Romano Guardini Preis 2010 an Prof. Dr. Tomáš Halík

Außenminister Karl Fürst zu Schwarzenberg würdigt Halík als einen „christlichen Netzwerker".

Der tschechische Religionsphilosoph und Theologe Prof. Dr. Tomáš Halík wurde am 27. September 2010 in München mit dem renommierten Romano Guardini Preis ausgezeichnet. Bei dem Festakt in der Katholischen Akademie Bayern mit 350 Ehrengästen konnte Akademiedirektor Dr. Florian Schuller unter anderem Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle als Vertreter der bayerischen Staatsregierung, Erzbischof Dr. Reinhard Marx und Bischof František Radkovský von Pilsen/Plzeň als Vertreter der tschechischen Bischofskonferenz und eine Reihe von Abgeordneten begrüßen. Die Ackermann-Gemeinde war mit einer großen Delegation, an dessen Spitze der Bundesvorsitzende Martin Kastler MdEP, der Ehrenvorsitzende Dr. Walter Rzepka und der Bundesgeschäftsführer Matthais Dörr standen, vertreten. Halík gehört als Präsident der Tschechischen Christlichen Akademie zu den engen Partnern der Ackermann-Gemeinde in Tschechien.

Die Laudatio auf den Preisträger hielt der tschechische Außenminister Karl Fürst zu Schwarzenberg, der in einer sehr persönlich gehaltenen Rede Halík als Menschen schilderte, für den die Wahrheit stärker als die Macht sei. Aufgewachsen im Geist der Liberalität habe Halík den katholischen Glauben gesucht und sei ein "christlicher Netzwerker". Schwarzenberg betonte, er schätze Halíks Predigten und sei dabei, wann immer es gehe. Den Preisträger bezeichnete er als einen „faszinierenden Prediger, der die Menschen anregt, sich selbst zu hinterfragen, und der sich auch selbst ständig hinterfragt – eine nicht unbedingt erzkatholische Eigenschaft“, so Schwarzenberg. Der Außenminister brachte zum Abschluss seiner Laudatio die Hoffnung zum Ausdruck, dass dessen große Wirkung auf die Studenten und auf die Öffentlichkeit ebenso erhalten bleibe wie der „kritische Geist, den wir in der katholischen Kirche so dringend brauchen“.

Halík gehört zu den bekanntesten Gestalten der tschechischen Gesellschaft und Politik. Er war ein enger Vertrauter des ehemaligen Präsidenten und großen Schriftstellers Václav Havel sowie von Kardinal František Tomášek, dem langjährigen Erzbischof von Prag. Seine Bücher sind auch weit über Tschechien hinaus Bestseller. Sein jüngstes Werk „Geduld mit Gott“, das Anfang September auch in deutscher Sprache erschienen, wurde in den USA gerade zum Buch des Monats gekürt.

Mit der Preisverleihung würdigte die Katholische Akademie eine in vielerlei Hinsicht vorbildhafte Persönlichkeit. Obwohl er als Feind des kommunistischen Regimes unter besonderer Überwachung stand, studierte er im Verborgenen Theologie. In Erfurt im Geheimen zum Priester geweiht, arbeitete er in der Untergrundkirche. Trotz der bitteren Erfahrungen staatlicher Repression und Willkür gegen die Kirche wurde sein Glaube an das Gute im Menschen nicht erschüttert. Vielmehr wuchs in ihm eine feine Sensibilität gerade auch gegenüber atheistischen Menschen, denen er eine „scheue Religiosität“ zuerkennt.

Halík ist der erste Tscheche, dem der Prestigepreis verliehen wurde. Mit ihm zeichnet die Katholische Akademie in Bayern Persönlichkeiten aus, die sich im Sinne des Theologen Guardini „hervorragende Verdienste um die Interpretation von Zeit und Welt in verschiedenen Lebensbereichen erworben haben“. Halík erklärte, er sei von der Entscheidung der Akademie überrascht und tief gerührt gewesen. Seinen Worten zufolge gäbe es in Tschechien mehrere Persönlichkeiten, die diese Auszeichnung verdient hätten. Die Mehrheit von ihnen hätte jedoch, so Halík, ihr produktives Alter in den kommunistischen Gefängnissen verbracht.

 

Am Dienstagabend (28.9.) hat Halík im vollbesetzten Tschechischen Zentrum (Prinzregentenstraße 7) in München sein Buch „Geduld mit Gott“ vorgestellt. Gesprächpartner Halíks war der Vorsitzende des Diözesanrates München Prof. Dr. Alois Baumgartner. Veranstalter der Buchpräsentation waren die Ackermann-Gemeinde und das Tschechische Zentrum München.

 

Guardini-Preis: Schwarzenberg, Halík, Schuller (v.l.)