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Reisen und Auslandsaufenthalte prägen ihre Werke

Die Künstlerin Laila Seidel war beim Kulturzoom der Ackermann-Gemeinde zu Gast

„Meine künstlerische Arbeit ist durch Personen, Situationen und Orte beeinflusst, die mir auf Reisen und Künstlersymposien in verschiedenen Regionen der Welt begegnen." Das sagt die in Bremen im Jahr 1982 geborene Künstlerin Laila Seidel. Die monatliche Zoom-Veranstaltung der Ackermann-Gemeinde widmete sich Anfang Oktober wieder der Kultur. Unter dem Motto „Auf Lebensreise zwischen Bremen und Prag“ gewährte Seidel einen Einblick in ihr vielfältiges künstlerisches Schaffen. 45 Bildschirme waren hierzu online zugeschaltet.

„Reisen bildet und bringt Menschen zusammen. Ohne Reisen würde Kunst anders aussehen“, stellte einleitend die Moderatorin Sandra Uhlich fest. Sie erläuterte auch, dass Niklas Zimmermann die Künstlerin bei einer Skandinavien-Reise kennengelernt hat und Seidel dabei auch ihren Bezug zu Tschechien schilderte.

Ab ihrem 12. Lebensjahr war Laila Seidel in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv, wobei sie zunächst wenig bis keine Bezüge zu Tschechien hatte. Dies änderte sich im Jahr 1998, als sie an einem Austausch mit Jugendlichen aus Lidice teilnahm. „Das hat mir gut gefallen. Fasziniert war ich auch von der Sprache“, blickte sie zurück. Aspekte dieses Aufenthalts setzte sie zum einen in Bilder (Acryl) um, zum anderen sollte Tschechien fortan zu einem wichtigen Teil ihres Lebens und Wirkens werden. Eine Klassenfahrt führte in dieses Land, einige Zeit später war sie in Staňkov (Stankau) derart von den dortigen Verkehrsspiegeln begeistert, dass auch diese sich in ihren Werken wiederfanden. Auch bei Reisen nach Ungarn und in die Slowakei fanden die dortigen Spiegel Niederschlag in dem einen oder anderen Bild, manchmal auch mit einem integrierten Selbstporträt. „Meine Begeisterung für Tschechien ist wach geblieben“, beschrieb sie diese Phase. Sie machte einen Tschechisch-Sprachkurs und nahm zum Bremer Verein „Porta Bohemica“ (Gesellschaft für deutsch-tschechische Zusammenarbeit in Europa) Kontakt auf, um hier Kooperationen bzw. Projekte anzuregen.

Für die Weiterentwicklung ihres eigenen künstlerischen Schaffens waren nun Symposien in Tschechien sowie anderen Ländern wichtig. Die alte Technik der Hinterglasmalerei erlernte die Bremerin im Jahr 2009 bei einem Symposium in Kvilda (Außergefild) im Riesengebirge. Und viele der dort geschossenen Fotos bildeten die Basis für spätere Werke. Weiter weg ging es im Jahr 2012 – nach Australien und Vietnam. In diesem Land in Asien begann das Interesse an der Scherenschnitt-Technik. Anlässlich des Gedenkens „100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkriegs“ nahm Seidel 2014 in Benešov (Beneschau) an einer Gruppenausstellung zum Thema „Man spricht vom Krieg“ teil, die danach auch in Prag, Berlin, Wien und Sarajevo gezeigt wurde. Seidel wählte als Bildmotiv verschiedene Feldpostmarken, die sie als Scherenschnitte präsentierte. Sie arbeitet dabei aber nicht mit einer Schere, sondern mit einem Skalpell, dessen Klinge sich bewegen lässt.

Aufgrund ihres Engagements in Tschechien gelang es Seidel schließlich auch, 2015 die zwischen Bremen und Bratislava (Preßburg) bestehende Städtepartnerschaft zumindest im künstlerischen Bereich mit einem Austauschprojekt (Thema Wasser/Fluss) zu beleben. Dies konnte zwei Jahre später in der Ausstellung „Rýchle Spoje“ (Schnelle Verbindung) vertieft werden, zuvor – 2015 – hatte Seidel im slowakischen Nitra am Symposium „Multipoint“ teilgenommen. Die Jurte, das traditionelle Zelt der Nomaden in Zentralasien, war dann ein zentrales Bildmotiv beim Internationalen Künstlertreffen 2017 in Kirgistan am Yssykköl (größte See in Kirgisistan).

Aus beruflichen und privaten Gründen zog Laila Seidel im Jahr 2019 nach Prag. Da ein größeres Atelier fehlte, legte sie ihren Kunstschwerpunkt auf die Scherenschnitte. Ebenso nahm sie an Symposien in der Slowakei und in Lettland teil, wo aber auch größere Scherenschnitte (1,5 x 0,5 Meter) entstanden. „Während der Corona-Pandemie war ich über jede Inspiration froh“, erklärte sie. Da war dann auch das Feierabendbier in einem Prager Café ein willkommenes Motiv. Mit Schattenbildern beschäftigte sie sich im Sommer 2020, außerdem gab sie im heimischen Atelier im Prager Stadtteil Žižkov (Zischkaberg) Kunst- und Deutschkurse. 2021 nahm sie am Open Art-Fest mit über 200 Ausstellern teil, aktuell ist das Projekt „Wildwuchs“ zu nennen. Seidels neue Bilder sind abstrakter und, wie sie sagt, „beeinflusst von den Aborigines in Australien“. - Zum Vormerken: Vom 28. bis 30. Oktober ist sie mit ausgewählten Werken auf der Contemporary Art Ruhr in Essen mit der Galerie Art Relations vertreten. - Homepage: www.lailaseidel.com

Markus Bauer

Die Künstlerin Laila Seidel mit einem ihrer neuen Werke.
Die Kulturarbeit der Ackermann-Gemeinde im Institutum Bohemicum wird gefördert durch das Bayerische Staasministerium für Familie, Arbeit und Soziales.