Flucht und Vertreibung weltweit - Asyl in Deutschland?

Die Bibel ist voll von Fluchtgeschichten. Abraham war Wirtschaftsflüchtling, Moses floh als Straftäter, Maria und Josef flohen vor politischer Verfolgung. Auch in der Ackermann-Gemeinde erlitten viele dieses Schicksal und aktuell gibt es keine Nachrichtensendung ohne Bericht über Flüchtlinge, Asylsuchende, Hungernde, Tote. Das 22. Rohrer Forum mit mehr als 100 Teilnehmern befasste sich am ersten Maiwochenende mit dieser Thematik.

Die Bibel ist voll von Fluchtgeschichten. Abraham war Wirtschaftsflüchtling, Moses floh als Straftäter, Maria und Josef flohen vor politischer Verfolgung. Auch in der Ackermann-Gemeinde erlitten viele dieses Schicksal und aktuell gibt es keine Nachrichtensendung ohne Bericht über Flüchtlinge, Asylsuchende, Hungernde, Tote. Das 22. Rohrer Forum mit mehr als 100 Teilnehmern befasste sich am ersten Maiwochenende mit dieser Thematik.

Die vielfältigen Ursachen für die heutigen Fluchtbewegungen erläuterte Prof. Barbara Krause. Politische Verfolgung ist ein Hauptgrund, um Menschen zu Flüchtlingen zu machen. Dazu sind Unterscheidungen wichtig, die „mich“ von „den anderen“ abgrenzen. Sprache und Religion werden dafür als Merkmale missbraucht, sie haben sich zur demagogischen Begründung für Diskriminierung, Folter, Unterdrückung, Aberkennung von Menschenrechten und Mord bewährt.

Auch das Wirtschaften der Industriestaaten zwingt Menschen zur Migration, sie werden zu sog. Armutsflüchtlingen. In Mesopotamien, einst christliches Kernland, wurden Christen als Verbündete des Westens vertrieben: Sie werden mit verantwortlich gemacht für die Kriege in der Region.

Flüchtlinge, die die EU erreichen, haben Kreativität, Stärke, Geistesgegenwart und oft die letzten finanziellen Reserven eingesetzt; sie müssen sich einem monatelangen Asylverfahren stellen, sind heimatlos, traumatisiert und auf unsere Hilfe angewiesen. Krause appellierte an die Zuhörer, entsprechend unserem christlichen Menschenbild die Unterschiede der Menschen als Reichtum und Chance zu verstehen. Ungezählte AG-Mitglieder, mit Heimatverlust und Fremdsein vertraut, haben sich bereits ehrenamtlich engagiert und stehen als Sprachlehrer, Begleiter und Dolmetscher zur Verfügung.

Pater Deogratias Maruhukiro, Schönstattpfarrer aus Burundi und „im Herzen Ackermann“, promoviert in Freiburg zu dem Thema: „Für eine Kultur des Friedens und der Versöhnung“. Hutus und Tutsis haben sich in seinem Heimatland grausam bekämpft. Er warnte eindringlich vor den langfristigen Auswirkungen von Flucht und Vertreibung in Afrika, wo die Menschen jahrelang als Binnenflüchtlinge oder als Refugees in armen, kriegführenden Nachbarländern oder im entfernten Ausland Schutz suchen. Aber es gebe auch Lösungswege: Die Europäische Union hat die Möglichkeit, bei Menschenrechtsverletzungen finanziellen Druck auszuüben, in dem sie Projektgelder an Bedingungen knüpft oder verweigert; die Wirtschaftsnationen könnten durch mehr Gerechtigkeit ein Wohlstandsgefälle und die damit verbundene Sogwirkung verhindern; den Frieden fördern statt den Waffenhandel; die Mittelschicht als Armutsbekämpfung fördern.

Pater Deogratias wies noch auf einen unbeachteten Aspekt der Flüchtlingsbewegung hin: Die Flüchtlinge sind eine treue, finanzielle Stütze ihrer Familien in den Heimatländern. Sie zu fördern ist zuverlässiger, als Hilfsgelder korrupten Regierung anzuvertrauen. Sie sind es wert, willkommen zu sein.

Martin Panten, stellvertretender Bundesvorsitzender, legte den Blick auf das Asylverfahren in Deutschland, das zur Zeit drei Monate dauert. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge entscheidet über Anerkennung oder Ablehnung. Längst sei der Bevölkerung klar, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei (ZDF-Politbarometer vom 17.04.: 78 % ja, 18 % nein). Die demografische Entwicklung in Deutschland wird zum Problem, wir sind auf Einwanderung angewiesen. 2005 trat das Zuwanderungsgesetz in Kraft, aber schon drei Jahre früher hatte sich die Ackermann-Gemeinde in der Agenda 02 verpflichtet, dazu beizutragen, die Not der Menschen zu lindern, die von Flucht oder Vertreibung betroffen oder aus anderen Gründen zur Migration gezwungen sind, so Panten.

„Die Schlepp-Saison ist in vollem Gange“ teilte Bruder Dieter Müller SJ, Jesuiten-Flüchtlingsdienst Deutschland/JRS, mit. Er beschrieb das Dilemma der Flüchtlinge im Mittelmeer, die sich Schleppern anvertrauen, die wissen, dass das andere Ufer nicht erreicht werden kann. Als Fehler beschrieb er die Einstellung von „Mare Nostrum“. Papst Franziskus sprach bei seiner ersten Reise nach Lampedusa von einer „Schande Europas“.

„Macht es noch Spaß, Integrationsbeauftragter zu sein?“ Diese Frage beantwortet Martin Neumeyer MdL eindeutig mit „Ja“, obwohl er für sein Engagement auch beschimpft wird. Sein wichtiges Amt ist jetzt der Bayerischen Staatsregierung angegliedert. Neumeyer lobt die große Aufnahmebereitschaft in unserem Land, 87% der Deutschen befürworten die Aufnahme von Flüchtlingen. Nicht nur Neumeyer richtet einen Appell an die Ackermann-Gemeinde: helft als Ehrenamtliche beim Deutschlernen, in der Sozialarbeit.

Ein Planspiel für Jugendliche und ein Gottesdienst mit Pater Deogratias beendete dieses Rohrer Forum.

 

Margareta Klieber

Überzeugt mit einem leidenschaftlichen Plädoyer:<br/ >der bayerische Intergrationsbeauftragte Martin<br/ >Neumeyer MdL (re.) mit dem Moderator<br/ >Sebastian Kraft (Foto: ag).