Gaben weitergeben und verschenken! Feierlicher Gottesdienst vor dem deutsch-tschechischen Picknick
Bis auf den allerletzten Platz besetzt war anlässlich des deutsch-tschechischen Picknicks der Ackermann-Gemeinde die Kirche Mariä Geburt in Taus/Domažlice, sogar die Stehplätze wurden knapp. Doch was hat ein Gottesdienst mit einem Picknick zu tun? Ein Picknick ist bekanntlich eine im Freien eingenommene Mahlzeit. Die Ackermann-Gemeinde und ihr tschechisches Pendant, die Sdružení Ackermann-Gemeinde, sind ja katholische Verbände, die ihre Veranstaltungen auch im Licht und Zeichen ihres Glaubens begehen. Daher war dem geselligen Picknick ein feierlicher Gottesdienst vorgeschaltet, an dessen Ende die Picknickkörbe bzw. die darin enthaltenen Speisen und Getränke gesegnet wurden.
An die Einweihung der „wichtigsten Marienkirche des Abendlandes, Santa Maria Maggiore in Rom“, die am 5. August 434 geweiht wurde, erinnerte in seiner Begrüßung Monsignore Adolf Pintíř, Hauptzelebrant des Gottesdienstes und zugleich Vorsitzender der Sdružení Ackermann-Gemeinde. Bei jeder Eucharistiefeier werden die Gläubigen an den Tisch des Herrn geladen, um Jesus in der Gestalt der Hostie zu empfangen, stellte er den Bezug zum Picknick her.
Auch die Texte der Lesung und des Evangeliums waren darauf abgestimmt. In der Lesung (Jesaja 55, Vers 1-3) ging es um Wasser, Getreide, Wein und Milch – und um die Gratis-Nahrung, die sättigt. „Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen! Neigt euer Ohr und kommt zu mir, hört und ihr werdet aufleben!“ Das Evangelium (Matthäus 10, Vers 26-33) handelte von Jesu Brot- und Fischwunder, als er mit fünf Broten und zwei Fischen weit über 5000 Leute versorgte.
Mit einem Teller, einem Souvenir vom See Genezareth bei seiner ersten Pilgerreise ins Heilige Land, stellte Pfarrer Klaus Oehrlein zum Beginn seiner Predigt den Bezug zu dem im Evangelium geschilderten Geschehen her. Aus diesem biblischen Ort hatte er auch als Bild ein Mosaik mitgebracht und an die Gottesdienstbesucher verteilt, auf dem zwei Fische und der Korb mit Broten zu sehen sind. „Wie genau die Vermehrung der Brote und Fische vor sich ging, das interessierte Matthäus nicht. Als Theologe sollte man genau hinsehen, was im Text steht: ‚Er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten und alle aßen und wurden satt‘“, erläuterte und zitierte der Geistliche. Bei dem verteilten Brot handle es sich um einen „verborgenen Hinweis auf Jesus Christus, der sich selbst als Brot des Lebens verteilt“ – also auch um einen Hinweis auf die Eucharistie. Und die Zweifel der Jünger seien, so Pfarrer Oehrlein, auch als Prüfstein des Glaubens für jeden Christen zu interpretieren. Das Wenige (hier zwei Fische und fünf Brote) reicht, dass alle satt werden. „Das ist die Grunderfahrung des Glaubens bis heute“, konkretisierte der Prediger. Scheinbar gebe es nur wenige Antworten auf die vielen Fragen, wenig Kraft für die Versöhnung, „nur einen Tropfen Liebe angesichts eines Ozeans an Lieblosigkeit und Gewalt“ usw. Weder nüchterner Verstand noch eine große Organisation würden reichen. „Das Evangelium lehrt, dass das Wenige ausreicht, wenn man es verteilt. Nur wer gibt, der vermehrt – das ist das Gesetz des Glaubens. Und wer Jesus begegnet, der kann seine Angst verlieren. Es geht um das Brot der Beziehung, um die Bereitschaft, was ich habe, was mir geschenkt wurde, weiterzugeben und zu verschenken. Wenn diese Bereitschaft bei den Menschen vorhanden ist, dann geschehen auch heute noch Wunder“, fasste Pfarrer Oehrlein zusammen. Bei diesem Wunder der Brot- und Fischvermehrung habe auch die Begegnung vieler Menschen im Vordergrund gestanden, auch dieser Aspekt gehöre dazu. Mit einem Gebet, abgedruckt auf der Rückseite des Mosaikbildes, schloss der Geistliche seine Ansprache: „Gott – Du hast uns verschiedene Gaben geschenkt. Keinem gabst du alles – und keinem nichts. Jedem gibst du einen Teil. Hilf uns, dass wir einander dienen mit dem, was du einem jeden zum Nutzen aller gibst.“
Dem Hausherrn der Kirche, Pfarrer Mirosław Gierga, oblag es am Ende der Messfeier, die 50 mit Speisen bestückten Körbe für das Picknick zu segnen. Monsignore Pintíř hatte noch etwas Regionales - böhmische Kolatschen – beigesteuert. Der Wortgottesdienst lief zu großen Teilen (Kyrie-Rufe, Lesung/Evangelium, Fürbitten) zweisprachig ab, für die musikalische Umrahmung sorgten Mitglieder der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde und des Rohrer Sommers. Nach dem Gottesdienst brachten Vertreter der Ackermann-Gemeinde und der Sdružení Ackermann-Gemeinde die Körbe nach draußen zum Picknick und zum Rekordversuch für den längsten deutsch-tschechischen Picknicktisch.
Markus Bauer (Text und Fotos)