Programm Katholikentag steht: „Nachbarschaft wird groß geschrieben“

„Das Programm steht und das deutsch-tschechische Verhältnis bildet einen Schwerpunkt“, berichtete Matthias Dörr am vergangenen Wochenende dem Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde über den Regensburger Katholikentag. Das große Christentreffen findet vom 28. Mai bis 1. Juni 2014 in Regensburg statt. Die Veranstalter, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und das Bistum Regensburg, erwarten hierzu mehrere zehntausend Besucher

Dörr, der den Katholikentag im Bereich "Globale Verantwortung und Europäische Nachbarschaft" mitverantwortet, freut sich, dass auch durch zahlreiche tschechische Referenten das Motto "Mit Christus Brücken bauen" mit Leben gefüllt wird. Mit Blick auf das Gesamtprogramm könne man sagen, dass „die deutsch-tschechische Nachbarschaft in Regensburg groß geschrieben werde“, so der Bundesgeschäftsführer der Ackermann-Gemeinde. Ein besonderes Highlight in seinen Augen ist die Gesprächsreihe mit Persönlichkeiten aus dem Nachbarland. „Es wird jeweils eine Person mit ihrem Leben und ihrem Wirken im Mittelpunkt stehen. Auf diese Weise wird den Zuhörern ein Blick auf die deutsch-tschechische Geschichte und das Leben in unser Nachbarland gewährt“, erläutert Dörr die Idee hinter der Reihe. Unter dem Titel „Vom Knastbruder zum Kardinal“ wird der Prager Erzbischof Dominik Duka zu Wort kommen. Der neue tschechische Kulturminister Daniel Herman wird in dem Gespräch „Tschechen und Deutsche: was uns verbindet – was uns trennt“ die besondere Beziehung zwischen beiden Völkern behandeln. Weitere Gesprächsgäste in der eigens errichteten "Zeltkirche St. Nepomuk" auf dem Unigelände werden der Pilsener Bischof František Radkovský und der Prager Professor Tomáš Halík sein.

„Orte des Dialogs zwischen Kirche und Gesellschaft wollen Katholikentage sein. Hierzu dienen insbesondere die zahlreichen Diskussionen“, weiß Dörr zu berichten. Zu der Frage nach den Grenzen der Solidarität in Europa wird der CSU-Europaabgeordnete und Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde Martin Kastler Stellung nehmen. Unter dem Titel „Wenn der Slowake für den Griechen zahlt“ trifft er auf einem Podium mit dem slowakischen Parlamentsvizepräsident Dr. Jan Figel, dem ehemaligen tschechischen EU-Kommissar Dr. Vladimír Špidla und dem Sozialethiker Prof. Christof Mandry zusammen. Sind die Völker Mitteleuropas „In der Geschichte gefangen“ fragt ein Podium, das von der Ackermann-Gemeinde angeboten wird. Neben dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Dr. Wolfgang Thierse und dem slowakischen Politiker Dr. František Mikloško kommen hierbei auch die Kulturreferentin am Schlesischen Museum in Görlitz Annemarie Franke sowie der Geschäftsführer des tschechischen Bürgervereins Antikomplex Ondřej Matějka zu Wort. Das Neben- und Miteinander entlang der Grenze werden in einer Diskussion unter anderem die Martkredwitzer Oberbürgermeisterin Dr. Birgit Seelbinder und der Pilsener Bischof František Radkovský thematisierten. Diese ist mit dem Titel „Deutsch-tschechische Realitäten“ überschrieben. Auf einem Podium, das sich mit der Roma-Minderheit auseinandersetzt kommt Dr. Eva Habel von der Caritas in Schluckenau/Šluknov zu Wort.

„Katholikentage zeigen das junge Gesicht der Kirche. Ein großer Teil der Dauerteilnehmer sind Jugendliche und junge Erwachsene“, erläutert Dörr, der als Mitglied des Zentralkomitees

der deutschen Katholiken schon einige Kirchentage mitgestaltet hat. „So ist natürlich auch die Junge Aktion in Regensburg aktiv dabei.“ Der Jugendverband der Ackermann-Gemeinde lädt die Besucher des Treffens, insbesondere nicht-deutscher Muttersprache, im Vielberth-Gebäude an der Universität zu einer Mitmachaktion ein. „How do you say Kirche in..“ lautet dieses kreative Programmelement. Alle sind eingeladen, auf Klebezetteln in verschiedenen Sprachen Dinge zu benennen und dann entsprechend anzubringen. Damit bekommt das Gebäude eine vielsprachige Raumbeschriftung. In diesem Zusammenhang sei eine Wette der Jungen Aktion gegen den Katholikentag in Vorbereitung. Mehr wolle er aber noch nicht verraten, gibt Dörr sich bedeckt.

Die Kirche des Nachbarlandes wird auch auf der Katholikentagsmeile stark vertreten sein. So präsentieren sich in Regensburg die Tschechische Bischofskonferenz, das Bistum Pilsen, das Bistum Leitmeritz und die Tschechische Christliche Akademie. Traditionell mit einem Stand beim Katholikentag präsent ist die Ackermann-Gemeinde. Das Sudetendeutsche Priesterwerk wird auf der Meile für das Haus St. Johann in Brannenburg werben.

Am Freitagabend laden die katholischen Vertriebenenverbände und der Regensburger Vertriebenenseelsorger Pfarrer Peter Zillich zu einem Dankgottesdienst zu 25 Jahren Wende in die St. Anton-Kirche, nahe dem Hauptbahnhof gelegen, ein. "Die Vertriebenen wollen damit einen dreifachen Dank zum Ausdruck bringen", erläutert Dörr die Intention des Vertriebenengottesdienstes. Dankbar sei man für die vor einem Vierteljahrhundert gewonnene Freiheit in Mittel- und Osteuropa, für die dadurch entstandenen Möglichkeiten für Begegnung und Versöhnung sowie für den Beitrag, den der selige Papst Johannes Paul II. zum Ende der kommunistischen Systeme im östlichen Europa beigetragen hat. Der polnische Papst wird nur wenige Wochen vor dem Katholikentag heilig gesprochen. Vorstehen werden der Messe der Vertriebenenbischof Dr. Reinhard Hauke und der tschechische Bischof Dr. Jan Vokal aus Königgrätz/Hradec Králové. Die musikalische Gestaltung übernehmen der Chor der Russlanddeutschen aus Augsburg und die westböhmische Musikgruppe Zebbedeus.

Auch Ausstellungen machen den Besuch des Katholikentages zu einem deutsch-tschechischen Erlebnis. Der Adalbert-Stifter-Verein präsentiert in seiner vielbeachteten Ausstellung „In Böhmen und Mähren geboren. Bei uns (un)bekannt?“ deutschsprachige Persönlichkeiten mit Wurzeln im heutigen Tschechien. Antikomplex zeigt „Tragische Erinnerungsorte“ der Geschichte von 1938 bis 1945. Schüler haben sich in Projekten den historischen Ereignissen gestellt und daraus eine sehenswerte Ausstellung erarbeitet. Auf „Gerettete Baudenkmäler“ weist das Centrum Bavaria Bohemia mit einer Präsentation hin. Sie dokumentiert, wie (Sudeten-)Deutsche und Tschechen ihr gemeinsames kulturelles Erbe bewahren.

Dieser Einblick in das Programm zeigt: Das Regensburger Christentreffen schlägt zahlreiche Brücken zu den Nachbarn in Tschechien. „In Regensburg gibt es durch die Grenznähe, das Motto und daraus entwickelte Programm die einmalige Chance, einem breiten Publikum die deutsch-tschechischen Beziehungen und unser Nachbarland nahezubringen“, beschreibt Dörr das Besondere an dem kommenden Katholikentag. Er zeigt sich zuversichtlich, dass die Angebote mit deutsch-tschechischem Bezug großen Anklang finden werden.

Katholikentag 2014

Kardinal Duka freut sich auf den Katholikentag in Regensburg