"Der auferstandene Christus als Gärtner"
Mit einem Ostergruß wendet sich Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, an die Mitglieder der Ackermann-Gemeinde:
„Maria Magdalena meinte, es sei der Gärtner“ (Joh 20,15)
"In Erfurt lieben die Menschen seit alter Zeit die Blumen und züchten Samen. So nennt man diese Stadt auch „Blumen- und Samenstadt“. Darum hat wohl den Erfurter Christen schon immer besonders das Osterevangelium Freude gemacht, in dem von der Begegnung Maria Magdalenas mit Jesus die Rede ist und wo es heißt: „Sie meinte, es sei der Gärtner.“ Eine mittelalterliche Holzplastik aus dem Erfurter Domschatz zeigt Christus, den Auferstandenen, mit einem Spaten (siehe Foto). Man sieht seine Wundmale und den Spaten, der auf dieses Schriftwort im Johannesevangelium hinweist.
Christus als Gärtner – ein schönes Bild für den Auferstandenen, wenn man Blumen und Samen liebt. Wenn es auch nur eine irrige Vermutung der Maria Magdalena war, dass vor ihr der Gärtner des Gartens steht, in dem das Grab Jesu war, so sehe ich darin doch ein Bild, das mir etwas von Jesus Christus erzählen kann:
Ein Gärtner muss Geduld haben: Eine Pflanze kann er hegen und pflegen, aber zum Wachsen bringen kann er sie nicht. Der Gärtner muss Geduld haben und warten, ob alles so wächst, wie er es sich wünscht. Dabei spürt er besonders die Hand des Schöpfers, der das Wunder des Wachstums schafft. Eigentlich müssen alle Gärtner fromme Menschen sein.
Ein Gärtner muss Freude am Zarten und Zerbrechlichen haben: Pflanzen sind zart und zerbrechlich. Sie vertragen keine Stöße und Schläge. Manchmal sprechen Gärtner mit den Blumen und sie blühen dann besonders schön – sagt man.
Ein Gärtner muss hitzebeständig sein: Wenn die Sonne brennt, kann er sich nicht ins Haus zurück ziehen. Er muss dann die Pflanzen gießen und vor dem Vertrocknen bewahren.
Ich glaube, dass der auferstandene Christus mit uns viel Geduld hat, dass er sich über uns freut, auch wenn wir nur zart und zerbrechlich sind im Guten, und dass er niemals aufhört, uns zu hegen und zu pflegen und vor dem Bösen zu bewahren.
Ostern ist ein Grund, sich über Christus zu freuen, der manchmal mit einem Gärtner verwechselt wird. Der Irrtum der Maria Magdalena war gar nicht so verkehrt."
+ Weihbischof Dr. Reinhard Hauke
Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz
für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge