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Nachbarn – Freunde - Europäer

Unter diesem Motto kommt die Ackermann-Gemeinde aus Deutschland das erste Mal zu ihrem zentralen Bundestreffen in die Tschechische Republik. Es wird gemeinsam mit ihrer tschechi-schen Schwesterorganisation „Sdružení Ackermann-Gemeinde“ und mit Unterstützung des Bistum Pilsen durchgeführt. Vom 01.-04.08.2009 werden in Pilsen über 400 Teilnehmer zusammenkommen. Dorothea Schroth, stellvertretende Bundesvorsitzende, erklärt für den Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde die Wahl des Tagungsortes und die Ziele der Veranstaltung:

"Wir kommen in diesem Jahr in die Tschechische Republik, weil wir uns diesem Land und seinen Menschen verbunden fühlen. Unsere Ackermann-Gemeinde wurde 1946 von vertriebenen Katholiken aus Böhmen, Mähren und Schlesien gegründet. Angehörige jener Gründergeneration sind auch heute noch Stützen unserer Arbeit. Aber inzwischen sind auch viele junge Menschen zu uns gestoßen – solche, die ihre familiären Wurzeln in der heutigen Tschechischen Republik haben, aber auch zahlreiche andere. Sie alle verbindet der Wille, zu einer guten Nachbarschaft von Tschechen und Deutschen beizutragen. So hat sich die Ackermann-Gemeinde aus einer Schicksalsgemeinschaft zu einem Verband von Christen entwickelt, die sich für die Entwicklung der Zivilgesellschaft mitverantwortlich fühlen und dieser Verantwortung besonders im Bereich der tschechisch-deutschen Beziehungen entsprechen wollen.

Wir kommen in die Tschechische Republik, weil wir dazu beitragen möchten, zwischen Tschechen und Deutschen neues Vertrauen entwickeln, damit die auf politischer Ebene aufgebauten Nachbarschaftsbeziehungen von den Menschen an der Basis mit Leben erfüllt werden. Dieses Vertrauen war zerbrochen, als sich Tschechen und Deutsche um die Mitte des vorigen Jahrhunderts als Feinde erlebt haben. Die damals geschehenen Untaten wollen wir zwar nicht verschweigen. Wir wollen sie aber auch nicht ständig zitieren. Es kann heute weder darum gehen, diese geschichtlichen Lasten zu rechtfertigen, noch darum, daraus materielle Forderungen abzuleiten und dadurch Menschen zu ängstigen, von denen die meisten damals noch gar nicht geboren waren. Wir wollen stattdessen deutlich machen, dass wir uns zu den vielen Versöhnungsschritten bekennen, die vor und besonders seit der Samtenen Revolution unternommen worden sind.

Wir kommen gern in die Tschechische Republik, weil uns mit ihren Bewohnern die Freude an dem reichen kulturellen Erbe dieses Landes verbindet – an einem Erbe, zu dem auch Deutsche beigetragen haben. Wir möchten mithelfen, dass dieses Erbe nicht nur museal bewahrt, sondern zeitgemäß weiterentwickelt wird. Unsere Vision ist die Zusammenarbeit bei dem Bemühen, in der Mitte Europas das Wahre, Gute und Schöne zu verwirklichen. Bei unseren Aktivitäten in der Tschechischen Republik sowie bei der bisherigen Vorbereitung des Pilsner Treffens spüren wir, dass wir willkommen sind.

Wir kommen auch deshalb gern in die Tschechische Republik, weil wir den Christen in diesem Lande zeigen möchten, dass wir ihre Treue zur Kirche unter der kommunistischen Diktatur und ihr Engagement bei der Samtenen Revolution und beim Neuaufbau des kirchlichen Lebens hoch achten. Zusammen mit ihnen und besonders mit unserer Partnerorganisation „Sdružení Ackermann-Gemeinde“ wollen wir inmitten der vielen Probleme, die uns alle bedrängen, von unserer gemeinsamen christlichen Hoffnung Zeugnis geben. Wir setzen nicht auf triumphale Pracht und Macht, sondern auf Mitwirkung in der Zivilgesellschaft mit dem Ziel, andere von der Wichtigkeit christlicher Wertvorstellungen zu überzeugen.

Schließlich sehen wir unser Kommen in die Tschechische Republik als einen Beitrag zur Verwirklichung der europäischen Idee. Die Europäische Union hat sich zu einem Garanten des Friedens in Europa entwickelt. Wir treten dafür ein, ihre weitere Entwicklung aktiv zu unterstützen, sie auch kritisch zu begleiten, sie aber nicht durch Skepsis oder Ängste zu schwächen. Denn wir wollen den Frieden dauerhaft bewahren."

Das Bndestreffen in Pilsen steht vor der Tür.