Gauck in Tschechien und AG vor Ort dabei

Heute endet der dreitägige Staatsbesuch von Bundespräsident Joachim Gauck in Tschechien. Auf den Programm standen neben politischen Gesprächen der Besuch in Theresienstadt und auch ein Gesprächsrunde zur Vergangenheitsbewältigung. An mehreren Stationen kam er dabei mit der Ackermann-Gemeinde in Kontakt. Auch zur deutsch-tschechischen Geschichte fand er bei seinen Reden klare Worte.

Eine große Begegnung stand am Dienstagabend in der Prager Botschaft auf dem Programm. Dort kamen auf Einladung des Bundespräsidenten politische Repräsentanten der Tschechischen Republik und aktive Gestalter der deutsch-tschechischen Nachbarschaft zusammen. Darunter natürlich auf Vertreter der deutschen und der tschechischen Ackermann-Gemeinde. Ins Gespräch mit Gauck kamen Kulturminister Daniel Herman (Vorsitzender der SAG), Msgr. Anton Otte (Repräsentant der deutschen AG in Prag), P. Dr. Martin Leitgöb (Geistlicher Beirat der SAG), AG-Bundesgeschäftsführer Matthias Dörr und  SAG-Geschäftsführer Dr. Jan Heinzl. Gauck würdigte in seiner kurzen Ansprache die ehemaligen deutschen Bewohner als Brücke zwischen den Ländern. Im persönlichen Gespräch dankte er der Ackermann-Gemeinde für ihr Wirken im Geiste der Versöhnung und Nachbarschaft.

Bereits am ersten Besuchstag konnte Msgr. Anton Otte, gemeinsam mit dem Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka, den Bundespräsidenten auf dem Vyšehrad begrüßen. In seiner Funktion als Probst des dortigen königlischen Kollegiatskapitels führte er den Staatsmann durch die Basilika und den angrenzenden Friedhof. Dort gedachten sie auch der Geistlichen und Ordensleute, die Opfer totalitärer Regime wurden. Besondere Aufmerksamkeit in den Medien bekam der Besuch im Konzentrationslager und im Getto von Theresienstadt/Terezín mit dem Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus. Zum Abschluss seines Staatsbesuches stand ein Treffen mit Schülern und Intellektuellen in der Prager Botschaft auf dem Programm, um mit ihnen über den Stand der Aufarbeitung der deutsch-tschechischen Geschichte zu diskutieren. Damit unterstrich Gauck nochmals, wie wichtig ihm eine echte Aufarbeitung der deutsch-tschechischen Geschichte ist. Von den Erfahrungen und Aktivitäten der Ackermann-Gemeinde konnte in diesem Kreis Msgr. Anton Otte dem Bundespräsidenten berichten.

Auch in seien Reden nahm die Vergangenheit mit ihren Belastungen immer wieder viel Raum ein. Bundespräsident freut sich in seiner Ansprache beim Staatsbankett auf der Prager Burg, zu dem Präsident Miloš Zeman auch Msgr. Anton Otte eingeladen hatte, über die neuen Selbstverständlichkeiten in der deutsch-tschechischen Nachbarschaft: „Tschechen entdecken die Schönheiten deutscher Landschaften, Deutsche entdecken die Reize von Böhmen und Mähren. Und dass auch Ihr ehemaligen Mitbürger und Landsleute, voller Neugier gleichsam Heimatbesuche machen können, das zeugt von der enormen Entwicklung unserer Beziehungen. Viele Flüchtlinge und Vertriebene sowie deren Kinder und Enkel sind zur Brücke zwischen unseren Staaten geworden.“ Das Bild der Vertriebenen als Brücke zwischen den Völkern wiederholte er nochmals bei seiner kurzen Ansprache bei Empfang in der Prager Botschaft.

In seiner viel beachteten Rede an der Karlsuniversität sagte er: „Als letzter Akt des Dramas folgte nach der Befreiung 1945, als auch die Deutschen ihre Heimat verlassen mussten, durch Flucht, Vertreibung, Zwangsaussiedlung, ethnische Säuberungen, Odsun – wie immer Sie es nennen mögen – Schuldige und Unschuldige zugleich. Heute finden wir, trotz einer komplizierten Wahrheit, zu einem zunehmend differenzierten Geschichtsbild. Es stimmt mich optimistisch, dass gerade jüngere Wissenschaftler, Journalisten, Schriftsteller und Künstler sich mit dieser noch immer emotional belasteten Geschichte auseinandersetzen. Es ehrt die Tschechische Republik, dass sie 2005 ihre Anerkennung gegenüber den sudetendeutschen Widerstandskämpfern und Verfolgten des Naziregimes zum Ausdruck brachte. Zu erinnern ist auch an die vielen oft namenlos gebliebenen Tschechinnen und Tschechen, die 1945, nach dem Krieg, ihren deutschen Mitbürgern Schutz boten.“

Ein erfolgreicher Staatsbesuch mit großen Gesten der Versöhnung, mit Worten der Würdigung und Ermunterung für weiteres Engagement bei der Vergangenheitsbewältigung sowie mit Anerkennung der Leistung der Ackermann-Gemeinde geht heute zu Ende.

ag