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75 Jahre Ackermann-Gemeinde mit Pilsner Urquell und Nakládaný Hermelín gefeiert

Führung durch die berühmte Brauerei beim Kultur-Zoom der Ackermann-Gemeinde

Das hat es in dem einen Jahr, seit die Ackermann-Gemeinde online den Themen- und den Kultur-Zoom anbietet, noch nicht gegeben: mehr Zuschauer bzw. Zuhörer beim Kultur-Zoom als beim Themen-Zoom. Das mag an mehreren Faktoren gelegen haben: beim Kultur-Zoom sollte auch das 75-jährige Jubiläum der Ackermann-Gemeinde ein wenig gefeiert werden. Und wie könnte das besser zelebriert werden als bei einem Glas Pilsner Urquell, einem eingelegten Käse (Nakládaný Hermelín) und einer virtuellen Führung durch die weltbekannte Braustätte in Pilsen.

 

Bereits im Vorfeld hatte Marie Smolkova aus der Hauptstelle der Ackermann-Gemeinde per Youtube-Video eine Anleitung erstellt, damit auch zuhause der eingelegte Käse zum Zeitpunkt des Kultur-Zooms so richtig zu genießen ist. 247 Mal wurde das Familienrezept angeklickt – beim Großteil der sichtbaren Zuschauer (insgesamt waren 92 Bildschirme und damit weit über 100 Personen zugeschaltet) standen der Nakládaný Hermelín und Pilsner Urquell (manchmal auch ein anderer Gerstensaft) auf dem Tisch.

Zunächst stellte jedoch Moderatorin Sandra Uhlich, diesmal aus dem Erzgebirge, die Hauptperson des Abends vor: den Mälzermeister Petr Tomek, der seit vielen Jahren mit der Jungen Aktion und der Ackermann-Gemeinde in Kontakt ist. Der 41-Jährige stammt aus dem mährischen Šumperk/Mährisch Schönberg. Seit seiner Jugend haben ihn die Begegnungen des Vereins Rytmika Šumperk und der Jungen Aktion in der Diözese Würzburg geprägt. Daher ist er bis heute mit der Jungen Aktion und der Ackermann-Gemeinde verbunden. Beruflich gab es für ihn nichts anderes als aktiv die tschechische Bierkultur zu gestalten, diese Tradition weiterzuentwickeln und bekannter zu machen. So begann er vor 25 Jahren seine Ausbildung mit dem Studium an der Universität für Chemie und Technologie in Prag (Schwerpunkt Brauereiwesen). Nach dem Studium sammelte er wertvolle Auslandserfahrungen in der Brauerei „Becks“ in Bremen, in den USA und in Haiphong (Vietnam), um dann im schönen Kroměříž (Kremsier) bei einer französischen Mälzerei (Soufflet) als Technologe seine Erfahrungen und Kenntnisse einzubringen. Vier Jahre später, im Jahr 2008, zog es ihn schließlich nach Pilsen in die weltberühmte Brauerei „Pilsner Urquell“. Dort durfte er verschiedene Projekte quer durch alle Brauereiabteilungen kennenlernen und bearbeiten. Die meiste Zeit war er in der Mälzerei tätig, wo er als Produktionsleiter gewirkt hat. Aktuell ist Petr Tomek für die Herstellung und Qualität des Malzes, mit der wichtigste Rohstoff für Biere, zuständig.

Befragt nach den Gemeinsamkeiten beim Bier in den Ländern, in denen er bisher tätig war, meinte Tomek, dass die Rohstoffe variieren. In den USA komme schon mal Mais und in Vietnam Reis beim Brauen dazu. Auch die Struktur des Brauwesens unterscheide sich. So gebe es in den USA einige große Unternehmen und „tausende kleine Brauereien“. Das Bier in Vietnam sei leichter, die Menschen würden sich dort auch bei anderen Getränken treffen – aber natürlich auch beim Bier.

In einem rund zwölfminütigen Video, das Petr Tomek selbst gestaltet hat, stellte er seine im Jahr 1842 gegründete Brauerei und die wichtigsten Aspekte des Bierbrauens vor. „70 bis 80 Prozent der Biere in der Welt sind nach Pilsner Art gebraut. Daher ist Pilsen auch zu Recht Bierhauptstadt der Welt“, erläuterte der Mälzermeister in dem Film. Als Mälzer hat er in erster Linie die Verarbeitung der Gerste zu Malz zu leisten und zu verantworten: das Weichen, das Keimen und das Darren bzw. Trocknen. Natürlich zeigte das Video auch das Sudhaus („Herzstück der Brauerei“), in dem dann das Kochen und die Zugabe des Hopfens (aus Saaz) erfolgen und sich der Geschmack des Biers entwickelt. Danach kommt das Bier zum Gären und Reifen in die Tanks. Am Schluss wird es filtriert und über die Abfüllanlage in Flaschen, Dosen, Fässer oder auch Tanks gefüllt. Auch heute noch gibt es den Historischen Gärkeller, wo in riesigen Eichenfässern das Bier gärte und reifte. „Noch heute beschäftigt die Brauerei ein Team von sechs Böttchern“, erläuterte Tomek.

Als Mälzermeister ist Tomek in erster Linie für die Qualität und Produktion des Malzes zuständig. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit den Landwirten, welche die Gerste liefern, die Erstellung des Produktionsplans und natürlich das Mischen des Malzes nach den Vorgaben des Braumeisters. Natürlich durfte der Urheber des Pils, der Niederbayer Josef Groll, nicht unerwähnt bleiben. Durch die Industrialisierung und Verkehrsentwicklung  sei das Pilsner Bier schnell nach Prag und schließlich nach Wien oder auch nach Paris gekommen und habe so seinen Weltruf erlangt.

Außerhalb Pilsen trinkt Tomek am liebsten, das Bier, das am nächsten zur regionalen Brauerei ist – also regionales Bier, da hier die Chance am größten ist, dass es frisch ist. Und aufgrund der überregionalen Bedeutung und Bekanntheit unterstützt Pilsner Urquell eher nationale Sportteams.

Nach diesen interessanten theoretischen Ausführungen stießen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kultur-Zooms mit Pilsner Urquell (oder einem anderen Bier) auf 75 Jahre Ackermann-Gemeinde an und ließen sich auch den eingelegten Käse schmecken. Der Dank von Moderatorin Sandra Uhlich galt Petr Tomek und Marie Smolkova. Und wer sich im Nachklang an dem „Nakládaný Hermelín“ versuchen möchte, das Video ist weiterhin auf Youtube abrufbar. Und Pilsner Urquell sollte in dem einen oder anderen Getränkemarkt auch erhältlich sein.

Markus Bauer

Ein Teil der über 100 Zuschauer beim Kultur-Zoom über die Pilsner Brauerei Urquell.
Mälzermeister Petr Tomek berichtete live bzw. in einem Videofilm über seine Arbeit und über die Pilsner Brauerei Urquell.
Moderatorin Sandra Uhlich bei der Einführung.
Marie Smolkova hatte im Vorfeld die Zubereitung eines „Nakládaný Hermelín“ nach Familienrezept als Video auf Youtube gestellt.
Die Kulturarbeit der Ackermann-Gemeinde im Institutum Bohemicum wird gefördert durch das Bayerische Staasministerium für Familie, Arbeit und Soziales.