Susanne Abel: Stay away from Gretchen. Eine unmögliche Liebe.

Eine große (Familien-)Geschichte

Dass es nach dem Zweiten Weltkrieg offiziell ein ‚Fraternisierungsverbot‘ zwischen amerikanischen Besatzungs‑ soldaten und deutschen „Fräuleins“ gab, ist eine bekannte Tatsache. Aber was war, wenn – nur wenige Jahre nach dem extremen Rassenwahn Nazi-Deutschlands – ein dunkelhäutiger GI und eine junge deutsche Frau sich verliebten und aus der Beziehung ein Kind entstand?

Unter anderem davon handelt der Roman „Stay away from Gretchen. Eine unmögliche Liebe“ von Susanne Abel. Doch zunächst beginnt der Roman im Sommer des Jahres 2015 und erzählt vom erfolgreichen, aber auch sehr gestressten Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath. Als seine 84-jährige Mutter Greta mehr und mehr an Demenz leidet, wird sein Leben noch komplizierter. Aber gleichzeitig erfährt er erstmals mehr aus dem Leben seiner Mutter und über ihre Kindheit und Jugend im ostpreußischen Ort Preußisch Eylau: „Noch nie hat Mam über ihre Heimat geredet.“ (S. 121) Die Flucht der Familie vor der Roten Armee Anfang 1945 und das schwere Ankommen in Südwestdeutschland verbinden sich in der Geschichte mit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im September 2015, über die der Journalist Tom berichtet.

Die Erzählung springt zwischen den Zeitebenen hin und her und beschreibt dabei auch Traumata, die über Generationen weitergegeben werden. So entwickelt sich ein lesenswerter Roman, in dem Geschichte und Gegenwart lebendig werden – und die vielfältigen Beziehungen zwischen uns und unserer Vergangenheit.

Christoph Mauerer

Susanne Abel: Stay away from Gretchen. Eine unmögliche Liebe. Roman, dtv Verlag München 2021, 527 Seiten, ISBN 978-3-423-28259-8, 20,00 €.