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Streit am Grab

Mit einen Ostergruß wendet sich Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, auch in diesem Jahr an die Mitglieder der Ackermann-Gemeinde:

Die Gebetszeiten der verschiedenen christlichen Konfessionen in der Grabeskirche von Jerusalem sind genau geregelt. Ich habe dafür Verständnis, denn jeder soll zu seinem Recht kommen, an der heiligsten Stätte der Christenheit beten zu können. Wer zuwider handelt, wird gemaßregelt – manchmal sehr laut und deutlich. Bei meinem letzten Besuch in der Grabenskirche musste ich es miterleben: Ich hatte zu lange in der Grabkammer gebetet!

Streit am Grab Jesu ist nichts Neues. Als das Grab ohne Leichnam Jesu von den Frauen am Ostermorgen vorgefunden wurde, begannen die Gerüchte und Streitereien: Wer hat ihn weggenommen – gestohlen sogar? Wo ist er jetzt begraben? Maria von Magdala und auch die Jünger wollten es wissen. Als sie dann am Ostertag dem Auferstanden begegnen, wird die Frage nach dem Grab bedeutungslos. Es war und ist bis heute nur noch der Ort, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte! Es ist eigentlich keine Grabeskirche wie die des heiligen Franziskus in Assisi oder des heiligen Paulus in Rom. Hier finden wir noch einen Reliquienschrein. Diesen haben wir von Jesus Christus nicht.

Kreuzpartikel und auch der Heilige Rock Jesu werden verehrt. Ihn selbst finden wir in einer neuen Art und Weise. Er begegnet uns im Wort und Sakrament. Manchmal haben wir zwar den Eindruck, dass wir hier auch wie in ein leeres Grab schauen und nichts erkennen können. Wir streiten darüber, wie er jetzt unter uns sein kann und will. Ist die Eucharistiefeier eine reine Symbolhandlung zum Gedächtnis an den Tod und die Auferstehung Jesu oder ist er wirklich anwesend wie damals im Abendmahlsaal, am Kreuz und in Emmaus?

Wenn wir darüber streiten, kann ein neuer Denkprozess einsetzen. Im Jahr des Glaubens 2012 soll auch die Frage neu gestellt werden, wie und wo wir Christus berühren können, um von aller Lähmung, von aller Sprachlosigkeit und Besetztheit befreit zu werden. Ich empfehle, die Erfahrungen der Apostel und der heutigen Christen mit Jesus Christus zu studieren, die z.B. kürzlich bei einer Feier mit Taufbewerbern zu hören war: Mein Sohn war sterbenskrank. Ich habe gebetet, obwohl ich kein Christ war. Jetzt lebt er! Wer will da noch über die Kraft des Auferstanden streiten?

+ Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz
für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge