Bericht vom Einkehrtag "Kann und will man heute heilig sein?"

Ein gewagtes Thema hat Papst Franziskus für sein Schreiben Gaudete et exsultate aus dem Jahr 2018 gewählt. Es geht um die Frage, wie man in der Welt von heute heilig sein kann.

Das Wort „heilig“ löst bei vielen den Eindruck von angestaubten Statuen in Kirchen aus – oder man denkt an Persönlichkeiten wie Mutter Teresa, die mit ihrer unabdingbaren Hingabe ein Bild von Heiligkeit zeichnen, bei dem normale Gläubige nur kopfschüttelnd abwinken können: unerreichbar ist das Vorbild der einen, nicht erstrebenswert die oft süßlich-fromme Darstellung der anderen. Dass Papst Franziskus dennoch 2018 mit „Gaudete et exsultate. Über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute“ das Thema aus der Mottenkiste geholt hat, war Anlass, sich beim Einkehrtag der AG München und Freising damit zu befassen. Denn genau das will er: den Begriff entstauben und die Christen in der Welt von heute dazu ermutigen, nach Heiligkeit zu streben. Im Lauf des Einkehrtags, der zum einen Gelegenheit zur selbständigen Beschäftigung mit dem Text bot, zum anderen aber auch einen Überblick über die 177 Absätze bot, wurde deutlich: Gottes sehnt sich danach, dass jede und jeder unter den Umständen heilig wird, die je persönlich gegeben sind. Es geht also nicht darum, ein unerreichbares Ideal zu kopieren oder durch unerfüllbares Perfektionismusstreben bitter zu werden, sondern darum, den je eigenen Weg zu finden, die Liebe zu leben, mit den eigenen Schwächen die Nachfolge zu leben. Mit der Bemerkung, dass das Thema deutlich spannender war als erwartet und mit einer ganzen Menge Anregungen für das eigene geistliche Leben gingen die Teilnehmenden am Nachmittag gestärkt nach Hause.