Traumata der Vergangenheit in der heutigen Gesellschaft

Wie geht die tschechische Gesellschaft mit den historischen Traumata um und wie können die Ereignisse der Vergangenheit die heutige Gesellschaft und Politik beeinflussen. Die Konferenz der Sdružení Ackermann-Gemeinde (SAG) und Konrad Adenauer-Stiftung (KAS) beschäftigte sich mit dem Thema „Traumata der Vergangenheit in der heutigen Gesellschaft“ und die Fragen wurden von bekannten Historikern, Soziologen, Schriftstellern Theologen und Ärzten beantwortet.

Am 19. November fand in den Räumen der Technischen Universität in Liberec/Reichenberg die Konferenz statt, deren Inhalt auch die Fragen der deutsch-tschechischen Beziehungen bildeten. In dem Begrüßungswort erwähnte Dekan der naturwissenschaftlich-humanistischen und pädagogischen Fakultät der Technischen Universität in Reichenberg Doz. Dr. Miroslav Brzezina, dass die deutsch-tschechischen Beziehungen sich als ein roter Faden durch die Geschichte ziehen und in der Vergangenheit die Stadt Prag auch dank der Zusammenleben von Tschechen und Deutschen ein bedeutendes europäisches Kulturzentrum wurde. Dr. Werner Böhler als Repräsentant und Direktor der KAS in Prag, öffnete die Konferenz mit einem wichtigen Gedanken: „Ohne Kenntnis und Verständnis sogar auch schmerzlichen historischen Marksteinen gibt’s kein Weg zur Demokratie. Die Vergangenheit kann man nicht verschweigen und ignorieren. Im Gegenteil muss man miteinander Kommunizieren und das im überall wo sich die Möglichkeit findet.“

 In der Diskussion sprachen Schweizer Historiker Dr. Adrian Portmann-von Arburg, Soziologe Dr. Jan Hartl, Arzt-Psychiater MUDr. Vladislav Chvála und Theologe Dr. Michal Podzimek unter der Moderation von Radko Kubičko, dem Kommentator des Tschechischen Rundfunks, über der Herkunft der Traumata. Die tschechischen seien laut Dr. Portmann-von Arburg Münchener Abkommen, Kommunismus oder auch die Niederlage des Prager Frühlings und die sowjetische Okkupation. Die Diskutanten einigten sich daran, dass über die deutsch-tschechischen Beziehungen in der Gesellschaft gesprochen sein sollte, weil das Thema einfach von den Politikern missbraucht werden könnte. „Traumata, über die man nicht spricht, vereinfachen die Suche eines Feindes und richten die Aufmerksamkeit an ihn“, so Portmann-von Arburg.

In dem zweiten Teil der Konferenz trafen sich Schriftstellerin und Literaturhistorikerin Dr. Radka Denemarková und Mitglied der Sächsischen Kunstakademie und Bayerischen Akademie der Schönen Künste Dr. Jörg Bernig, die über das Thema aus der Perspektive der Literatur und Kunst berichtete. Die anschließende Diskussion über Phantomschmerzen- gesellschaftliche und individuelle Traumata in der deutschen und tschechischen Literatur moderierte die Historikerin und Pädagogin Dr. Kateřina Lozoviuková.

Der Geschäftsführer der SAG, Dr. Jan Heinzl schloss die Tageskonferenz mit einer kurzen Zusammenfassung: „Die Reichenberger Konferenz zeigte wie das Thema „Traumata“ in der tschechischen Gesellschaft aktuell ist. Natürlich war unser Ziel nicht die Traumata zu heilen. Wie aber im Laufe der Konferenz mehrmals gesagt wurde. Wir müssen miteinander kommunizieren und auch schmerzliche Themen öffnen. Das ist immer noch ein aktueller Schritt für ein gesellschaftliches und politisches Leben ohne Traumata.“ Mitveranstalter der Konferenz waren auch die Tschechische Christliche Akademie wie auch die Naturwissenschaftlich-humanistische und pädagogische Fakultät der Technischen Universität Liberec/Reichenberg.

sag

Programm der Konferenz finden Sie hier.

Radko Kubičko moderiert die Diskussion<br> zum Thema „Traumata der Tschechischen Gesellschaft". <br>Quelle: TUL