Kastler verdeutlichte, dass der Text bereits Dinge festschrieb, die schon vor dem Beitritt Tschechiens in die EU besondere bilaterale Beziehungen ermöglichten. Darin festgeschrieben wurde auch die Errichtung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, in dem bis heute Projekte gefördert werden, die das Miteinander unterstützen.

Dass gute Beziehungen nicht mit einem Text für alle Zeiten besiegelt sind, zeigt aber auch der Blick in die jüngsten Ereignisse. „Die Euphorie von 1997 ist verflogen“, so Kastler. Der grundverschiedene Blick auf Flüchtlingskrise 2015 oder auch die beiderseitigen Grenzschließungen im Rahmen der Corona-Pandemie „ohne jegliche Abstimmung“ sorgten für neue Verstimmungen zwischen den beiden Nachbarländern. „Der Respekt hat abgenommen, ein neuer Einsatz für das Miteinander ist nötig“, so Kastler.