Roswitha Schieb: Literarischer Reiseführer Böhmisches Bäderdreieck. Karlsbad - Marienbad - Franzensbad, Deutsches Kulturforum östliches Europa Potsdam 2016, 364 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-936168-59-4, € 19,80.
Entschleunigtes Reisen mit Literatur
Beim Durchblättern des literarischen Reiseführers blieb ich an einem Bild des berühmten Cafés Freundschaftssaal in Karlsbad hängen, das Gustav Stresemann mit Frau zeigte. Nicht nur immer Goethe in Böhmen. Es begegneten mir Namen, die ich noch nie gehört hatte und die mein Interesse weckten.
Um in Ferienstimmung zu kommen, fuhr ich zum Lesen an den Starnberger See. Ich fing an mit dem Kapitel über Franzensbad, weil mir dieser Name aus den Erzählungen meiner Großmutter vertraut war; wie die Autorin richtig bemerkte, war dieser Ort vorwiegend ein Damenbad. Beim Lesen der dort zitierten Stelle aus Peter Härtlings Roman „Große Schwester, kleine Schwester“ fiel mir die Bemerkung meiner Großmutter über ihre jüngere Schwester ein, die sich für die damalige Zeit unschicklich auffällig für junge Männer interessierte.
Ich muss Roswitha Schieb ein großes Kompliment aussprechen für die vielfältigen literarischen Auszüge mit genauen Angaben der Quellen – meine Sehnsucht nach den beschriebenen Örtlichkeiten wuchs, und auch das Bedürfnis nach freundschaftlichem Austausch meiner neuen Erfahrungen. Auf meinem Merkzettel häuften sich Namen und Büchertitel, die ich mir in der Bücherei noch genauer anschauen wollte.
Das bereits erwähnte Buch von Peter Härtling konnte ich kurz danach einer Freundin leihen. Den Titel des literarischen Reiseführers notierte sie sich ebenfalls.
Es blieb nicht bei diesem einen Tag am See. Nur kurze Wege trennen mich vom Nymphenburger Schlosspark, der ja als Kulisse für den Film „Letztes Jahr in Marienbad“ diente. Meine „Kur“-Reise mit diesem schönen Buch ging dort weiter.
Nach so vielen schönen Stunden der Entschleunigung lade ich Sie herzlich ein, auch ohne gleich zu verreisen, sich mit dem literarischen Reiseführer „Böhmischen Bäderdreieck“ eine „Kur“ zu genehmigen und zu genießen.
Mechtild Handschuch