Gedenken an einen Brückenbauer
Feierliche Enthüllung der Gedenktafel für Msgr. Anton Otte auf dem Vyšehrad-Friedhof in Prag
Am Samstag, dem 18. Januar 2025, wurde auf dem Vyšehrad-Friedhof in Prag feierlich eine Gedenktafel zu Ehren von Msgr. Anton Otte enthüllt. Nachdem dieser am 29. Dezember 2021 verstorben war, war er in seiner deutschen Heimat Bamberg begraben worden. Doch auch Prag war ihm zur Heimat geworden – und so war es nur ein logischer Schluss, dass auch an seiner Prager Wirkungsstätte an ihn erinnert werden soll. Die Ackermann-Gemeinde hat zusammen mit dem Kapitel auf dem Vyšehrad, dem Anton Otte zwischen 2001 und 2014 angehört hatte, die Idee einer Gedenktafel entwickelt. Diese befindet sich nun vor der Krypta des Kollegiatskapitels St. Peter und Paul auf dem Vyšehrad zu Prag, dem Otte zuletzt auch als Propst vorgestanden hatte, und trägt die tschechische Inschrift: „Brückenbauer zwischen Deutschen und Tschechen“.
Anwesend zur feierlichen Enthüllung waren Vertreterinnen und Vertreter der Ackermann-Gemeinde, der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik, der Erzbischof von Prag Jan Graubner, sowie Delegationen weiterer Institutionen.
Die Gedenktafel erinnert an das Leben und Wirken von Anton Otte, der sich unermüdlich für die Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen eingesetzt hat. Dieses war keineswegs selbstverständlich, denn zum Kriegsende hatte er erleben müssen, wie sein Vater von einem tschechischen Gericht zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Trotz dieses Schmerzes und – noch mehrere Jahre als junger Deutscher unter Tschechen lebend – mancher weiteren erduldeten Schikanen war es ihm zeit seines Lebens ein innerstes Anliegen, sich für Versöhnung einzusetzen. Nachdem er mit seiner Familie 1960 die tschechische Republik verlassen hatte, studierte er Theologie und wurde 1967 in Bamberg zum Priester geweiht. Nach Stationen als Kaplan, Jugendseelsorger und Gymnasiallehrer war er als Dekan im Strafvollzug seelsorgerisch tätig.
In seiner Ansprache sagte Dr. Albert-Peter Rethmann, der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde „Toni ging dahin, wo es weh tut“ und spielte damit auch darauf an, dass Anton Otte 1991 nach Tschechien zurückgekehrt ist. In Prag baute er das tschechische Büro der Ackermann-Gemeinde auf und wirkte zudem als Seelsorger für die deutschsprachige Pfarrei. In diesen Jahren war er mitten in Tschechien einer der wichtigsten Vermittler zwischen den beiden Völkern und trug als lebendiges Beispiel für gelungene Versöhnung bei vielen Gelegenheiten dazu bei, dass die Vorurteile auf beiden Seiten abgebaut werden konnten. Bis in die höchste Politik war er ein geschätzter Gesprächspartner und hatte auch an der Deutsch-Tschechischen Erklärung von 1997 seinen Anteil, da er unermüdlich mit Diplomaten und Politikern über sein Herzensthema im Austausch war und alles dazu tat, um beide Seiten miteinander ins Gespräch zu bringen.
Rethmann resümierte in seiner Ansprache auf dem Friedhof weiter: „Als katholischer Priester, Theologe und engagiertes Mitglied der Ackermann-Gemeinde hat er entscheidend dazu beigetragen, die Gräben zu überwinden, die Krieg und Vertreibung hinterlassen hatten. (…) Geboren in einer Zeit, die von Konflikten geprägt war, hatte er eine Vision: ein Europa, das nicht in nationalen oder kulturellen Gegensätzen zerfällt, sondern in Respekt, Solidarität und Frieden zusammenwächst. Sein Wirken war geprägt von dem festen Glauben daran, dass Versöhnung nicht nur möglich, sondern notwendig ist – für uns und für zukünftige Generationen. Durch seine unermüdliche Arbeit hat er gezeigt, dass wahre Versöhnung keine Schwäche, sondern eine immense Kraft ist. Sie erfordert Mut, Hingabe und die Bereitschaft, auch schwierige Gespräche zu führen und alte Wunden zu heilen. (…) Möge uns diese Tafel stets daran erinnern, dass es Menschen wie Anton Otte waren, die aus der Dunkelheit der Vergangenheit ein Licht für die Zukunft geschaffen haben.“
Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Tschechien, Andreas Künne, ergänzte, dass Anton Otte ein leuchtendes Beispiel für gelebte Versöhnung und den Mut zum Brückenbau sei. Auch Msgr. Adolf Pintíř, Vorsitzender der Sdružení Ackermann-Gemeinde, fand bewegende Worte des Gedenkens. Den Höhepunkt der Zeremonie bildete die feierliche Enthüllung der Gedenktafel durch Erzbischof Jan Graubner, Botschafter Andreas Künne und Dr. Albert-Peter Rethmann.