Weg der Versöhnung zum 75. Jahrestag der Bombardierung Würzburg
Am 16. März 2020, dem 75. Jahrestag der Bombardierung von Würzburg im Zweiten Weltkrieg, wird das Wandernagelkreuz von Coventry an die Ackermann-Gemeinde in der Diözese Würzburg übergeben. Aus diesem Anlass gibt es einen Weg der Versöhnung mit Stationen in der Stadt und mit Gästen aus Deutschland, Tschechien und England. Zwölf Monate wird die AG Würzburg das Nagelkreuz haben und im Rahmen ihrer Aktivitäten mit diesem sichtbare Zeichen der Versöhnung in Deutschland und Tschechien setzen.
Hierzu berichtet der Diözesanvorsitzende Hans-Peter Dörr: Die Übernahme des Wandernagelkreuzes und der Versöhnungsstatue am 16. März 2020 durch den Diözesanverband der Ackermann-Gemeinde Würzburg erfolgt im Gedenken an die Zerstörung Würzburgs vor 75 Jahren. Weiteres Gedenken prägt das Jahr, während wir diese wichtigen Zeichen der Versöhnung bei uns haben:
- Am 8. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Welt Krieges zum 75. Mal.
- Seit der Zerstörung der Kathedrale von Coventry am 14./15. November 1940 sind 80 Jahre vergangen.
- Schließlich blickt die Ackermann-Gemeinde am 13. Januar 2021 auf ihr 75. Gründungsjahr zurück.
Am Montag, 16. März 2020, beginnt bereits um 09.00 Uhr im Kiliansdom ein ökumenischer Gedenkgottesdienst. Neben unserem Diözesanbischof Dr. Franz Jung werden dabei Pilsner Bischof Dr. Tomaš Holub, der anglikanische Lordbishop Dr. Christopher Cocksworth aus Coventry und die evangelische Regionalbischöfin Gisela Bornowski mitwirken.
Die Gedenkfeier an der „Gedenkstätte 16. März“ am Hauptfriedhof beginnt unter dem Thema „Versöhnung über den Gräbern“ um 10.30 Uhr mit dem Totengedenken und einer Kranzniederlegung durch Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Anschließend wird der Ackermann-Gemeinde in Person von Reinhilde Geißler und Hans-Peter Dörr das Wandernagelkreuz und die Versöhnungsstatue für ein Jahr anvertraut.
Hieran schließt sich nun der „Weg der Versöhnung“ an:
- Unter dem Thema „Krieg und Vertreibung“ machen wir am Kriegerdenkmal im Husarenwäldchen erstmals Halt. Hier wollen wir an der Gedenkstätte der Trautenauer eine Zeitzeugin der Vertreibung aus Trautenau/Trutnov zu Wort kommen lassen. Würzburg war viele Jahre Patenstadt für die Vertriebenen aus dem Kreis Trautenau, bis es vor zwölf Jahren zur Besiegelung der Partnerschaft zwischen Würzburg und dem heutigen Trutnov kam. Biblische Texte, Gebete und Lieder, welche die Blaskapelle Gropp begleitet, charakterisieren diese und die weiteren Stationen.
- Auf unserem weiteren Weg versammeln wir uns unter dem Thema „Wiederaufbau und neue Heimat“ im Ehrenhof der Würzburger Residenz. Hier schildert ein Zeitzeuge seine gelungene Integration und den beruflichen Neuanfang. Die Residenz, die vom Egerer Baumeister Balthasar Neumann entworfen wurde, ist ein Symbol des geglückten Wiederaufbaus. Sie wurde im Jahre 1981 in die Liste des UNECSO-Weltkulturerbes aufgenommen.
- Auf dem Weg zur nächsten Station kommen wir an der Gedenkstele für den Erbauer der Residenz vorbei. Unter dem Thema „Versöhnung und Partnerschaft“ halten wir auf dem Wilhelm-Schwinn-Platz vor der evangelischen Dekanatskirche St. Stephan inne. An der tschechischen Versöhnungstafel „smíření“ schildert einer unserer tschechischen Partner unsere gegenseitigen freundschaftlichen Beziehungen.
- Schließlich überqueren wir die Ottostraße und begeben uns in die Jugendkirche im Kilianeum - „Haus der Jugend“ – Ottostraße 1. Dort werden wir unter dem Thema „Verbunden als Christen in Europa“ Statements zu Europa hören.
- Zum Abschluss lädt die Ackermann-Gemeinde zu einer Begegnung im Kreuzgang des Kilianeums ein. Bei Eintopf, „Friedensbrot“ der Bäckerei Martin Schiffer und Getränken können wir untereinander ins Gespräch kommen.
- Von 14.30 bis 15.00 Uhr soll noch auf dem Vorplatz von St. Stephan eine Gedenkplatte „Versöhnung für Europa“ der Stadt Würzburg verlegt werden.
- Um 15.00 Uhr findet schließlich in St. Stephan ein „Gebet für Europa“ mit den Gästen aus Coventry und Pilsen/Plzeň statt.
Hans-Peter Dörr
Übersicht über alle Veranstaltungen zum Gedenken an den 16. März auf der Internetseite der Stadt Würzburg
Faltblatt mit Veranstaltungen aus Anlass der Zerstörung Würzburgs vor 75 Jahren: Download (pdf, 6,4 MB).
Im Jahre 1959 wurde das Versöhnungsgebet von Coventry formuliert und wird seitdem an jedem Freitagmittag um 12.00 Uhr im Chorraum der Ruine der alten Kathedrale in Coventry gebetet. Die deutsche Übersetzung, die seit Oktober 2015 von der Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e.V. beschlossen ist, lautet:
Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes,
den sie bei Gott haben sollten. (Römer 3, 23)
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt,
Volk von Volk, Klasse von Klasse,
Vater, vergib.
Das Streben der Menschen und Völker
zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist,
Vater, vergib.
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen
ausnutzt und die Erde verwüstet,
Vater, vergib.
Unseren Neid auf das Wohlergehen und
Glück der Anderen,
Vater, vergib.
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not
der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge,
Vater, vergib.
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder
entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht,
Vater, vergib.
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst
zu vertrauen und nicht auf Gott,
Vater, vergib.
Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, wie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus. (Epheser 4, 32)