Wie geht es mit dem Synodalen Weg weiter?

ZdK-Präsident Sternberg informierte beim Themen-Zoom der Ackermann-Gemeinde

Als katholischer Verband verfolgt die Ackermann-Gemeinde natürlich auch intensiv die Entwicklungen des Anfang Dezember vergangenen Jahres eingeschlagenen und nun durch die Corona-Krise unterbrochenen „Synodalen Wegs“. Daher stand der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) Prof. Dr. Thomas Sternberg beim jüngsten Themen-Zoom der Ackermann-Gemeinde Rede und Antwort zur momentanen Situation.

 

Rund 50 Bildschirme – Einzelpersonen und Paare – waren wieder aus Deutschland, Tschechien und Österreich zum fünften Themen-Zoom zugeschaltet. Moderator Rainer Karlitschek nahm bei der Begrüßung „immer neue, unterschiedliche Leute“ wahr und hieß Prof. Sternberg willkommen, „den höchsten Repräsentanten der katholischen Laien“. Beim letztjährigen Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde in Landshut hatte er die Schlussrede gehalten. Er meldete sich aus einem Hotelzimmer in Nürnberg, da er dienstlich unterwegs war. Vom Ehepaar Bode in Münster – sie leben in der gleichen Pfarrgemeinde – war er zu dem Vortrag eingeladen worden, was er gerne annahm.

„Gemeinsam auf dem Synodalen Weg: Bischöfe und Laien“ lautete Sternbergs Thema. Er verdeutlichte, dass wegen der Corona-Pandemie „physische Treffen aktuell nicht möglich“ seien und so derzeit die Erarbeitung der Berichte in den vier Themenforen stockt. Zudem habe es durch die Veränderung an der Spitze des Deutschen Bischofskonferenz auch Wechsel bei Verantwortlichen der Foren gegeben. Aber auch die Neuerungen durch die weltweite Epidemie sprach er an – etwa die Netzkonferenzen und -besprechungen. „Hoffentlich geraten sie nach der Normalisierung nicht in Vergessenheit, es wird sehr viel bleiben“, stellte der Laienvertreter fest und zollte der Ackermann-Gemeine für die seit Mitte April wöchentlich angebotenen Themen- und Kulturzooms.

Natürlich zeichnete Sternberg auch die Entstehungsgeschichte hin zum Synodalen Weg ab Mai 2019 kurz auf: die Forderungen zur Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in einem gemeinsamen Prozess von Bischöfen und Laien. Dies sei kirchenrechtlich nicht als Synode, sondern als synodaler Weg umzusetzen – auf Augenhöhe zwischen Bischöfen und Laien, wobei in erster Linie die Argumente zählen sollten. Der ZdK-Präsident erklärte auch, dass darauf gedrängt wurde, noch nicht umgesetzte Themen aus der Würzburger Synode abzuarbeiten. Neben den drei Themen aus der MHG-Studie (Umgang mit Macht, Probleme des priesterlichen Lebens, Sexualmoral) habe das ZdK das Thema „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ vorgeschlagen. Als weitere brennende Themen, die aber außen vor blieben, nannte Sternberg die Zusammenlegung von Pfarrgemeinden und den Priestermangel. „Ein Neupriester muss aktuell elf ausscheidende Seelsorger ersetzen“, machte der Präsident deutlich. Im Sommer 2019 sei die dann einstimmig verabschiedete Satzung erarbeitet und die Zusammensetzung (230 Mitglieder) bestimmt worden.

Bei der ersten Sitzung habe – mit Ausnahme von zwei Bischöfen – Einigkeit geherrscht. „Katholisch heißt, dass alle gleich sind – in unterschiedlichen Ämtern und Positionen. Die Dinge gemeinsam anpacken, dann kommen wir gemeinsam voran. Es ist ein schönes, neues Bild von Kirche – natürlich auch im Respekt voreinander“, nannte Sternberg einige zentrale Aspekte. Zudem seien die Erwartungen sehr hoch, denn viele Länder - nicht nur in Europa - würden auf Deutschland blicken. Grundsätzlich sei bei den Themen in drei Kategorien zu differenzieren: Dinge, die in Deutschland möglich sind (Umsetzung obliegt den Bistümern); Dinge, die mit Rom zu klären sind; Dinge, die in einem Konzil bearbeitet werden müssen.

Der ZdK-Präsident berichtete schließlich über die Vorgänge seit den letzten Sitzungen der Foren am 31. Januar und 1. Februar – vor allen den Rücktritt des bisherigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx und die Neubesetzung durch den Limburger Bischof Georg Bätzing. Die nächste Vollversammlung sei am 3. September geplant, „der Synodale Weg wird in jedem Fall bis ins Jahr 2022 dauern“, stellte Sternberg fest. Aktuell seien die Texte der vier Foren vorrangig zu erarbeiten, was in der aktuellen Situation nicht leicht sei. „Corona hat die Welt und die Kirche verändert. In öffentlichen Diskussionen hat die Frage nach Gott kaum eine Rolle gespielt – ob als Anklage, Problem oder Bitte. Es kommen vor allem Virologen zu Wort, wo sind wir als Kirche?“, kam der höchste katholische Laienvertreter wieder auf die Herausforderungen durch die Pandemie zurück. Doch er ist auch, so seine abschließende Bemerkung, an neuen Aktivitäten und Aktionen interessiert, die aus dem Kreis der Gläubigen entstanden sind.

Zu diesem Aspekt – Verbot öffentlicher Gottesdienste, Entstehung neuer Formen usw. - hakte Moderator Karlitschek nach mit der Sorge, dass nach dem Shutdown bisher aktive Gläubige fernbleiben könnten. Für Sternberg ist zwar zentral wenig, dafür viel „in den Gemeinden passiert“. Wenig Gefallen fand er an gestreamten Eucharistiefeiern „mit nur vier Leuten im großen Dom“, die gemeinsam gefeierten Kar- und Ostergottesdienste hätten ihm gefehlt. Aber er betonte auch die drei Handlungsfelder der katholischen Kirche – Liturgia (Gottesdienst), Martyria (Verkündigung des Evangeliums) und Diakonia (Dienst am Menschen). Gerade im letztgenannten Bereich habe die Kirche viel geleistet.

Die Befürchtung Herwig Steinitzs, dass der Synodale Weg nun zur „Corona-Verarbeitung“ diene, entkräftete Sternberg. „Der Synodale Weg wird die Themen kontinuierlich und verlässlich bearbeiten. Aber wir werden auch sagen müssen, dass sich die Welt verändert hat und wie sich das auf unsere Themen auswirkt“, konkretisierte der ZdK-Chef. Und dem Vorschlag von Christoph Mauerer, jetzt verstärkt Gottesdienste im Freien anzubieten, wo auch das Infektionsrisiko geringer ist, stimmte Sternberg uneingeschränkt zu.

Markus Bauer

Prof. Dr. Thomas Sternberg bei seinen Ausführungen.
Blick auf die zugeschalteten Teilnehmer.