Carmen Tatschmurat: Mein Leben neu ordnen. Benediktinische Impulse für Zeiten des Umbruchs.

Kluger, ehrlicher, inspirierender Wegbegleiter für Suchende.

Schwester Carmen Tatschmurat OSB, bis Anfang 2021 Äbtissin der Benediktinerinnen-Gemeinschaft Venio in Prag und München, hat mit ihrem Buch den vielen aktuellen Entrümpelungshandbüchern nicht etwa ein weiteres hinzugefügt, nein, sie nimmt den suchenden Leser, die Leserin sanft an die Hand. Sie führt ihn mit Klugheit, Ehrlichkeit und Inspiration auf einen interessanten Weg von Ordnung und Klarheit. Sie hilft, sich zu orientieren und Sinn zu finden in Zeiten von Umbruch, Verlust und Veränderung. Es ist der eigene Weg, den jeder für sich selbst entdecken muss.

Dabei begegnen uns der Gott Chronos aus der griechischen Mythologie, der für den normalen Lebensablauf steht und sein Gegenspieler, der Gott Kairos, der den günstigen Augenblick verkörpert, den es zu erkennen gilt. Leonard Cohen ist ebenso präsent wie die Netflix-Serie Queer Eye oder die vier Kardinaltugenden aus der Philosophie. Und wir lernen einen guten Teil der Regeln des heiligen Benedikt kennen und als Wegweisung zu verstehen. Man kann sich aber auch an Karl Martin Bolte halten, den früheren Professor von Schwester Carmen, den sie mit der kurzen These zitiert: Der Mensch braucht Sinn, Ordnung und Gefährten.

Das Buch ist in Kapitel mit Unter titeln aufgeteilt und damit gut geeignet, um nachzulesen oder um Fragen zu vertiefen, z.B.: Wünschen und Planen; Aufhören und neu beginnen; Gemeinsam auf dem Weg – Mit wem möchte ich weitergehen? Den eigenen Rhythmus finden; Wohlstand ohne Wachstum – Was muss weichen, wenn etwas Neues hinzukommt? Aufstehen und die Richtung ändern: Einen Weg zu verlassen, heißt nicht, dass er falsch war. Er ist nur zu Ende.

Am Schluss eines jeden Kapitels gibt es Worte zum Nach-Denken und hilfreiche Vorschläge zum Weiter lesen.

Der Ermutigung am Ende ist nichts hinzuzufügen:

1. Ich werde mich öfter einmal von Geplantem abbringen lassen.

2. Ich werde immer weniger Kompromisse eingehen mit Menschen, die bei mir nichts in Schwingung bringen.

3. Ich werde mich auf das konzentrieren, was ich für mich als wesentlich erkannt habe.

4. Ich werde mit Freude und Heiterkeit im Herzen weitergehen – auf den stillen Wegen in der Natur und den lauten Straßen der Stadt.

Das Buch ist keine Sammlung von einfallsreichen Ratschlägen und modernen Belehrungen. Es ist ein geduldiger Wegbegleiter. Es ermutigt, die eigene Richtung zu suchen, auch Umwege zu gehen oder sich zu lösen, wenn nötig. Und es tröstet den „Un-Perfekten“. Danke, Schwester Carmen!           

Margareta Klieber