Mit "Čojč“ sich an Sprache und Kultur des Nachbarn herantasten

Es ist erstaunlich, wie viele Einrichtungen auf dem Feld der deutsch-tschechischen Kultur- und Bildungsarbeit unterwegs und aktiv sind. Einen konnten die Teilnehmer des jüngsten Kulturzooms der Ackermann-Gemeinde kennenlernen: Das grenzübergreifende „Theaternetzwerk Böhmen Bayern“, das auch unter dem Kürzel „Čojč“ firmiert und bei den Veranstaltungen und Aktionen zu einem kreativen sowie spielerischen Umgang mit den Sprachen Tschechisch und Deutsch einlädt. Valentina Eimer, die Geschäftsführerin dieses gemeinnützigen Vereins, informierte über „Čojč“.

Insgesamt 52 PCs und Telefone waren zugeschaltet, obwohl für die theaterpädagogischen Methoden eigentlich echte Präsenz nötig wäre. Moderatorin Sandra Uhlich bedankte sich bei Marcus Reinert für den Tipp und die Kontaktherstellung und stellte Valentina Eimer, die erst einen Tag zuvor, am 1. Februar, den Posten der Geschäftsführerin auf deutscher Seite übernommen hatte, kurz vor. Sie studierte in Erlangen Theater- und Medienwissenschaft sowie Pädagogik. Darüber hinaus absolvierte sie in Nürnberg die Ausbildung zur Theaterpädagogin. Seit 2011 ist sie im Theaternetzwerk Böhmen-Bayern aktiv. Neben der Leitung von Projekten im Bereich Jugendbegegnung liegt ihr Aufgabenfeld bei Čojč zudem im Kulturmanagement. Ferner arbeitet Valentina Eimer freischaffend als Theaterpädagogin und Performance-Künstlerin. Der ästhetische Fokus ihrer Arbeit liegt an den Schnittstellen zwischen Körper, Bewegung und Emotion, sowie zur zeitgenössischen Gesellschaft. Am liebsten widmet sie sich in ihrer theaterpädagogischen Arbeit gesellschaftspolitischen und soziokulturellen Themen. Besonders die Art, wie bei „Čojč“ Theater gemacht wird, hat sie begeistert. „Seitdem bin ich gefangen im Čojč-Land.“

Doch was bedeutet Čojč“ eigentlich? Das Wort Čojč ist eine Zusammensetzung aus dem tschechischen Wort für die tschechische Sprache „Česky” und dem Gleichklang von „[d]eutsch” - auf Tschechisch „[d]ojč”. Als theaterpädagogische Methode soll Čojč eine Sprachbrücke für Begegnungen zwischen Deutschen und Tschechen bauen, die von beiden Seiten aus begangen werden kann. Dabei funktioniert sie als Sprachmischung und zweisprachigen Dialogen. Ein Wettbewerb an den Bildschirmen um die beste eigene Mischung aus „Schlafzimmer“ und „ložnice“ sorgte für allgemeine Erheiterung. Letztlich einigte sich die Online-Publikum auf ein „Šláfnice“.

Seit 20 Jahren gibt es die Einrichtung, die vor allem Jugendbegegnungen, aber auch Tagungen für Multiplikatoren organisiert. „Bei jeder Begegnung, die von vier Tagen bis zwei Wochen dauern, entsteht ein Theaterstück, das auch das Erlebte mit aufnimmt“, erklärte Eimer. „Die ganze Gruppe trifft Entscheidungen – das ist sehr spannend. Die Teilnehmer müssen die andere Sprache nicht perfekt beherrschen. Es geht vielmehr darum, sich verständigen zu können und ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln“, so die Geschäftsführerin weiter. Generell ist Čojč dazu da, Hemmungen vor dem Sprechen, Hinhören und Miteinander-Reden abzubauen, es will eine Sprachbrücke für Begegnungen zwischen Deutschen und Tschechen bauen, die von beiden Seiten aus begangen werden kann. Mischungen von Wörtern oder Sätzen aus beiden Sprachen sind dabei sozusagen das Erkennungsmerkmal.

Natürlich war auch Čojč im vergangenen Jahr von der Corona-Pandemie in den Aktionen begrenzt. Aber einige Veranstaltungen konnten doch stattfinden, über die Eimer einen kurzen Videospot zeigte. Und auch für dieses Jahr sind mehrere Maßnahmen – auch für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen – geplant, die Realisierung und Umsetzung aber noch offen. „Notfalls weichen wir auf online aus. Die deutsch-tschechischen Begegnungen dürfen nicht einschlafen, wir müssen in Kontakt bleiben. Wichtig ist, dass wenigstens ein paar kleine Treffen stattfinden können“, gab Eimer die Ziele für dieses Jahr vor.

Sie lud die Zoom-Teilnehmer zu den Theateraufführungen, die immer am vorletzten Abend der Veranstaltungen stattfinden, ein und beendete ihre Ausführungen mit dem Lied „Čojč Fusekle“ – nicht aber ohne auf die zwei kleinen Čojč-Liederbücher hinzuweisen.

Die große Begeisterung Eimers für dieses Theaterprojekt und die Čojč-Arbeit insgesamt betonte Moderatorin Uhlich am Ende des Kulturzooms ebenso wie Anknüpfungspunkte zur Arbeit der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde. Nähere Infos auf der Homepage www.cojc.eu.

Markus Bauer

Čojč
Mit Čojč die Sprache des Nachbarn entdecken.
Vaelntina Eimer Čojč
Čojč-Geschäftsführerin Valentina Eimer bei ihren Ausführungen.
Ein Teil der zugeschalteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Kathrin Freier-Maldoner
Die bei Tandem tätige Kathrin Freier-Maldoner spricht natürlich beide Sprachen und hatte beim Sprachspiel keine Probleme.
Die Kulturarbeit der Ackermann-Gemeinde im Institutum Bohemicum wird gefördert durch das Bayerische Staasministerium für Familie, Arbeit und Soziales.