"Rohrer Sommer" gedenkt dem Jahr 1914 und Adolf Ullmann

Die Deutsch-Tschechische Kultur- und Begegnungswoche „Rohrer Sommer“, eine feste Einrichtung in der Kulturarbeit der Ackermann-Gemeinde, fand heuer mit über einhundert deutschen und tschechischen Teilnehmern zum 24. Mal vom 3. bis 10. August im Benediktiner-Kloster Rohr statt. Im Zentrum standen mehrere Gedenken: Inhaltlich die Erinnerung ans Jahr 1914, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Personell vor allem an Adolf Ullmann, der wie kein anderer für diese Veranstaltung stand, sie über die Jahre geprägt und auch die diesjährige noch vorbereitet hat. Am 5. April war er im Alter von 71 Jahren nach langer Krankheit in Würzburg verstorben.

Ein Bild von ihm war daher auch im Altarraum der Rohrer Asamkirche aufgestellt, wo am Freitagabend die musikalischen Teilnehmer zeigten, was sie an den Tagen zuvor einstudiert hatten: Instrumental- und Chormusik von Antonín Dvořák, Antonín Joseph Reicha, Lukáš Matoušek, Antonio Rosetti, Josef Suk, Antonín Aupeka und Leoš Janáček. Darunter der bekannte Choral „Svatý Václave“ oder Janáčeks „Otče náš“ (Vater unser). Mit Christa Ullmann, Stephanie Kocher, Simon und Irina Ullmann hatten die Gattin sowie Kinder und Schwiegerkinder Adolf Ullmanns die Leitung der diversen Ensembles inne. Ullmanns Erbe geht weiter. Ein Gedenkgottesdienst für ihn, zelebriert von Altabt Gregor Zippel, erinnerte ebenfalls an den langjährigen Aktivposten in der Ackermann-Gemeinde.

Im Jahr 1984 war der erste „Rohrer Sommer“. Das passte auch zum Tagungsthema „1914“, denn in diesem Kontext wurden weitere Gedenken angesprochen: 1414 Todesjahr des Johannes von Tepl (Autor der Schrift „Der Ackermann und der Tod“), 1939 (75 Jahre) Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, 1964 Deutsch-französische Aussöhnung, 1989 (25 Jahre) Sanfte Revolution bzw. Mauerfall. Das Hauptthema wurde auch in einem literarischen Arbeitskreis behandelt, etwa anhand von Texten der Schriftsteller Franz Werfel, Antonín Brousek, Joseph Roth, Franz Kafka und Reiner Kunze.

Dass musikalisches und kreatives Arbeiten Länder- und Sprachgrenzen überwindet, machte auch der Rohrer Sommer einmal mehr deutlich. Weit über ein Drittel der Teilnehmer kamen aus Tschechien und wiederum über ein Drittel der Teilnehmer waren Kinder. Musikalische Früherziehung, Flöten- und weitere Musikgruppen, Volkstanz, Zirkus, Puppentheater, Holzarbeiten, Kinder- und Jugendorchester waren die Angebote für die junge Generation. Doch auch bei den Erwachsenen gab es neben den Einheiten zum Tagungsthema Gestaltung von Stoffen und Kerzen, Chor und Orchester, Volksmusik und -tanz sowie einen religiösen Arbeitskreis. Die Ergebnisse wurden bei einem Volksmusikabend sowie am Abschlusstag präsentiert. Zudem gestalteten am Sonntag der „Rohrer Sommer“ den Gottesdienst in der Asamkirche mit.

Die Leitung war nun auf mehrere Schultern verteilt. Wolfgang Tobisch und Angela Hagen übernahmen die Organisation, Simon Ullmann und Stephanie Kocher die musikalische Leitung. Und sicher hätte es auch Adolf Ullmann gefreut, dass die Veranstaltung zur Präsentation auf der Webseite des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds ausgewählt wurde und dort anhand von Fotos, Videos und Presseberichten nachvollzogen werden kann. - Im kommenden Jahr findet der „Rohrer Sommer“ schon in den Osterferien statt, da hier dann das musikalische Programm für das deutsch-tschechische Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde Anfang August 2015 in Budweis/České Budějovice einstudiert wird.

Markus Bauer

 

Die Deutsch-Tschechische Kulturwoche "Rohrer Sommer" wurde gefördert von:

- Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds

- Haus des Deutschen Ostens - Bayerisches Staatsministerium für Soziales und Arbeit, Familie und Integration (Das "Zukunftsministerium" - Aus Mitteln der Bayerischen Staatsregierung)

- Kulturreferent für die Böhmischen Länder - Bundesbeauftragte für Kultur und Medien

"Rohrer Sommer"-Konzert: Das Flötenensemble