Bayerischer Verdienstorden für Msgr. Otte

Bayerischer Verdienstorden für Monsignore Otte

Der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer verlieh am 3. Juli Msgr. Anton Otte den Bayerischen Verdienstorden. Damit erhielt der Repräsentant der Ackermann-Gemeinde in Prag und ehemalige Geistliche Beirat des katholischen Verbandes die höchste bayerische Ehrung. Otte habe sich „als gebürtiger Sudetendeutscher zeitlebens in herausragender Weise für die deutsch-tschechische Aussöhnung und Verständigung eingesetzt“, begründet die Bayerische Staatskanzlei Ottes Ehrung. Der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, der Europaabgeordnete Martin Kastler, zeigte sich sehr erfreut über die Auszeichnung. Otte stehe seit Jahren für Dialog und Versöhnung. Diesen habe er schon in einer Zeit geführt, als die Fronten zwischen Deutschen, insbesondere Sudetendeutschen und Tschechen noch verhärtet waren. „Mit seinem Engagement hat er die Basis dazu mitgeschaffen, dass sich das bayerisch-tschechische Verhältnis in letzter Zeit so positiv entwickeln konnte“ und sei daher ein Würdiger Preisträger des bayerischen Ordens, so Kastler.

Anton Otte wurde 1939 im schlesischen Weidenau (Vidnava) geboren. 1960 verließ er als Spätaussiedler die kommunistische Tschechoslowakei, da er wegen der Einstellung seiner Familie zum herrschenden System zum Theologiestudium nicht zugelassen wurde. Im Westen studierte er dann Theologie in Königstein, Wien und Bamberg und wurde 1967 in Bamberg zum Priester geweiht. Nach Stationen als Kaplan, Jugendseelsorger und Gymnasiallehrer war Otte als Dekan im Strafvollzug seelsorgerisch tätig. Nach der Wende kehrte er 1991 in seine Heimat zurück und leitete in Prag die neu geschaffene Arbeitsstelle der Ackermann-Gemeinde. Einige Jahre war er dort von der Deutschen Bischofskonferenz beauftragt zusätzlich für die deutschsprachige Seelsorge verantwortlich. Die Versöhnungsarbeit der Ackermann-Gemeinde hat er seit Jahrzehnten an vielen Stellen verantwortlich mitgetragen. So war er neben Funktionen im Bamberger Diözesanverband und in der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde von 1992 bis 2010 Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde auf Bundesebene. Die hohe Anerkennung, die Otte in Deutschland und Tschechien sowie Staat und Kirche genießt, zeigt sich auf in zahlreichen Ehrungen. So erhielt er von Václav Havel 1996 den T.G. Masarýk-Orden und 2002 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Päpstliche Kaplan. Seit 2001 gehört er auch dem Königlichen Kollegiatskapitel St. Peter und Paul auf dem Vyšehrad zu Prag an, dessen Dekan er 2009 wurde und dem er seit Oktober 2011 als Probst vorsteht. Die Ackermann-Gemeinde ehrte Otte im Juni 2011 mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Versöhnungsmedaille im Gedenken an Hans Schütz.

„Durch seine Herkunft und seinen Lebensweg ist Anton Otte sozusagen eine lebendige Verkörperung der Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen“ heißt es in der Begründung für den Bayerischen Verdienstorden. Eigens verwiesen wird darin auch seinen Beitrag in der historisch-politische Bildungsarbeit. „Er hat bei einer Vielzahl von deutsch-tschechischen Konferenzen und Symposien zu historisch-politischen Fragen in Vorbereitung und Durchführung mitgewirkt.“ Auch um die Deutsche Minderheit in Tschechien habe er sich verdient gemacht. „Anton Otte hielt zahlreiche deutsch-tschechische Gottesdienste ab. Er war ein gern gesehener Priester und Prediger bei Begegnungen von Tschechen und Sudetendeutschen,“ heißt es in der Begründung weiter. Zu den Gratulanten bei der Verleihung im Antiquarium der Münchner Residenz zählte der Prager Kardinal Miloslav Vlk, der eigens zu Ehren von Otte nach München gereist war. Im Gespräch mit Ministerpräsident Seehofer hob der emeritierte Prager Erzbischof die große Bedeutung der Hilfen der Ackermann-Gemeinde für die Kirche in den böhmischen Ländern, insbesondere während der kommunistischen Zeit, hervor.

Bereits am Vorabend gratulierte die Ackermann-Gemeinde Otte mit einer Feier in der Bundesgeschäftstelle. Visitator Msgr. Dieter Olbrich, als Geistlicher Beirat Nachfolger von Otte, sieht in der Auszeichnung auch eine Würdigung der gesamten Arbeit des katholischen Verbandes. "Wir wollen uns etwas im Glanz dieser Ehrung sonnen", sagte er mit einem Augenzwinkern. Den Verdienstorden verstehe er als Motivation, den "in besonderer Weise von Toni Otte verkörperten Weg des Dialogs und der Versöhnung mit unseren tschechischen Nachbarn" weiterzuverfolgen, so Olbrich. Ottes Vorgänger im Amt des Geistlichen Beirats Pater Angelus Waldstein und selber Träger des Bayerischen Verdienstordens brachte seine Glückwünsche in Reimform vor.

 

ag

 

Seehofer (r.) ehrt Otte mit Verdienstorden<br/ >(Foto: Bayer. Staatskanzlei)