Gedenken an sudetendeutsche und tschechische Glaubenszeugen in Gedenkstätte KZ Dachau

Die in der Turmhalle der Stiftsbasilika St. Martin gezeigte Ausstellung „Zeugen für Menschlichkeit. Christlicher sudetendeutscher Widerstand“ wies bereits auf Märtyrer in der NS-Zeit hin. Vertieft wurde diese Thematik durch eine Fahrt in die KZ-Gedenkstätte Dachau. Hier gab es für mehrere Gruppen detaillierte Führungen, den Abschluss bildete eine Andacht in der Todesangst-Christi-Kapelle, bei der sechs Glaubenszeugen, sudetendeutsche und tschechische, gewürdigt wurden.

Drei Busse mit über 100 Personen machten sich am Samstagnachmittag auf den Weg von Landshut nach Dachau,. Mehrere Gruppen, darunter eine mit tschechischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie eine hauptsächlich mit Jugendlichen, ließen sich in den Führungen Informationen zu diesem ersten offiziell von den NS-Machthabern bereits im Jahr 1933 errichteten Lager vermitteln. Es war auch das einzige Lager, das alle 13 Jahre (bis zum 29. April 1945) in Betrieb war. Erwähnt wurde bei den Führungen auch, dass bald nach Abschluss des Münchner Abkommens, d.h. schon im Oktober 1938, tschechische und sudetendeutsche Häftlinge hierher verbracht wurden. Ebenso verwiesen wurde auf die Geistlichen, die hier zusammengebracht wurden, und auf die Nutzung von Teilen des Konzentrationslagers als Flüchtlingslager bis 1964.

Zum Gedenkgottesdienst in der Todesangst-Christi-Kapelle hieß Pastoralreferent Ludwig Schmidinger, Bischöflicher Beauftragter für KZ-Gedenkstättenarbeit in der Erzdiözese München-Freising, die Tagungsteilnehmer willkommen. Von den über 200.000 in Dachau inhaftierten Menschen seien über 40.000 gestorben. Die Andacht soll besonders an einige tschechische und sudetendeutsche Opfer erinnern, erklärte Schmidinger. Einen geistigen Impuls gab Monsignore František Koutný aus Brünn. Die hier Inhaftierten hätten zum Teil die Hoffnung gehabt, zu überleben. Andere hätten aber auch damit gerechnet, hier zu sterben. „Die hier Genannten haben anderen geholfen, in der Hoffnung zu leben“, führte der Priester aus der Hauptstadt Mährens aus. Aus religiöser, theologischer Sicht „sind sie aus dem Tod ins Leben hinübergegangen – gemäß der Aussage des Heiligen Paulus ‚Ob wir leben oder sterben – wir gehören dem Herrn‘“, so der Geistliche. Neben den sechs Glaubenszeugen, die mit einer kurzen Vita vorgestellt und für die jeweils eine Kerze entzündet wurde, nannte Monsignore František Koutný noch die Pfarrer Karl Leisner (1915 – 1945) und Alois Andritzki (1914 – 1943), die im Lager bzw. an den Folgen des Aufenthalts starben. Beide wurden bereits seliggesprochen.

Von den sechs besonders gewürdigten sudetendeutschen und tschechischen Märtyrern standen Fotos angereiht vor dem Altar: der Selige Pater Engelmar Unzeitig, Kardinal Josef Beran, der Publizist, Philosoph und YMCA-Leiter Jaroslav Šimsa, Pater Richard Henkes, Abt Arnošt Vykoukal und Prior Augustinus Franz Schubert. Zu jedem dieser sechs Glaubenszeugen wurden kurze informative Texte verlesen, danach Kerzen entzündet und neben den Bildern aufgestellt. Das Gedenken galt abschließend auch allen weiteren von den NS-Machthabern verfolgten Personen und Gruppen. Weitere Höhepunkte der Andacht waren das gemeinsam gesprochene Glaubensbekenntnis nach Dietrich Bohoeffer, der im KZ Flossenbürg zu Tode kam, und das Gebet um Frieden von Jaroslav Šimsa. Mit dem in der Klosterkirche Karmel Heilig Blut in deutscher und tschechischer Sprache gesungenen Marienlied „Tausendmal stets wollen wir dich grüßen“ endete die überaus eindrucksvolle Andacht und Besichtigung.

 

Markus Bauer

Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB und Msgr. František Koutný leiteten die Andacht in der Todesangst-Christi-Kapelle.
Sechs tschechische und sudetendeutsche Glaubenszeugen wurden bei der Andacht stellvertretend vorgestellt.
Andacht im Gedenken an die Opfer des KZ Dachau in der Todesangst-Christi-Kapelle.
Der Abschluss des Gedenkes war bei der Muttergottes von Dachau im Karmel.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Begegnungstage wurde durch das Gelände des ehemaligen KZ Dachau geführt.