Die gemeinsame Kultur pflegen - Instrumental- und Vokalmusik beim 32. Rohrer Sommer der Ackermann-Gemeinde
Knapp 100 Deutsche und Tschechen aller Altersstufen nahmen vom 30. Juli bis 6. August am inzwischen 32. Rohrer Sommer der Ackermann-Gemeinde teil. In den letzten Jahren ist diese traditionelle Veranstaltung auch unter der Bezeichnung „Deutsch-tschechische Kultur- und Begegnungswoche“ bekannt geworden. Die Benediktiner-Abtei Braunau im Kloster Rohr war jedenfalls eine Woche lang erfüllt von musikalischem und kulturellen Schaffen, Höhepunkt war das Konzert in der Asamkirche mit Aufführung der einstudierten musikalischen Werke.
Neben dem Konzert gab es heuer einen weiteren zentralen Aspekt, um den sich die Aktivitäten beim Rohrer Sommer drehten: am 5. August fand in Taus/Domažlice ein von der Ackermann-Gemeinde organisiertes deutsch-tschechisches Picknick statt. Dieses bereicherten Gruppen des Rohrer Sommers zum einen mit Beiträgen, zum anderen ging es in einzelnen Arbeitskreisen auch um die Kultur der Choden, also der Volksgruppe, die dort beheimatet ist. So beschäftigten sich die literarischen Arbeitsgruppen (Leitung Anna Cislerova und Kristýna Kraus) mit Märchen bzw. Schriftstellern und Autoren von dort.
Um Musik und Tanz der Choden ging es auch in den von Paul und Ines Barth geleiteten Arbeitskreisen Volksmusik und Volkstanz, wobei natürlich auch Inhalte anderer Regionen zur Geltung kamen. Jutta Boehms Puppenspiel-Arbeitskreis studierte das Schattentheater „Feuervogel“ ein, das dann im Kulturzentrum - Brauerei Domažlice zur Aufführung kam. Der religiöse Arbeitskreis kümmerte sich um die Beiträge beim Gottesdienst in Taus, und im Arbeitskreis „Holzarbeiten“ konnten die Mädchen und Buben ab vier Jahre unter anderem verschiedene Spiele oder auch Vogelhäuschen unter der Anleitung von Pavel Kučerka basteln. Beim Kreativen Gestalten (Leitung Markéta Hirschlová) wurden Stoffe bedruckt, Steine bemalt und mit Draht und Keramik allerlei geschaffen. Außerdem wurden noch die Körbe geflochten, in denen dann die Speisen und Getränke für das Picknick Platz fanden.
In der Rohrer Kirche hießen Kai Kocher und Kristýna Kraus die Zuhörer willkommen und stellten die seit gut 40 Jahren bestehende Veranstaltung und die im Jahr 1946 gegründete Ackermann-Gemeinde kurz vor. „Es geht darum, die gemeinsame Kultur aus der gemeinsamen Heimat weiter zu pflegen. Das ist es, was wir beim Rohrer Sommer tun“, bekräftigten die Moderatoren. Besonders wiesen sie auf nicht alltägliche Instrumente im ersten Beitrag hin, der Michael Haydn zugeschriebenen Kindersinfonie, die unter der Leitung von Zdeněk Talácko das Jugendorchester des Rohrer Sommers spielte. Bewährte Sopran-Solistinnen sind inzwischen Hildegunt Kirschner und Anna Kocher, die – am Klavier begleitet von Irina Ullmann – Felix Mendelssohn-Bartholdys „Ich harrete des Herrn“ sangen. Die „Triosonate Opus 3 Nr. 1 in Es-Dur“ des aus Mähren stammenden Franz-Xaver Richter brachten Johanna Boehm (Barock-Oboe), Stephanie Kocher (Barock-Viola), Simon Ullmann (Cello) und Irina Ullmann (Cembalo) zu Gehör. Nicht alltäglich in der Besetzung – Hackbrett (Anna Kocher) und Continuo (Stephanie Kocher) - war die „Gambensonate in h-moll RV 35“ von Antonio Vivaldi. Das von Johanna Boehm geleitete Blockflötenensemble spielte das aus dem Flämischen stammende Stück „Rompeltier“. Die Höhepunkte kamen wie gewöhnlich zum Schluss: Die „Sinfonia in A-Dur“ des böhmischen Komponisten Franz Xaver Dussek, gespielt vom Orchester des Rohrer Sommers unter der Leitung von Simon Ullmann, und die „Missa Sancti Stephani“ von František Ignác Tůma, die der Chor des Rohrer Sommers unter dem Dirigat von Stephanie Kocher aufführte.
Auszüge dieses Konzerts gab es am Tag darauf dann auch in Taus anlässlich des deutsch-tschechischen Picknicks im Refektorium der Jindrich-Kunstschule.
Markus Bauer (Fotos und Text)