„Die Staatsregierung schätzt das besondere Profil der Ackermann-Gemeinde“

Bayerische Staatsministerin Emilia Müller besucht das Prager Büro von Ackermann-Gemeinde und Sdružení Ackermann-Gemeinde.

Das Prager Emaus-Kloster, unweit des Karlsplatzes, ist nicht nur ein Ort mit großer historischer Bedeutung und touristische Sehenswürdigkeit, sondern seit 1991 auch Sitz des Büros der Ackermann-Gemeinde in Prag. Bei ihrer jüngsten Fahrt in die tschechische Hauptstadt stattete die bayerische Europaministerin Emilia Müller der katholischen Gemeinschaft einen Besuch ab. „Gerade die Ackermann-Gemeinde leistet sehr viel für die Aussöhnung und Verständigung“, betonte die Ministerin gleich zu Beginn. Daher sei sie gerne der Einladung gefolgt.

Monsignore Anton Otte, Propst des Kapitels auf dem Vyšehrad, repräsentiert von Beginn an die Ackermann-Gemeinde in Prag. Bevor es zur Unterredung in die Büroräumlichkeiten ging, führte der Geistliche den hohen Gast durch den Kreuzgang und in die Kirche. Dabei erläuterte er die zahlreichen Verbindungen des Benediktinerklosters zur europäischen Geschichte.

„Ich sehe die heimatvertriebenen Sudetendeutschen als Menschen, die sehr viel in diese Beziehungen einbringen wollen und einbringen können“, betonte Müller deren besondere Funktion für die deutsch-tschechische Nachbarschaft. „Die bayerische Staatsregierung schätzt dabei die Tätigkeit und das besondere Profil der Ackermann-Gemeinde sehr“, ließ die Ministerin die Vertreter des katholischen Verbandes wissen. Dabei erinnerte sie an das Brünner Symposium, das sie selbst schon erlebt habe. Ihr sei schon aufgrund ihrer Herkunft die Vertiefung der nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Bayern und der Tschechischen Republik ein großes Anliegen. Den Besuch des tschechischen Ministerpräsidenten Dr. Petr Nečas bewerte sie als „einen großen Schritt vorwärts in unseren Beziehungen“. „Aber Versöhnung und Verständigung bleiben auch weiterhin eine große Aufgabe“, betonte Müller. Otte unterstrich, die Ackermann-Gemeinde beurteile die aktuellen Entwicklungen in den bayerisch-tschechischen Beziehungen sehr positiv. Er kam auf die Rolle des Prager Büros der Ackermann-Gemeinde zu sprechen. Wichtig sei es besonders, um „lebendige Kontakte zu tschechischen Partnern“ zu pfelgen. Als wichtigste nannte Otte die Tschechische Christliche Akademie, die Bernard-Bolzano-Gesellschaft und die Bürgervereinigung Antikomplex, die alle auch ihren Sitz im Emaus-Kloster haben.

Für die tschechische Ackermann-Gemeinde begrüßte deren Vorsitzender Jaromír Talíř die bayerische Europaministerin. Der KDU-Politiker und ehemalige tschechische Kulturminister stellte die Arbeit des 1999 gegründeten tschechischen Vereins „Sdružení Ackermann-Gemeinde“ vor, die ganz im Sinne ihrer deutschen Schwesterorganisation wirke. Ihre Geschäftstelle, die von Dr. Jan Heinzl geleitet wird, teile sich die Räumlichkeiten mit der Prager Repräsentanz der deutschen Ackermann-Gemeinde. Er verwies auf einen Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Katholischen Wochenzeitung (Katolický týdeník), der mit dem Titel „Die sudetendeutsche Geschichte ist auch unsere Geschichte“ überschrieben ist. „Unsere Aufgabe ist es, dies ins Bewusstsein unserer tschechischen Landsleute zu bringen. Darin sehen wir eine unserer Aufgaben.“ Die Deutschen hätten seit Jahrhunderten zu den böhmischen Ländern gehört. Dies werde nach jahrzehntelanger Indoktrination durch die Kommunisten nun allmählich mehr und mehr offen thematisiert, gab sich Talíř optimistisch.

„Die Ackermann-Gemeinde hat immer gefragt: „was ist an Begegnung und Dialog möglich?“ und dies dann auch realisiert“, erläuterte der Bundesgeschäftsführer der Ackermann-Gemeinde Matthias Dörr eine Grundhaltung der katholischen Gemeinschaft. So habe sich bereits zur kommunistischen Zeit ein breites Netzwerk zur Kirche, zu Dissidenten und zur deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei entwickelt. „Auf diese persönlichen Kontakte und auf das durch vielfältige Hilfen gewachsene Vertrauen konnte die Ackermann-Gemeinde und auch ihr Prager Büro aufbauen“, so Dörr. Als ein Ergebnis aus der direkten Nachwendezeit erinnerte Otte an die gemeinsame Erklärung von sudetendeutschen und tschechischen Christen aus dem Jahr 1991. Diese erinnerte an die Jahrhunderte lange gemeinsame Geschichte von Deutsche und Tschechen und verurteilte die Kollektivschuld.

ag

Europaministerin Emilia Müller (Mitte) umrahmt von<br/ >Bertold Flierl (Staatskanzlei), Msgr. Anton Otte<br/ >(AG-Repräsentant in Prag), SAG-Vorsitzende<br/ >Jaromír Talíř und AG-Bundesgeschäftsführer<br/ >Matthias Dörr (v.l.).