Kunst und Kirche - wo stehe ich?
"Ein Riss geht durch die Welt - Haben Kirche und Kunst sich noch etwas zu sagen?" - Damit beschäftigten sich die rund 50 Teilnehmer aus Baden-Württemberg, Bayern und Hessen auf den traditionellen österlichen Kultur- und Begegnungstagen vom 4. - 9. April im Familienferiendorf Eglofs im Allgäu. Das von Adriana und Cornelius Insel organisierte Programm bot eine geglückte Harmonie von Begegnung und Freizeit, Meditation mit österlicher Feier und kultureller Bereicherung.
Mit Beispielen von Gryphius, Josef Haydn und Goethe zeigte Dr. Christian Geltinger, wie sich die Kunst von dem Göttlichen entfernte. Leonid Hrytsak, ein junger ukrainischer Künstler aus München veranstaltete eine Art Vernissage mit seinen mitgebrachten Kleinwerken und stellte sich zum Gespräch. Mit dem Thema „Kunst und Kult“ versuchte Rainer Karlitschek und Dr. Christian Geltinger ein offenes Herangehen an die moderne Kunst und sie zeigten geschichtliche Entwicklungen mit Werken von Aischylos und Richard Wagner. Höhepunkt und der Stimmung des Karfreitags entsprechend war eine Besprechung mit Diskussion eines szenischen Werkes von Romeo Castellucci. Betroffenheit und Nachdenklichkeit hielten bei den Teilnehmern lange an. Nicht alles aus der modernen Kunst ist mit Worten fassbar, aber zu einem offenen Herangehen und Auseinandersetzen wollte die Tagung anregen.
Die Karfreitagsliturgie, an der die Teilnehmer in der Dorfkirche von Ratzenried teilnahmen, leitete Ingrid Karlitschek mit einer gut vorbereiteten Meditation ein: Helfende Hände umgaben das Kreuz. Auch die anderen Gottesdienste bereicherte sie kreativ mit viel Vorbereitung. Msgr Johann Tasler ließ die Teilnehmer ein bekanntes Gleichnis aus dem Neuen Testament auslegen und nach engagierter Diskussion ergab sich ein überraschend neues Bild. Er feierte mit uns als große Familie das Abendmahl am Gründonnerstag und nach Entzünden des Osterfeuers die Auferstehungsnacht mit Agape. Die Gemeinschaft war auch fühlbar bei der Vorbereitung eines Osterbuffets und beim Basteln mit Wilfriede Hoppe.
Der Ostersonntag begann mit dem feierlichen und musikalisch anspruchsvollen Hochamt in der Barockkirche in Eglofs. Anstelle eines Osterspazierganges brachte uns ein Ausflug am Nachmittag zum Kartäuserkloster Buxheim bei Memmingen. Dort berührte uns eine ganz besondere Spiritualität. Führerinnen vermittelten uns das Leben und die Regeln der Kartäuser in anschaulicher Weise sowie die herausragenden Kunstwerke dieser Kartause. Das Chorgestühl, ein Kunstwerk von europäischem Rang, ist nach 200 Jahren aus England zurück gekehrt.
Die Abschlussfeier mit guten Beiträgen der Teilnehmer war sehr lebendig, denn es waren doch eine ganze Reihe junger Familien mit ihrem jüngsten Nachwuchs dabei und für die Zukunft wird wieder Kinderbetreuung angesagt sein.
Ernst Kukula
Auch ein Gedicht fasst die Tage in Eglofs zusammen. Dieses finden Sie hier: