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Zeugen für ein reiches Wirken

Die Ackermann-Gemeinde hat ihre umfangreichen Archive neu ordnen und verzeichnen lassen. Mit der Überreichung des Findbuches an den Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Erfurt, in den Räumen der Dombibliothek Freising, fand nun diese mehrjährige Arbeit ihren Abschluss. Dadurch sind nun eine Vielzahl von Unterlagen zugänglich, die große Bedeutung nicht nur für die Geschichte der Heimatvertriebenen haben.

Die Ordnung und Verzeichnung des ersten Teils der Archive der Ackermann-Gemeinde erfolgte im Auftrag der Ackermann-Gemeinde mit finanzieller Unterstützung durch das Erzbistum München und Freising und die Deutsche Bischofskonferenz unter der Fachaufsicht von Diözesanarchivar Dr. Peter Pfister durch die Historikerin Dr. Benita Berning. Das Findbuch mit über 1.000 Verzeichnungsnummern wurde bereits am 13.11.2008 der Öffentlichkeit präsentiert.

Mittlerweile konnten auch die Unterlagen des Sozialwerks der Ackermann-Gemeinde so aufbereitet werden, dass an eine Ordnung und Verzeichnung gedacht werden konnte. Ab Oktober 2010 wurde durch einen freiberuflichen Historiker unter der Leitung des Archivs des Erzbistums auch dieser Teilbestand bearbeitet. Somit liegt nun ein Findbuch für alle Archivbestände der verschiedenen Institutionen der Ackermann-Gemeinde vor.

Mit dem Archiv der Ackermann-Gemeinde ist der Forschung nunmehr einzigartiges und historisch äußerst wertvolles Material zugänglich: Die Archivalien dokumentieren zum einen die Integration der Vertriebenen aus Böhmen und Mähren in der Bundesrepublik, zum anderen die vielfältige Hilfe der Ackermann-Gemeinde für die bedrängten Katholiken in der CSSR während der Zeit des Eisernen Vorhangs. Unter den Priestern, die vom Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde oft im Verborgenen unterstützt wurden, war beispielsweise der spätere Erzbischof von Prag, Kardinal Milos Vlk. Die Korrespondenz mit seinen „Paten“ aus der Ackermann-Gemeinde ist mit Sicherheit eine der prominentesten Quellen aus der Geschichte der verfolgten Kirche.

Aus christlicher Überzeugung heraus leistete die Ackermann-Gemeinde nicht nur tatkräftige Hilfe in der Tschechoslowakei, sondern trug mit ihrem Weg der Versöhnung auch ihren Teil zum letztlich friedlichen Ende des Kalten Kriegs bei. Die Archivalien zeigen deutlich, wie die Ackermann-Gemeinde diesen Weg der Versöhnung mit den Nachbarn gegangen ist und diese – besonders nach dem Einschnitt im Jahr 1989/1990 – aktiv gestaltet hat und noch gestaltet. Damit dokumentiert das Archiv der Ackermann-Gemeinde Möglichkeiten von Dialog und friedlicher Nachbarschaft im zusammenwachsenden Europa.

Eine wichtige Institution für das soziale Engagement der Ackermann-Gemeinde ist das 1950 als eigener Rechtsträger begründete Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde. Als deren helfende Hand unterstützte es über Jahrzehnte die verfolgte tschechische und slowakische Kirche und hilfsbedürftige Personen und leistete einen wichtigen Beitrag zur Friedensarbeit. Neben der Unterstützung von Vertriebenen in der Bundesrepublik und der DDR widmete sich das Sozialwerk vor allem auch der Hilfe für die in der CSSR verbliebenen Deutschen. Da eine organisierte Hilfe zu kommunistischer Zeit nicht gestattet wurde, leisteten über 500 Mitglieder der Ackermann-Gemeinde über private Kontakte mit Brief- und Paketsendungen Hilfe.

Das Archiv befindet sich in der Hauptstelle der Ackermann-Gemeinde in München, Hessstraße 24. Die Benutzung erfolgt nach Antragstellung in den Räumen des Archivs des Erzbistums München und Freising (Karmeliterstraße 1, Eingang Pacellistraße)

 

Dr. Peter Pfister/ag

 

 

Foto (AG):

Der Münchner Domkapitular Msgr. Wolfgang Huber und Vertriebenenbischof Dr. Reinhard Hauke nehmen das Findbuch der Ackermann-Gemeinde aus den Händen von Dr. Peter Pfister (Direktor des Erzbischöflichen Diözesanarchivs München) und Visitator Msgr. Dieter Olbrich (Vorsitzender des Sozialwerks der Ackermann-Gemeinde e.v.; v.l.n.r.) entgegen.

Feierliche Findbuchübergabe in Freising.