Kulturelle Woche für alle Generationen

Wo gibt es heute noch ein harmonisches Miteinander, ein gemeinsames, mit Freude verbundenes kulturelles Arbeiten dreier Generationen aus zwei Nationen? Der Rohrer Sommer der Ackermann-Gemeinde schafft dies seit vielen Jahren. Vom 29. Juli bis 5. August fand – zum 27. Mal – diese traditionsreiche und beliebte Veranstaltung statt. Dabei geschieht auch noch historisch-politische Bildung, denn als Hauptthema standen die Gedenkjahre 1918, 1938 und 1968 im Fokus. Einer der Höhepunkte war am vorletzten Abend der Woche das Konzert in der Abteikirche Rohr mit Orchester- und Chormusik, einstudiert und aufgeführt von einem guten Teil der insgesamt 111 Tagungsteilnehmer.

Rohrer Sommer der Ackermann-Gemeinde zum 27. Mal im Benediktiner-Kloster

Bleiben wir kurz bei den Zahlen: 51 Kinder bis 17 Jahre (auch Kleinkinder) und 60 Erwachsene (bis hin zu Senioren) waren dabei – auch hier eine gute Verteilung. Ein Drittel waren Teilnehmer aus Tschechien, vor allem junge Familien, zwei Drittel kamen aus Deutschland. Alle Programmpunkte liefen zweisprachig, damit auch wirklich jede/r alles mitbekam.

Dienlich war diesem natürlich ein Sprachkurs, bei dem die wichtigsten Worte zur Kommunikation in deutscher und tschechischer Sprache vermittelt wurden. Aber es gab auch Inhalte, bei der die Sprache gar nicht so wichtig war: Volkstanz und Volksmusik mit bayerischen, böhmischen und tschechischen Stücken, zum Teil auch darüber hinaus. Wer ein Musikinstrument dabei hatte, konnte sich aktiv einbringen. In den literarischen Arbeitskreisen, nach Jugendlichen und Erwachsenen getrennt, ging es angesichts des 150. Todestages um den Schriftsteller Adalbert Stifter. Altersspezifisch beschäftigten sich die Gruppen mit Texten und dem Leben Stifters.

Doch auch die Kinder waren überaus aktiv. Im Arbeitskreis „Holzwürmer“ bastelten sie allerhand Holzgegenstände – vom Auto und Motorrad über Hubschrauber bis zum Flugzeug oder ein Schwert. Nützlich auch für später waren die Bonbon-Spender. In die böhmische Märchenwelt ging es mit dem Kindermärchen „Lommelchen“, das in Form eines Schattentheaters, begleitet von einer Erzählerin und einer Flötenspielerin, dann auch beim Abschlussabend zur Aufführung gelangte. Bühnenbild und Figuren stellten die Kinder selbst her und bewegten sie bei der Präsentation. Darüber hinaus wurden in Arbeitskreisen Kerzen gestaltet oder T-Shirts mit allerlei Motiven bedruckt. Auch ein religiöser Arbeitskreis, geleitet von Altabt Gregor Zippel OSB, gehörte zum Angebot – neben den Statios, Vespern und zwei Gottesdiensten.

Doch was wäre der Rohrer Sommer ohne die Orchester- und Chormusik. Hier werden stets auch Werke von Komponisten aus Böhmen und Mähren einstudiert und aufgeführt. So vom gesamten Orchester (Leitung: Simon Ullmann) die Sinfonie Nr. 39 g-Moll RWV A 42 des in Leitmeritz geborenen Antonio Rosetti (1750-1792). Ein Blockflötenensemble (Leitung: Johanna Böhm/Christa Ullmann) bot die „Notturno in F-Dur“ von Karl Ditters von Dittersdorf (1739-1799), der an vielen Orten wirkte und in Südböhmen starb. Höhepunkt war die vom Chor und Orchester (Gesamtleitung: Stephanie Kocher) „Missa Brevis in F-Dur“ des böhmischen Komponisten Zdeněk Fibich (1850-1900). Werke von Georg Philipp Telemann und Francesco Zagatti komplettierten das Programm.

Zum „Schicksalsjahr 1918“ referierte Dr. Raimund Paleczek, die Jahre 1938 und 1968 erläuterte Tagungsleiterin Angela Hagen, die zusammen mit Wolfgang Tobisch den Rohrer Sommer federführend organisierte und lenkte. Heuer übrigens – nach mehreren Jahren zum letzten Mal. Wesentlich geprägt hat den Rohrer Sommer natürlich über viele Jahre der 2014 verstorbene Adolf Ullmann, dessen Familienangehörigen aber bis heute aktiv den Rohrer Sommer mitgestalten.

Markus Bauer

Gemeinsames Singen von deutschen wie tschechischen Lieder (Foto: ag)
Chor und Orchester beim Konzert in der Klosterkirche (Foto: M. Bauer)
Backstage beim Schattenspiel der Kinder (Foto: M. Bauer)
Deutsche und Tschechen musizieren zusammen. Hier spielen sie zum Tanz auf (Foto: ag).