Ilse Tielsch: Von der Freiheit schreiben zu dürfen, Herausgegeben von Haimo L. Handl, Nachwort von Helmuth A. Niederle, Driesch Verlag Drösing (A) 2014. ISBN 978-3-902787-29-3, 126 Seiten, € 14,00.
Die Sucht des Schreibens
Zunächst erscheint der Titel der Anthologie darauf hinzuweisen, dass frei von politischen Zwängen geschrieben werden kann. Liest man den Beitrag, der der Anthologie den Namen gab, wird deutlich, welche Überlegungen hinter dieser Bezeichnung „Freiheit...“ stehen: die Freiheit im Rahmen der gesellschaftlichen Zwänge, die durch eine bestimmte Rollenzuweisung definiert sind. Die Autorin beschreibt in diesem Text, der ein Auszug aus einem im Oktober 1989 in Brasilien gehaltenen Vortrag ist, die Hindernisse und Einschränkungen, mit denen sich eine schreibende Frau, eine SchriftstellerIN, auseinandersetzen muß. Andere, allgemeine Anmerkungen zum Beruf der SchriftstellerIN kommen auch in den anderen Ausführungen vor.
In fast allen Texten dieser Anthologie thematisiert die Verfasserin ihren biographischen Hintergrund. Sie ist in Südmähren geboren und mit 16 Jahren 1945 nach Österreich geflohen, deren Staatsangehörigkeit sie erst 1949 erhielt.
Es erscheinen als Antwort auf Preisverleihungen auch Selbstversicherungen, das Schreiben nicht aufzugeben, denn das geschriebene Wort kann „Anstoß geben, in Bewegung setzen, es kann im Einzelnen Beunruhigung, schließlich vielleicht sogar eine positive Art von Aufruhr verursachen ...“. Die Autorin ist überzeugt, dass das geschriebene Wort helfen kann, die vorhandene Trägheit zu überwinden, wacher zu werden gegenüber dem Geschehen in unserer Gesellschaft. Durch die Verleihung verschiedener Preise, sagt die Schriftstellerin, wird sie in ihrer Tätigkeit bestärkt: „… es lohnt sich, sich schreibend querzustellen.“
Für Tielsch ist das Schreiben auch eine Art Therapie gewesen, um die verschiedenen Epochen ihres Lebens integrieren zu können. Das betont sie in den Ausführungen, die auf die Frage nach ihrer Identität („Frau T., wie ist das mit der Identität“ ) antworten. „Risse“ in der eigenen Biographie müssen akzeptiert, nicht geleugnet werden, schreibt Tielsch. Das dürfte in ihren Romanen vermutlich deutlich werden, auf die sie in einer ihrer Dankesreden Bezug nimmt und damit die Neugier auf diese Romane weckt.
Das Buch wird durch ein Nachwort des Präsidenten des österreichischen P.E.N., Dr. Helmuth A. Niederle, abgeschlossen. Durch dieses Nachwort erhält der Leser auch einen kleinen Einblick in das lyrische Schaffen von Tielsch, da verschiedene Gedichte bzw. Zeilen aus ihren Gedichten zitiert werden.
Dorothea Schroth