Vor 20 Jahren: Václav Havels symbolträchtige Reise nach München

Adolf Ullmann und Martin Kastler MdEP fordern baldigen Pragbesuch des bayerischen Ministerpräsidenten.

Am 2. Januar 1990 führte der Antrittsbesuch in der Bundesrepublik Deutschland den neugewählten tschechoslowakischen Präsidenten Václav Havel nicht in die Bundeshauptstadt, sondern nach München. Havel betonte damals, er wolle diese Wahl des Reiseziels sehr bewusst symbolisch verstanden wissen. Noch vor seiner Wahl hatte der Schriftsteller, Mitinitiator der Charta 77 und führende Dissident in der kommunistischen ČSSR im November 1989 in einem Brief an Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Vertreibung der Sudetendeutschen verurteilt: „Sie erschien mir immer als eine zutiefst unmoralische Tat, die nicht nur den Deutschen, sondern vielleicht in noch größeren Maße den Tschechen selbst Schaden zugefügt hat, und zwar sowohl moralisch als auch materiell.“

Der mittelfränkische Europaabgeordnete Martin Kastler und der Bundesvorsitzende der von sudetendeutschen Katholiken gegründeten Ackermann-Gemeinde, Adolf Ullmann, erinnern anlässlich des 20. Jahrestages an diesen mutigen Schritt Havels vor seinem durch Jahrzehnte hindurch kommunistisch und nationalistisch indoktrinierten Volk. Dieser dürfe auch heute nicht in Vergessenheit geraten.

Ullmann und Kastler, der ebenfalls Mitglied des Bundesvorstandes der Ackermann-Gemeinde ist, betonen: "Seit dem Besuch Václav Havels in München haben die unzählbaren Kontakte die deutsch-tschechischen Beziehungen ins Positive gewendet. Solche Begegnungen und Verhandlungen fanden auf Ministerebene bis hin zu den Kommunen, Diözesen und Pfarrgemeinden sowie auf der Ebene der Verbände, Vereine und gesellschaftlichen Gruppierungen statt. Nicht zuletzt auch die Aktivitäten der Ackermann-Gemeinde haben zu einer neuen Qualität der Nachbarschaft geführt. Diesen Prozess wollen und werden wir weiter fördern."

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung bekräftigen Ullmann und Kastler: "Es ist höchste Zeit, dass der bayerische Ministerpräsident auch offiziell der Prager Regierung und dem tschechischen Volk seinen Besuch abstattet. Es wäre die Gelegenheit, die vielfältigen nachbarschaftlichen Bemühungen auf beiden Seiten zu würdigen und die Bedeutung der Nachbarschaft Bayerns zur Tschechischen Republik in der Europäischen Union ins öffentliche Bewusstsein zu heben. Die Zusammensetzung der bayerischen Delegation sollte dann auch die Pluralität der sudetendeutschen Gruppierungen und Initiativen widerspiegeln. Deshalb fordern wir Herrn Ministerpräsidenten Horst Seehofer und seine Staatsregierung auf, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um einen Besuch noch vor dem nächsten Sudetendeutschen Tag möglich zu machen."

Die Ackermann-Gemeinde arbeitet aus christlicher Verantwortung seit 1946 für Frieden und Versöhnung in der Mitte Europas. Dabei setzt sie sich nicht nur für die Bewältigung von Unrecht und Leid der Vergangenheit ein, sondern auch für den Aufbau einer guter Nachbarschaft zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken. Als katholischer Verband ist die Ackermann-Gemeinde Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und in den meisten deutschen Bistümern vertreten.

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