Jubiläumswallfahrt in Velehrad
Anfang Juli erreichten die Feierlichkeiten zum Cyrill und Method-Jubiläum ihren Höhepunkt. Die Kirche feiert in diesem Jahr 1150 Jahre seit Beginn der Slawenmission durch die beiden Heiligen, die 1980 von Papst Johannes Paul II. zu Patronen Europas ernannt wurden. Zum Wallfahrtstag am 5. Juli kamen ins südmährische Velehrad mehrere Zehntausend Pilger aus Tschechien und den europäischen Ausland, darunter auch zahlreiche Gläubige aus Deutschland. So war die Ackermann-Gemeinde mit einer Delegation unter ihrem Ehrenvorsitzenden Dr. Walter Rzepka ebenso bei diesem kirchlichen Großereignis in unserem Nachbarland zugegen wie das Sudetendeutsche Priesterwerk mit seinem Vorsitzenden Msgr. Karl Wuchterl.
Nach Velehrad hatten die tschechischen Bischöfe auch Papst Franziskus eingeladen. Direkt nach der Wende, im April 1990 hatte Papst Johannes Paul II. den bedeutenden Wallfahrtsort besucht. Ein großes Kreuz vor der Basilika erinnert an dieses Ereignis. Papst Franziskus hatte seine Teilnahme abgesagt, schickte jedoch mit dem Zagreber Kardinal Josip Bozanić einen offiziellen Legaten. Er überbracht an die etwa 60.000 Pilger, die zum Festgottesdienst am 5. Juli angereist waren, und den vollzählig anwesenden tschechischen Bischöfe die Grüße und den apostolischen Segen aus Rom.
Kardinal Bozanić betonte in seiner Predigt die Bedeutung des großen Erbes, das die beiden Heiligen hinterlassen haben. „Sie haben uns geholfen die Wichtigkeit des Christentums im Leben und in der Kultur der Slawischen Völker zu verstehen.“ In seiner Predigt betonte er die Wichtigkeit des Wallfahrtortes, an dem man da die eigenen Wurzeln suchen könne. „Unsere Geschichte können wir nicht ohne die Rolle begreifen, die der christliche Glaube im Leben vieler Generationen spielte.“ Das Evangelium sei für alle Völker, es grenzt niemanden aus. „Alle Völker der Welt sind zum Aufbau einer gemeinsamen Kirche eingeladen,“ ermutigte der päpstliche Legat die aus mehreren Ländern versammelten Christen im Glauben. Die Verkündigung vom Evangelium sei nicht Werk von jedem Einzelnen, sondern “von uns als Gemeinschaft”. Auch die Slawenapostel seinen zu zweit in die Welt geschickt worden. So hätten sie sich in ihrer Botschaft bestätigen und gegenseitig unterstützen können. Natürlich sei die Übersetzung der Bibel ins Slawische eine große und bedeutende Leistung gewesen. Dennoch betonte der Legat, sie “die beste Übersetzung des Evangeliums, die Cyrill und Method vorbereitet haben, ihr Leben an sich” gewesen.” Sie hätten Spuren “in Menschenherzen und auch in der Geschichte der Nationen” hinterlassen. “Solche Spuren erkennen nicht nur die Gläubigen, sondern Leute von jeder Zeit und Kultur.” Er nannte die Heiligen “Vorbild und Inspiration” bei der Suche nach neuen Wegen der Evangelisation. Ihnen sei es damals gelungen Glauben, Sprache, Schrift, Ritus und Kultur zu verbinden. Der Kardinal betonte mit Blick auf die aktuellen Zustände Europas und in den europäischen Völkern, die Botschaft der Heiligen Cyrill und Method habe “nichts an Frische verloren. Die Patrone Europas lernen uns “auch heute eine Gemeinschaft als europäische Familie zu bilden und die Unterschiede der verschiedenen Nationen und deren Kultur zu schätzen”, so der Legat zu den Pilgern.
Breits am Vortag begannen mit einem breiten kulturellen und spirituellen Programm die „Tage des guten Willens“. Mit Ständen präsentierten sich mehrere christliche Organisationen und Institutionen. Während der ganzen Zeit wurden zahlreiche Seminare, Ausstellungen, Gottesdienste, Gebete und sportliche Aktivitäten für alle Generationen angeboten. Auch die Ackermann-Gemeinde informierte gemeinsam mit ihrer tschechischen Schwesterorganisation an einem eigenen Stand über ihre Geschichte sowie über ihre Aktivitäten in der deutsch-tschechischen Nachbarschaft. Zudem lud sie unter dem Motto „Mit Christus Brücken bauen. Deutsche und Tschechen: Nachbarn“ zu einer Diskussionsveranstaltung ein (vgl. eigener Beitrag hier).
Am Vorabend des Feiertages des Hl. Kyrill und Method fand ein im tschechischen Fernsehen live übertragenes Benefizkonzert statt. Fast zwei Millionen Kronen wurden zu Gunsten verschiedener caritativer Projekte gesammelt, die sich im Rahmen des Programms auch präsentieren konnten. Sowohl am Wallfahrtsgottesdienst wie auch am beim Konzert waren die Spitzen des Staates vertreten, wie Präsident Miloš Zeman, die Präsidenten von Senat und Abgeordnetenhaus sowie der scheidende Außenminister Karl Schwarzenberg.
ag