Die heiligen Kyrill und Method – Apostel für Europas Einheit
Am 14. Februar gedachte die katholische Kirche der Heiligen Kyrill und Method. Zum 1150. Gedanktag der byzantinischen Slawenmission erinnert Dr. Raimund Paleczek an die Heiligen, die noch heute Europa bereichern können.
Die beiden Brüder aus dem makedonischen Saloniki (heute: Thessaloniki) haben bis heute keinen richtigen Platz in der Schar bekannter oder gar europaweit verehrter Heiliger gefunden. Zu marginal und verwirrend scheint ihre Wirkung für die Kirche Mitteleuropas im frühen Mittelalter zu sein. Kyrill und Method sind allerdings nicht die Väter einer mehr oder weniger erfolglosen Slawenmission. Vielmehr sind sie das geistige Bindeglied zwischen West- und Ostkirche. 1150 Jahre nach Beginn ihres Wirkens ist eine gute Gelegenheit, diese geistige Brückenfunktion neu zu erkennen und für politische Handlungsmomente zu definieren. Damit können wir einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Einheit Europas leisten.
Es gibt Parallelen zwischen damals und heute. Mitte des 9. Jahrhunderts treffen wir im ostmitteleuropäischen Raum auf eine strategische Konkurrenzsituation zwischen dem fränkisch-römischen und dem byzantinisch-slawischen Kaiserreich. Damals ging es allerdings darum, welche der beiden Kaiserreiche dem Christentum als ideeller Grundlage von Herrschaftsbildung in der südostslawisch-magyarischen Sphäre zum Durchbruch verhelfen würde. Das Christentum als Kernsubstanz Europas sahen die Konkurrenten von damals allerdings grundsätzlich als unverrückbar an – ein wichtiger Unterschied zur Gegenwart! Der römische Papst wollte die fränkische von Salzburg und Passau ausgehende Mission nach Osten durch die Gründung einer slawischen Kirchenprovinz eindämmen. Diese sollte zur politischen Stabilisierung des entstehenden Großmährischen Reiches gegen die Bedrohung der Magyaren beitragen. Aus ähnlichen Motiven unterstützte auch der byzantinische Kaiser die Pläne des großmährischen Fürsten Rastislav (846-70), die kirchliche Verwaltung Mährens auf eigene Füße zu stellen.
Vor diesem Hintergrund traten Konstantin (als Mönch später Kyrill) und sein etwa 10 Jahre älterer Bruder Michael (später Method) im Auftrag von Byzanz ihren Weg nach Mähren, das damals auch große Teile der heutigen Slowakei umfasste, an. Anfängliche Erfolge wurden jedoch nach nur wenigen Jahren aufgrund kirchenpolitischer Intrigen zunichte gemacht. Der mächtiger gebliebenen fränkischen Mission war die Volkssprache, die Papst Hadrian 867 der mährischen Mission gewährt hatte, ein Dorn im Auge. Kyrill starb mit nur 42 Jahren 869 in Rom, vielleicht auch an Gram über seinen Misserfolg. Lediglich die von ihm geschaffene Glagolica blieb als Grundlage für die heute noch verwendete und nach ihm benannte kyrillische Schrift bestehen. Method geriet als Missionserzbischof des machtpolitisch nicht abgesicherten Fürstentums Pannonien zunächst unter die Räder weiterer Intrigen seiner bischöflichen Nachbarn von Aquileia, Passau und Salzburg. Bei Methods Tod 885 war die Mission zwar dennoch erfolgreich vorangebracht worden, aber der Ungarneinfall 906/07 bereitete dem Großmährischen Reich und damit auch der Slawenmission endgültig ein Ende.
Womit können die beiden Slawenapostel das heutige Europa bereichern? Kyrill und Method übernehmen mit ihren Lebenswerken das Patronat für drei Grundpfeiler der europäischen Einheit:
1. Sie schufen mit ihrem literarischen Wirken (Alphabet, liturgische Texte) die geistige Verbindung von Ost und West.
2. sie sind Patrone für die Bewahrung der kulturellen Eigenheit einer Nation im Sinne einer ethnischen Gemeinschaft.
3. sie sind Patrone für die Ökumene, da ihr Wirken vieles von dem Liturgieverständnis und der Art der Glaubensverkündigung vorweggenommen hat, das später in der Orthodoxie und bei den Lutheranern Tradition geworden ist.
Dr. Raimund Paleczek
Generalsekretär a.D. der Ackermann-Gemeinde und
Mitglied im Vorstand des Sozialwerks der Ackermann-Gemeinde e.V.