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Sommerakademie Colloquia Ustensia

Nordböhmisches Glas war ein Schwerpunkt der 14-tägigen Sommerakademie COLLOQUIA USTENSIA, die im August zum 27. Mal als Gemeinschaftsprojekt von Ackermann-Gemeinde und Johann-Purkinje-Universität in Aussig (Ústi n.L.) organisiert worden ist. Ziel des Ganztags-Ausflugs am Samstag war nach einem Abstecher zum Porsche-Museum in Maffersdorf (Vratislavice nad Nisou) die Stadt Gablonz (Jablonec nad Nisou), die sich im 19. Jahrhundert vom unbedeutenden Marktflecken zum weltweiten Zentrum für die Herstellung von Glasschmuck entwickelt hatte. Diese Industrialisierung und der damit erarbeitete Wohlstand geben dem urbanen Stadtbild einen ganz besonderen Charakter, der sich bis heute erhalten hat.

Im Unterschied zur wohlhabenden Industriestadt Gablonz wirkt das ebenfalls besuchte Glasmacher-Städtchen Haida (Nový Bor) ländlich und historisch gewachsen. Beide Ortschaften präsentieren ihre Glas-Tradition in sehenswerten Museen. In Haida konnten die Teilnehmer auch dem bekannten Glaskünstler David Wünsch bei der Arbeit über die Schulter schauen.

Weitere Ausflüge führten die 40 Teilnehmer ins Prämonstratenserinnen-Kloster Doxan (Doksany), zum Rokoko-Schloß Stecknitz (Stekník) im Kreis Saaz und zur Tetschener Heimatstube, die inzwischen im Schloß von Tetschen-Bodenbach (Děčín) vom dortigen Archivar Jan Němec attraktiv präsentiert und liebevoll betreut wird. Ebenfalls im Tetschener Schloss war die Ausstellung „Sola Fide“ über die Spuren sächsischer protestantischer Adeliger in Nordböhmen zu sehen. Ein solches Überbleibsel des Luthertums aus der Zeit vor der Gegenreformation ist auch die Kirche im heute zu Aussig gehörenden Schwaden (Svadov), die im Rahmen einer Wanderung in der näheren Umgebung von Aussig zu erleben war.

Ergänzt wurden die nachmittäglichen Exkursionen durch ein reichhaltiges Vortrags-Programm an den Abenden. Über die in Aussig besonders präsenten Probleme mit der Integration von zugewanderten Roma wurde aus polizeilicher Sicht berichtet. Die in den 70er Jahren errichtete Talsperre Preßnitz (Přísečnice) war ebenso Thema wie die bis heute theoretisch gebliebenen Pläne eines Kanals zur Verbindung der Flüsse Oder, Donau und Elbe. Martin Barus, Archivar der Diözese Leitmeritz (Litoměřice) stellte den aktuellen Stand der Forschungen um das Wunder von Philippsdorf (Filipov) anhand des von kürzlich veröffentlichten Sammelbandes dazu vor. Der aus Warnsdorf (Varnstorf) stammende Bildhauer Vinzenz Pilz hat im 19. Jahrhundert vor allem in Wien tiefe Spuren hinterlassen. Er wurde ebenso bekannt gemacht wie die die tschechische Kleinkunstbühne „Semafor“, die in den 60er Jahren in Ost und West Berühmtheit erlangt hatte. Während der inzwischen pensionierte Aussiger Stadtarchivar Vladimir Kaiser als Senior unter den Referenten Anekdoten aus seiner Jugend aus den 50er Jahren zum Besten gab, berichtete die erst 19jährige Sarah Schleinitz über ihre Erfahrungen aus ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr, das sie als Deutsche in Aussig verbracht hat.

Neben allen landeskundlichen Erfahrungen stand natürlich das Erlernen der tschechischen Sprache im Vordergrund. Je nach Vorkenntnissen büffelten die Teilnehmer jeden Vormittag in fünf Lerngruppen gebüffelt und erzielten wieder gute Fortschritte. Das morgendliche Singen tschechischer Volkslieder ist ebenso Tradition wie die tägliche Morgenandacht, die zwar freiwillig ist, aber von den meisten Teilnehmern regelmäßig besucht worden ist.

Der Abschlussabend mit Verleihung der Teilnehmer-Urkunden und einem von den Absolventen gestalteten bunten Programm rundete den Aufenthalt ab. Der nächste Termin – 11.-25. August 2019 – steht schon in den Kalendern. Neue Interessenten sind herzlich willkommen und melden sich bitte bei Christoph Lippert, Telefon 09132/9700, e-mail info(at)lti-training.de

Beeindruckt waren die Kurs-Teilnehmer vom gewaltigen Eingangsbereich des Rathauses von Gablonz (Jablonec nad Nisou) das das Lebensgefühl der erfolgreichen Industriestadt repräsentiert, die als Welt-Zentrum der Erzeugung von Glasschmuck zu Wohlstand gekommen ist.
In Haida (Nový Bor) konnten die Teilnehmer dem Glaskünstler David bei der Arbeit über die Schulter schauen
Wahre Schätze birgt das Museum für Glas und Bijouterie in Gablonz. Die Vielfalt und Kunstfertigkeit der Ausstellungsstücke lassen erahnen, warum die Stadt mit ihren Produkten Weltruhm erlangt hat.