Historisches Treffen bayerischer und tschechischer Bischöfe

Zum ersten Mal tagten die bayerischen Bischöfe mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx an der Spitze gemeinsam mit ihren Mitbrüdern der Prager Kirchenprovinz. Die Begegnung fand während der Frühjahrsvollversammlung der Freisinger Bischofskonferenz Ende Januar im Kloster Waldsassen statt. Die Ackermann-Gemeinde begrüßt diese Initiative der Bsichöfe und die daraus angestrebte Intensivierung der Kontakte nach Tschechien sehr.

Von tschechischer Seite nahmen daran unter dem Vorsitz des Prager Erzbischofs Kardinal Dominik Duka die Bischöfe Jan Baxant von Leitmeritz/Litoměřice, František Radkovský von Pilsen/Plzeň und Jan Vokal von Königgrätz/Hradec Králové sowei für das Bistum Budweis/české Budějovice Weihbischof Pavel Posád teil. Bei aller historischen Bedeutung herrschte eine freundschaftliche und brüderliche Atmosphäre. „Das Gespräch war eine Vergewisserung, den eingeschlagenen Weg der Verständigung und Versöhnung weiterzugehen“, berichtet Msgr. Anton Otte von der Ackermann-Gemeinde, der auf Einladung der tschechischen Bischofskonferenz an der Zusammenkunft in Waldsassen teilnahm. Die Kirche sei dabei stets Vorreiter gewesen. Erinnert wurde in dem mehrstündigen Gespräch an die Versöhnungsschritte der Kirche. Insbesondere der Briefwechsel der tschechoslowakischen und deutschen Bischöfe aus den Jahren 1990/1991 habe zu Beginn der Nachwendezeit wichtige Impulse gegeben. Man war sich darin einig, diesen gemeinsamen Weg der Kirchen in Zukunft zu intensivieren. Es wurde vereinbart, sich zukünftig regelmäßiger zu treffen. Eine Gelegenheit bietet der Katholikentag in Regensburg 2014, zu dem die bayerischen Bischöfe die Katholikinnen und Katholiken aus Tschechien gemeinsam mit ihren Bischöfen einladen werden. Der gastgebende Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer verwies auf das Katholikentagsmotto „Mit Christus Brücken bauen!“. Dieses sei auch mit Blick auf die Nachbarschaft zu Tschechien zu verstehen, betonte er. Auch haben die tschechischen Bischöfe ihre bayerischen Mitbrüder zu einem Gegenbesuch eingeladen.

Otte sieht diese Begegnung als ein Gegenstück zu den Seehofer-Besuchen in Prag. Dabei könnten die bayerischen und tschechischen Oberhirten nicht nur auf die zahlreichen kirchlichen Versöhnungsgesten, sondern auch auf ein dichtes Netz kirchlicher Verknüpfungen, insbesondere durch die Ackermann-Gemeinde, aufbauen. Nach Otte sei eine lebendige Nachbarschaft von Deutschen und Tschechen für ein dauerhaftes Gelingen der europäischen Einigung von großer Bedeutung. Waldsassen ist für die Intensivierung bayerisch-tschechischer Kontakte ein guter Ort. Otte erinnerte in diesem Zusammenhang an die Waldsassener Grußbotschaft der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde an die tschechische Jugend aus dem Jahr 1964 sowie an die Adalbert-Feierlichkeiten im Jahr 1997, bei denen der Schrein des Heiligen Adalbert auch in der Oberpfälzer Basilika Station machte.

Bei dem gemeinsamen Gottesdienst anlässlich der Vollversammlung in der Klosterkirche Waldsassen begrüßte der neue Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, die tschechische Delegation und seine bayerischen Mitbrüder. Mit einem Grußwort richtete er sich auch an die Gläubigen in der in seiner Diözese gelegenen Basilika Waldsassen. Mehrfach applaudierten die mehr als 600 Gottesdienstbesucher in der bis auf dem letzten Platz gefüllten Kirche. Kardinal Reinhard Marx erinnerte in seiner Predigt an Krieg und Leid in Europa und forderte die Christen auf, Europa mit der Botschaft Christi zu prägen. „Wir gehören zu einem Kulturkreis, einer großen gemeinsamen Tradition und haben doch Kriege geführt. Wie viel Blut ist geflossen“. Es gebe in Europa große Zeugen des Glaubens, so Marx, „doch zugleich ist da die Erschütterung, dass dieser so christliche Kontinent so stark verführt wurde zu Gewalt, Ausbeutung, Ungerechtigkeit“. Niedergang und Aufbruch, Zerstörung, konfessionelle Spaltung und Kriege hätten tief in das Leben der Menschen eingegriffen, beklagte Kardinal Marx in seiner Predigt: „Wie kann es sein, dass wir in Europa im 20. Jahrhundert so tief in eine barbarische Kultur gesunken sind? Noch nie in seiner Geschichte war Europa auf dem Stand, dass man hätte sagen können: Jetzt haben alle das Evangelium verstanden. Deswegen ist es nicht richtig zu sagen, früher sei alles besser gewesen.“ Er erinnerte in diesem Zusammenhang auch an den Dreißigjährigen Krieg. Marx forderte eine neue Evangelisierung. „Wir sollen das Evangelium nicht benutzen zum persönlichen Vorteil oder zur Macht. Der christliche Glaube ist die Entdeckung einer neuen Wirklichkeit in Jesus Christus“, sagte der Erzbischof: „Christus will Schluss machen mit Aufrechnungen, mit Rache und Vergeltung. Gott erlaubt allen Mächten des Todes und der Sünde der Welt, sich am Kreuz auszutoben, damit die Kette des Hasses endlich ausgelöscht und gesühnt wird.“ Die Christen hätten den Auftrag, die Botschaft, die vom Kreuz ausgehe, in Europa einzubringen, mahnte Marx: „Es ist die Botschaft von Freiheit, Sühne und Versöhnung. Wir wollen den Auftrag annehmen, Christus und das Wort Gottes anzunehmen, zu hören und Frucht zu bringen.“

ag

Für ein engeres Miteinader: Die Kardinäle Duka und<br /> Marx mit Msgr. Anton Otte und Erzbischof Schick (v.l.).