Begegnung im Glauben war und ist wichtig!

Seit 70 Jahren gibt es die Sudetendeutsche Wallfahrt nach Altötting. Den Festgottesdienst feierte Weihbischof Dr. Reinhard Hauke mit den Wallfahrern. Auch wenn die in Tracht teilnehmenden Wallfahrer seit Jahren in etwa gleich viel sind – am ersten Juli-Sonntag kamen zur Jubiläumswallfahrt Altötting in die Basilika St. Anna bedeutend mehr Teilnehmer, das Gotteshaus war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Das freute auch Weihbischof Dr. Hauke, den Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, sowie die Organisatoren der Wallfahrt aus der Ackermann-Gemeinde und dem Sudetendeutschen Priesterwerk.

Die nach der Vertreibung aus ihrem Kloster Braunau dann im niederbayerischen Rohr sesshaft gewordenen Benediktinerpater haben vor sieben Jahrzehnten die erste Wallfahrt der Sudetendeutschen nach Altötting organisiert. Darauf wies in ihrer Begrüßung die Passauer Diözesanvorsitzende der Ackermann-Gemeinde Ilse Estermaier hin. Sie betonte auch, dass die Fortsetzung der Wallfahrtstradition nach Altötting – auch mit den Fahnen, Bannern und bunten Trachten – eine Bereicherung für den bekannten bayerischen Wallfahrtsort sei. Die Sudetendeutsche Wallfahrt nach Altötting sei zur guten und lieben Tradition geworden. Unter den Wallfahrern waren auch der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt und die Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft Brunhilde Reitmeier-Zwick.

In seiner Predigt ging Weihbischof Hauke zunächst allgemein auf Wallfahrtsstätten ein und nannte Altötting einen „altehrwürdigen Wallfahrtsort“. Grundsätzlich stünden Wallfahrtsorte dafür, dass eine Begegnung zwischen Gott und dem Menschen – oft mit der Mittlerin Maria – stattgefunden habe. Viele Votivbilder und -tafeln zeigen solche Begegnungen und auch die Hilfe Gottes auf Fürsprache Mariens. Der Geistliche berichtete auch von einer Begegnung anlässlich des Fastenbrechens mit Muslimen in Thüringen. Die Einfachheit der sakralen Räume der Muslime verglich er mit den bescheidenen Kapellen der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg – und für beide, die heutigen Muslime und die Vertriebenen vor 70 Jahren, sei die Begegnung im Glauben wichtig (gewesen). „Es braucht die Beterinnen und Beter, damit der Wallfahrtsgeist lebendig bleibt. Bitten wir, dass es Männer und Frauen gibt, die zum Erhalt des Gottesreiches beitragen“, schloss Weihbischof Hauke mit einem Blick in die Zukunft seine Ansprache.

Die Marienfeier mit Totengedenken zelebrierte in der Kirche St. Konrad der emeritierte Abt Gregor Zippel OSB der Benediktinerabtei Rohr. Aus dem Evangelium – die Hochzeit zu Kana - stellte er die Worte Mariens heraus: „Was er euch sagt, das tut!“ Hier – wie auch bei den meisten anderen Worten Mariens – gehe es um die Erfüllung des Willens Gottes. Er schilderte seine Erfahrungen als Kind am Ende des Zweiten Weltkrieges, wo das Mariengebet „Unter Deinen Schutz und Schirm ...“ weit verbreitet war. „Vordergründig ist das Gebet nicht erhört worden, wir mussten aus unserer Heimat fliehen. Doch nach einigen Jahrzehnten merkten wir, dass Gottes Wille richtig war und die Fürsprache Marias geholfen hat“, führte der Benediktinerpater aus. Über Maria zu Jesus – immer gehe es um Jesus Christus, machte der Ordensmann deutlich, „er ist bei uns im Wort, in den Sakramenten, in seiner Kirche, deren Haupt er ist“.

Nach der Marienfeier zogen die Pilger von der Kirche St. Konrad unter Musikbegleitung zur Gnadenkapelle. Dort hieß Stadtpfarrer und Stiftspropst Prälat Günther Mandl die Wallfahrer willkommen und dankte für die Treue über sieben Jahrzehnte. Die sudetendeutschen Wallfahrer bezeichnete er als „Boten des Friedens, des Brückenbauens und der Versöhnung“. Und vor dem Pilgersegen meinte er: „Sie gehören untrennbar zum Wallfahrtsprogramm unseres Gnadenortes Altötting“.

Markus Bauer

Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, der Erfurter Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, beim Segen zusammen mit den Konzelebranten.