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Ellwangen am 24. Juni 2001

 

Die Ackermann-Gemeinde begrüßt den Beginn der Auszahlungen an Zwangsarbeiter des NS-Regimes in der Tschechischen Republik.
Damit leisten die deutsche Wirtschaft und der deutsche Staat eine symbolische Entschädigung für das diesen Menschen zugefügte Unrecht und Leid.

So bedeutsam dieses Zeichen der Wiedergutmachung für die Weiterentwicklung der deutsch-tschechischen Verständigung ist, so wichtig ist es, dass auch in Zukunft in Deutschland die Auseinandersetzung mit der verbrecherischen Ideologie des NS-Regimes eine ständige Aufgabe bleibt.

Für Sudetendeutsche und Tschechen ist 10 Jahre nach dem Ende der Teilung Europas und vor dem Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union die Zeit reif, sich miteinander zu versöhnen.
Dies verlangt, dass sich beide Seiten noch mehr mit der Geschichte als ganzer und mit dem vor, während und nach dem Krieg begangenen Unrecht beschäftigen und zur jeweiligen Verantwortung ihres Volkes bekennen.
Beide waren nicht nur Opfer.

Die Ackermann-Gemeinde ist sich bewusst, dass sich auch Sudetendeutsche aus fataler Fehleinschätzung der Entwicklung in Hitlerdeutschland vor 1938 aktiv an der Zerschlagung der Tschechoslowakei und an der nachfolgenden Unterdrückung des tschechischen Volkes beteiligt haben.
Sie bittet um Vergebung für jene, die sich dabei persönlich schuldig gemacht haben.

Die Ackermann-Gemeinde appelliert an das tschechische Volk, sich nachdrücklicher mit dem Unrecht der kollektiven Entrechtung, Enteignung und Vertreibung der Sudetendeutschen auseinander zu setzen und Unrechtstaten mit ihrem vollen Gewicht ernst zu nehmen.
Nach der Deutsch-Tschechischen Erklärung und vor dem vereinbarten Beitritt zur Europäischen Union bietet sich die Chance, dass sich die Repräsentanten des tschechischen Volkes aus freiem Entschluss und ohne Furcht auch von dem früheren legislativen Unrecht distanzieren und die Ungültigkeit der betreffenden Präsidial-Dekrete für Gegenwart und Zukunft feststellen.

Nachdem auf beiden Seiten mehrheitlich bereits die zweite Nachkriegsgeneration lebt, muss es möglich sein, dass Sudetendeutsche und Tschechen eine einvernehmliche Regelung für die noch offenen Fragen finden.
Zu einem von beiden Seiten als gerecht empfundenen Zustand ist auch die Bereitschaft notwendig, von bisherigen Positionen abzugehen.

Die tschechische Seite sollte daher denjenigen Sudetendeutschen, die auf der Grundlage der europäischen und der tschechischen Rechtsordnung als loyale Bürger in das Land ihrer Herkunft zurückkehren wollen, dabei helfen.
Ebenso sollte sie die in der Heimat verbliebenen Deutschen innerstaatlich völlig gleich behandeln und bei der Bewahrung ihrer Identität unterstützen.

Restitutionen oder Entschädigungen wären heute in der Praxis mit unlösbaren Problemen verbunden.
Die Ackermann-Gemeinde ruft die tschechische Seite auf, die Folgen des Unrechts durch konkrete Zeichen, z.B. durch humanitäre Leistungen an sudetendeutsche Zwangsarbeiter, zu heilen.
Sie appelliert an die heimatvertriebenen Sudetendeutschen, sich einem solchen Angebot nicht zu verschließen.

Die Ackermann-Gemeinde ruft alle Sudetendeutschen und Tschechen zur Diskussion über die Beilegung der zwischen ihnen schwelenden Konflikte auf.
Sie reicht allen die Hand zur Versöhnung und arbeitet weiter an der Entfaltung der deutsch-tschechischen Freundschaft.

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