Bernd Posselt erzählt Europa. Geschichte und Personen. Bauplan und Visionen, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2018, 240 Seiten, ISBN 978-3-7917-3042-4, € 20,00.
Ein Europäer über Europa
Bernd Posselt ist für mich der Inbegriff des europäischen Gedankens: als Paneuropäer, als ehemaliger Abgeordneter des Europäischen Parlamentes und als Mitglied unserer Ackermann-Gemeinde!
Europa entwickelte sich in mehr als tausend Jahren zur Vielfalt seiner Menschen und ihrer Kulturen, seines Lebensraums. Gleichwohl ist europäische Geschichte ein Ablauf von Mit- und Gegeneinander, eine Chronik von Kriegen, Friedensschlüssen und wieder Kriegen. Nach diesen Jahrhunderten der Zersplitterung versucht Europa nun zusammenzuwachsen. Bernd Posselt erzählt Europa – historisch, kulturell, religiös, kulinarisch und politisch. Kritisch sieht er, dass das europäische Einigungswerk in Vielem stecken geblieben ist und es von Nationalisten und Populisten, aber auch von Renationalisierungstendenzen in den Einzelstaaten bedroht wird.
Das Buch ist ein sehr persönlicher Bericht über Posselts Liebe zu Europa, er berichtet von seinen Wurzeln in Böhmen und der Steiermark, von seiner Prägung durch die Eltern als konsequent antinationalistisch zu einem überzeugten Europäer. Spannend erzählt Posselt von den philosophischen Anfängen des europäischen Gedankens, seinen jüdisch-christlichen Wurzeln und seiner politischen Entwicklung in den vergangenen zehn Jahrhunderten. Bernd Posselt lässt vor dem Leser die spannende Geschichte unseres Kontinents Revue passieren – von Karl dem Großen über Karl IV. bis in das Jahr 2018.
Dieses Buch ist wahrlich eine Ermutigung zum Glauben an Europa – Posselt erklärt anschaulich die Symbole des geeinten Europas von der Fahne mit den zwölf Sternen, der Europahymne aus dem letzten Satz der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven und er führt uns durch die verwirrenden Strukturen der EU. Vehement plädiert der Autor für einen soliden, von allen durchgesetzten und akzeptierten demokratischen Grundvertrag. Ja, Civis Europaeus sum – Posselt ermuntert und schreibt zurecht: applaudieren genügt nicht – in Europa sind wir nicht Zuschauer, sondern die Verantwortlichen.
Das Buch zu lesen lohnt sich wirklich – man „lernt“ viel Neues um Europa, wird aufgerüttelt und erkennt, dass die Zukunft Deutschlands letztlich in einem geeinten, demokratisch legitimierten Europa liegt.
Msgr. Dieter Olbrich