Weihnachtsgruß "Sie fanden das Kind in Windeln gewickelt"

Auch in diesem Jahr wendet sich Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Seelsorge an den Vertriebenen und Aussiedlern, mit einem Weihnachtsguß an die Mitglieder, Freunde und Förderer der Ackermann-Gemeinde:

Kennen Sie die Darstellung des Fatschenkindes? In Süddeutschland, in Österreich und bei den Vertriebenen ist diese Darstellung des Jesuskindes in einem Steckkissen bekannt. Die Tradition des Fatschenkindes wurde vermutlich in Klöstern erfunden, wo die Nonnen in der Weihnachtszeit in ihre Zellen eine Krippendarstellung bekamen, die sich wegen der Kleinheit der Klosterzelle auf das Jesuskind beschränkte. Als Sammler von Weihnachtskrippen und als Vertriebenenbischof war ich natürlich interessiert, auch ein Fatschenkind zu bekommen. In der Weihnachtszeit des letzten Jahres bot sich dazu eine Gelegenheit an und im Januar – gerade noch in der Weihnachtszeit - kam das Fatschenkind in meinem Haus an. Es zeigt das Kind in kostbar gestickten Windeln. Es lächelt mich aus einem freundlichen Gesicht an. Das Köpfchen ist mit goldblonden Locken geziert ist. Das Kind liegt in einem Glaskasten. Im Hintergrund ist auf einem grünen Damaststoff ein goldenen Kreuz gestickt.

Das Wort „Fatschen“ kommt wohl aus dem lateinischen Wort „fascia“ – Windel. Das Kind, das in Windeln gewickelt in einer Krippe lag, fanden die Hirten in Bethlehem vor. Die Windeln werden in der Tradition der Kirche als deutlicher Hinweis auf die Menschheit des Gottessohnes gedeutet. Wie jedes neugeborene Menschenkind brauchte auch das göttliche Kind die Körperpflege durch seine Mutter und die schützende Sorge seines Pflegevaters Josef. Die Reduzierung der Krippendarstellung auf das Kind wird bei Kindern und auch Erwachsenen nicht immer Anklang finden, aber sie macht aufmerksam auf Wesentliches: auf die Menschheit und damit Bedürftigkeit des Gottessohnes, der als Säugling seinen messianischen Weg beginnen wollte.

In den Weihnachtstagen sollten wir deshalb durchaus unseren Blick vor allem auf das Kind in der Krippe richten, das uns in seiner Bedürftigkeit an die Demut und Liebe Gottes erinnert und zugleich an die Kinder, die manchmal nicht einmal eine Windel haben. In der Sorge um sie können wir dem göttlichen Kind nahe sein.

+ Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

Das Christkind als "Fatschenkind"