Hilfe für Opfer von Menschenhandel und häuslicher Gewalt

„Wir müssen immer wieder mit Kürzungen staatlicher Zuschüsse rechnen“, berichtet Eva Písecká. Dankbar sei sie daher für die durch die Ackermann-Gemeinde vermittelte Kollekte des Gottesdienstes auf dem diesjährigen Sudetendeutschen Tag. Diese sei ihr und ihren Kolleginnen von der Prager Caritas eine große Hilfe. Sie sitzt in ihrem Büro im „Haus Gloria“, mitten im Prager Außenbezirk Barrandov und umgeben von großen Wohnblocks, und erzählt von den vielen Aufgaben, die sich ihr und ihren Mitstreiterinnen stellen. Das Gebäude des Caritas-Projektes „Magdala“ beherbergt eine Beratungsstelle und Schutzwohnungen für Opfer von Menschenhandel, Zwangsprostitution und häuslicher Gewalt.

Die Arbeit von „Magdala“ sei ihm schon seit längerer Zeit bekannt, berichtet Msgr. Dieter Olbrich, Visitator für die Seelsorge an den Sudetendeutschen und Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde. So sei er sich vor dem Gottesdienst auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg mit dem Prager Weihbischof Václav Malý schnell einig gewesen, dass „die Arbeit dieser Einrichtung der besonderen Unterstützung würdig ist, um Opfern von häuslicher Gewalt, Menschenhandel und Zwangsprostitution in ihrer Not zu helfen.“ Der Visitator zeigt sich erfreut, dass die Kollekte einen Gesamtbetrag von 4.945,19 EUR erzielt hat: „Danke und Vergelt´s Gott allen, die in Augsburg ihren Beitrag dazu geleistet haben!“

Die Arbeit von „Magdala“ vollziehe sich in enger Zusammenarbeit mit weiteren Stellen, führt die Caritas-Mitarbeiterin Písecká bei dem Besuch der Einrichtung in Prag aus. Die Frauen in Not kämen durch Streetworker, Flugblätter an einschlägigen Orten, aber eben auch durch Polizei, Sozialämter oder Gerichte zu „Magdala“. „Wir begegnen den Frauen mit christlicher Nächstenliebe“. So würden diese von den Caritas-Mitarbeiterinnen als Menschen und dafür, dass sie ihren Körper verkauft haben, nicht verurteilt. Darin unterschiede sich die Arbeit der Caritas oft von anderen Trägern. „Die Caritas hat in Tschechien einen guten Namen“, stellt Písecká heraus. Daher zögen die Frauen Caritas-Angebote staatlichen Einrichtungen meist vor. Es gehe auch darum „mit der Seele der Frauen“ zu arbeiten. Man schreibe ihnen zwar nichts vor, versuche aber, ihnen einen „Weg in die richtige Richtung“ aufzuzeigen, erläutert die Sozialarbeiterin die Motivation. Die Liste der konkreten Hilfen ist lang. Oft ist es notwendig, Opfer von Zwangsprostitution nach ihrer Befreiung eine neue Identität zu geben und ihnen geheime Schutzwohnungen anzubieten. Diese bestehen an verschiedenen Orten in der Tschechischen Republik. Die Begleitung der Opfer geht dabei einher mit Therapien und der Vermittlung von Fertigkeiten, die für ein späteres geregeltes Leben notwendig sind. Die Beratungsstelle kläre die Frauen über ihre Rechte auf und stelle ihnen Möglichkeiten und Hilfen für einen Neuanfang vor. Doch auch für Männer, die gegenüber ihren Frauen gewalttätig wurden, würden Therapien angeboten. Bei häuslicher Gewalt werde oft versucht durch Mediation einen weiters Zusammenleben, auch mit Blick auf gemeinsame Kinder, zu ermöglichen, führt Písecká weiter aus. Dass die betroffenen Frauen, die ein zwischenzeitliches Zuhause in den Asylhäusern der Caritas finden, oft kleine Kinder haben, zeigt auch ein Blick in den Flur des „Hauses Gloria“: Rund ein Dutzend Kinderwägen stehen dort.

Doch nicht nur in der konkreten Arbeit mit Betroffenen sehen die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter von „Magdala“ eine Aufgabe. „Wir wollen auch Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen“, so Písecká. Erst vergangene Woche sei die Projektleiterin Šárka Martinovská zu einem neuen Gesetz gegen Frauenhandel im Parlament angehört worden. Ein Ziel sei es beispielsweise, dass Gesundheitsuntersuchungen für Prostituierte zur Pflicht würden. Dies würde die Frauen einerseits schützen und andererseits könnte man so leichter zu ihnen Zugang finden. Auch mit dem Sozialministerium, das die Arbeit von „Magdala“ fördert, stehe man in einem guten Austausch. Die Erfahrungen aus 15 Jahren Arbeit seien dort anerkannt, kann Písecká berichten.

Msgr. Olbrich zeigt sich beeindruckt von diesem „Dienst der Nächstenliebe“. Die Besucher des Sudetendeutschen Tages hätten mit „Magdala“ ein wichtiges Projekt unterstützt. Dieses stelle sich „der traurigen Realität vieler Frauen mitten in unseren Gesellschaften“. Dass es Menschenhandel und Zwangsprostitution gebe, sei ein „Skandal“. Umso wichtiger sei gerade die Arbeit von „Magdala“, die „Frauen in Not Hilfe anbietet und ihnen nach schrecklichen Erfahrungen von Gewalt und Erniedrigung die Chance für ein neues Leben ermögliche“, so Visitator Olbrich abschließend.

ag

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