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Bayern & Tschechien: Zwei Nachbarn nehmen Zukunft in den Blick

„Seehofers Besuch hat sein Ziel erreicht: Er ist ganz persönlich in Tschechien angekommen, es war eine historische Begegnung unter Partnern und der Beginn einer modernen Nachbarschaftspolitik auf höchster Ebene, die die Menschen in beiden Ländern seit Jahrzehnten vorleben“, so der CSU-Europaabgeordnete Martin Kastler, Bundesvorsitzender der katholischen Ackermann-Gemeinde. „Die gute Nachbarschaft war seit vielen Jahren Alltag – seit heute wurzelt darauf der Beginn einer politischen Normalität“. Kastler wird den Besuch Seehofers heute Abend im Tschechischen Fernsehen in einem ausführlicheren Live-Gespräch kommentieren.

„Ich gratuliere Horst Seehofer zu seinem Auftreten in Prag. Es ist ihm gelungen, das Interesse Bayerns an einer modernen Nachbarschaftspolitik mit Tschechien deutlich zu machen. Er spricht unsere Sprache, wenn er gemeinsam mit den tschechischen Freunden den Blick nach vorne richten möchte – nicht zurück“, so Kastler. Besonders wichtig sei es nun, die begonnene Normalität in den Beziehungen zu institutionalisieren. „Dieser erste Besuch und der bereits vereinbarte Gegenbesuch können weiteres, notwendiges Vertrauen schaffen.“ Daneben gebe es eine Reihe ganz konkreter Themen, an denen Bayern und Tschechen als Nachbarn ein gemeinsames Interesse hätten: „Es war längst überfällig und ist gut, dass darüber nun auch auf oberster politischer Ebene ganz konstruktiv gesprochen wird,“ betont der CSU-Europaabgeordnete.

Gerade die Kirche und die Zivilgesellschaft seien bisher in besondere Weise als Brückenbauer aktiv gewesen. Die einst von sudetendeutschen Heimatvertriebenen gegründete Ackermann-Gemeinde werde sich in diesem Sinne weiter aktiv in die bayerisch-tschechische Nachbarschaft einbringen. Der katholische Verband war durch den Leiter des Prager Büros, Msgr. Anton Otte, von tschechischer Seite direkt in das Besuchsprogramm eingebunden. Außenminister Karel Schwarzenberg sowie Erzbischof Dominik Duka hatten ihn zu den Gesprächen ins Außenministerium bzw. ins erzbischöfliche Palais eingeladen. „Dass wir von tschechischer Seite bei Programmpunkten mit Ministerpräsident Seehofer beteiligt wurden, zeigt den hervorragenden Ruf, den die Ackermann-Gemeinde als Vermittler in Tschechien genießt“, so Kastler.

 

 

Im Vorfeld der Pragreise von Ministerpräsident Seehofer erklärte die Ackermann-Gemeinde am 17.12.2010:

Die Ackermann-Gemeinde freut sich: "Endlich reist der erste Bayerische Ministerpräsident offiziell in die Tschechische Republik - das ist ein längst überfälliges Signal guter Nachbarschaft mitten in Europa", so der Bundesvorsitzende des katholischen deutsch-tschechischen Verbandes, Europaabgeordneter Martin Kastler. Er erwartet "Gespräche unter Freunden, Signale und Konzepte einer künftig engen politischen Zusammenarbeit - und keine bloße Reduktion auf Regierungsdekrete und andere Debatten aus der Nachkriegszeit."

"Dieses Spitzentreffen muss an einen Dialog anknüpfen, den die Menschen lange schon leben - und den Christen von Beginn an prägten. Unser katholischer Verband, der auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist, steht für kontinuierliche Versöhnungsarbeit auf hohem Niveau und erwartet jetzt von der politischen Spitze Signale der Zukunft und konkrete Konzepte, die wirken", so Prof. Dr. Albert-Peter Rethmann, Geistlicher Beitrat der Ackermann-Gemeinde.

Bei den Gesprächen in Prag sollte es zu keiner Reduktion des deutsch-tschechischen Verhältnisses auf Regierungsdekrete der Nachkriegszeit kommen. "Diskussionen zur Revision von Eigentumsverhältnissen gehören nicht ins Zentrum dieser Runde." Im Mittelpunkt der Reise müsse vielmehr die Frage stehen, wie die bestehende Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Bayern und der Tschechischen Republik in Zukunft vertieft werden kann.

"Wir brauchen eine Begegnung zwischen Nachbarn und Freunden." Der mittelfränkische CSU-Europaabgeordnete begrüßt daher die Seehofer-Reise und ist überzeugt, "dass Horst Seehofer unvoreingenommen und pragmatisch eine moderne Nachbarschaftspolitik mit seinem tschechischen Amtskollegen Petr Nečas angeht."

Dass das lange schon möglich und in der Politik eigentlich überfällig ist, zeigt das tagtägliche Engagement der Ackermann-Gemeinde: Begegnungen zwischen Deutschen, insbesondere Sudetendeutschen, und Tschechen gehörten bereits weit vor der politischen Wende zum Programm der Ackermann-Gemeinde. „So war es ein logischer Schritt, dass wir schon kurz nach der Wende im Jahr 1991 ein eigenes Büro in Prag eröffneten“, erinnert sich Msgr. Anton Otte, seit Beginn Leiter des Prager Büros der Ackermann-Gemeinde. Es nimmt eine wichtige Rolle bei der Kontaktpflege zur tschechischen Zivilgesellschaft und zur Vorbereitung zahlreicher Projekte des katholischen Verbandes im Nachbarland ein. „Es ist ein wichtiges Signal, dass Seehofer am Sonntagabend Vertreter dieser tschechischen Zivilgesellschaft treffen wird,“ so Otte, der selbst an dieser Zusammenkunft teilnehmen wird. Dadurch werde die erfolgreiche (sudeten-)deutsch-tschechische Arbeit der vergangenen zwei Jahrzehnte zur Aufarbeitung der Geschichte und der Pflege des gemeinsamen kulturellen Erbes gewürdigt.

„In Tschechien sind die ehemaligen deutschen Bewohner des Landes herzlich willkommen - und umgekehrt“, konstatiert Kastler entgegen manch anders lautenden Vorurteilen. Dies habe das Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde gezeigt, das im Sommer vergangen Jahres erstmals in Tschechien, in Pilsen stattfand und auf ein rundweg positives Echo stieß.

Zu den vielen Aktivitäten der Ackermann-Gemeinde gehört u.a. das Brünner, ehemals Iglauer Symposium. Dieses Dialogforum bringt jeweils zum Palmsonntagwochenende Politiker, Wissenschaftler, Journalisten und Vertreter der Zivilgesellschaft aus Deutschland, Tschechien und anderen mitteleuropäischen Ländern in der mährischen Universitätsstadt zusammen. „Die Themen der Symposien drehen sich dabei nicht mehr nur um die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern richten den Blick auf die gemeinsamen Herausforderungen im Mitteleuropa“, erläutert Kastler. Im kommenden Jahr (15.-17.04.2011) ist es bereits die 20. Brünner Konferenz. Hinzu kommen zahlreiche Aktivitäten wie deutsch-tschechische Wallfahrten, Sprachkurse, Seminare und vor allem Jugendbegegnungen.

Als eine Würdigung der kirchlichen Versöhnungsarbeit sieht die Ackermann-Gemeinde die geplante Begegnung Seehofers mit dem Prager Erzbischof Dominik Duka. Mitte November erst erinnerte der katholische Verband in Prag gemeinsam mit den Vorsitzenden der deutschen und der tschechischen Bischofskonferenz an die Versöhnungsgesten der Bischöfe beider Länder vor zwanzig Jahren.

Seit 1999 besteht mit der "Sdružení Ackermann-Gemeinde" eine eigene tschechische Schwesterorganisation mit Sitz in Prag.