In feierlicher Stimmung

20 Jahre sind seit der Unterzeichnung der deutsch-tschechischen Erklärung vergangen. Über Jahre wurde sie ausgehandelt und hart wurden die Verhandlungen geführt. Und nicht weniger heftig waren die öffentlichen Diskussionen um diese Vereinbarung. Auch in der Ackermann-Gemeinde wurden Bedenken gegenüber der Erklärung laut. Im Rückblick zeigt sich jedoch, dass sie zu einem Wendepunkt der zwischenstaatlichen Beziehungen nach 1989 wurde. Es gelang, die anfänglichen Vorbehalte schrittweise auf beiden Seiten abzubauen.

 

Deutsche und Tschechen begehen 20. Jahrestag der gemeinsamen Erklärung

„Heute können wir mit Ruhe auf die jüngere Geschichte unserer Völker schauen“, freut sich der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka. Sie habe den „Raum für die Entstehung gegenseitigen Vertrauens“ geschaffen. Wie gut es um die deutsch-tschechischen Beziehungen steht, zeigte auch die Jubiläumskonferenz des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, die im Prager Lichtenstein-Palais zu diesem Anlass stattfand.

Der klassizistische Prachtbau am Moldauufer gilt für die Beziehungen beider Länder als fast schon geschichtsträchtiger Ort. Denn es war genau hier, wo die damaligen Regierungschefs Deutschlands und Tschechiens, Helmut Kohl und Václav Klaus, am 21. Januar 1997 die gemeinsame Erklärung unterzeichneten. Sobotka sieht in der Erklärung gar ein Vorbild: „Ich glaube, die Qualität der Zusammenarbeit von Tschechien und Deutschland als Nachbarn unterschiedlicher Größe und schwieriger gemeinsamer Vergangenheit ist nicht nur Selbstzweck. Sie kann auch Modell sein für weitere europäische Staaten, für Länder, die einen Weg zum gegenseitigen Vertrauen suchen und Brücken des Verständnisses und der Versöhnung bauen wollen.“

Bundesminister Christian Schmidt, deutscher Co-Vorsitzender des Gesprächsforums, sieht einen Grund für die gute Entwicklung bei der Zivilgesellschaft. Mit Blick auf die Gründung von Gesprächsforum und Zukunftsfonds hebt er „die Idee, die Regierungen mit dieser Aufgabe nicht alleine zu lassen,“ hervor. Und es waren tatsächlich gesellschaftliche Gruppen und Initiativen, einschließlich der Ackermann-Gemeinde, die durch die mit der Erklärung geschaffenen Instrumente den Boden für einen offenen Umgang mit der Vergangenheit und eine gemeinsame Sorge um die Zukunft bereiteten, wie es heute zwei Jahrzehnte später an vielen Orten in beiden Ländern zu beobachten ist.

 

Gemeinsame Erklärung

Zum 20. Jahrestag der Unterzeichnung der Deutsch-Tschechischen Erklärung haben sich Martin Kastler und Kulturminister Daniel Herman als Vorsitzende der deutschen und tschechischen Ackermann-Gemeinde zu Wort gemeldet. Das deutsch-tschechische Verhältnis habe sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten hervorragend entwickelt. „Es war die deutsch-tschechische Erklärung von 1997, die den Boden für dieses neue und gelebte Miteinander zwischen unseren Ländern bereitet hat“, so Kastler und Herman. Die Erklärung von 1997 sehen sie als „Ermutigung und Vorbild“ für politisches Handeln heute. Den Wortlaut der Erklärung finden Sie hier:

 

"Das deutsch-tschechische Verhältnis hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten hervorragend entwickelt: Der Austausch zwischen den Menschen hat sich intensiviert, Vertrauen und Freundschaften sind entstanden, historische Tabus sind überwunden, eine verbindende Kultur des Erinnerns ist am Entstehen und zunehmend werden Herausforderungen der Zukunft gemeinsam in den Blick genommen. Es war die deutsch-tschechische Erklärung von 1997, die den Boden für dieses neue und gelebte Miteinander zwischen unseren Ländern bereitet hat.

Dies war nur aus folgenden Gründen möglich:
· Die Verhandlungsführer rangen ernsthaft und sensibel um Formulierungen und einzelne Worte.

· Die Erklärung respektiert unterschiedliche Sichtweisen auf die Geschichte.
· Zugleich wurden mit dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und dem Deutsch-Tschechischen Gesprächsforum zwei zukunftsgerichtete Instrumente geschaffen, die ausgehend von der Erklärung ein weiteres Ringen um die Vergangenheit anregten und zugleich Gemeinschaftsprojekte ermöglichten.
· Diese Instrumente der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und des Dialogs wurden von vielen Akteuren intensiv genutzt und erfüllen die deutsch-tschechische Erklärung bis heute mit Leben

Das kann uns Ermutigung und Vorbild sein, wenn es darum geht, gemeinsam die Demokratie und die ihr zugrunde liegende politische Kultur in unseren Ländern zu verteidigen gegenüber Populismus, den verschiedenen Formen von Egoismen und vor Hass im gesellschaftlichen und zwischenstaatlichem Umgang: durch den sensiblen Umgang mit Worten und Begriffen, durch Empathie, durch die Wertschätzung von Pluralismus und durch aktives Eintreten für unsere europäischen Werte. So können auch unterschiedliche Sichtweisen und politische Einstellungen angesichts gegenwärtiger Herausforderungen zukunftsorientiert gemeinsam bewältigt werden.

Die Ackermann-Gemeinde in Tschechien und in Deutschland hat von Beginn an konstruktiv und ohne Vorbedingungen am Entstehen eines neuen und engeren Miteinanders zwischen Deutschen und Tschechen mitgearbeitet. Sie sieht es als bleibende Aufgabe an, aus christlicher Verantwortung weiter an einer freundschaftlichen Partnerschaft zwischen Deutschen und Tschechen zu arbeiten und leistet so einen Beitrag zu einem vereinten Europa.“

 

 

Ministerpräsident Bohuslav Sobotka würdigte im Lichtenstein-Palais, dem Ort der Unterzeichnung, die Erkläung