Tomáš Halík: All meine Wege sind DIR vertraut. Von der Untergrundkirche ins Labyrinth der Freiheit, Herder Verlag Freiburg 2014, 432 S., ISBN 978-3-451-33288-3, € 19,99
Lebensweg mit Gott
Tomáš Halík ist für die Ackermann-Gemeinde schon seit vielen Jahren ein fester Begriff. Inzwischen sind seine Werke weit darüber hinaus in ganz Deutschland hoch geschätzt. Nun gewährt eine Autobiographie auch Zugang zu seiner Persönlichkeit. Das Buch ist kein eitler Erfolgsbericht, keine Auflistung der Ämter und Ehrungen, die dieser Prager Religionsphilosoph, Soziologe und einst geheim geweihte Priester weltweit erhalten hat. Es ähnelt eher den Bekenntnissen des Aurelius Augustinus: Wie jener erzählt Halík freimütig seinen Lebensweg mit allen Fehlern und Zweifeln. Er bezieht den Leser in sein Ringen mit Gott ein und lässt ihn teilhaben an seiner Sorge, dass die Kirche doch die Chancen ihrer neuen Freiheit nicht verspielen möge. Das alles ist eingebettet in ein fesselndes Kaleidoskop der politischen Ereignisse von 1948 bis heute, wie sie der Autor selbst erlebt, zum Teil auch mitgestaltet hat. So sehr er in einem seiner Werke zur „Geduld mit Gott“ aufruft, so sehr spricht aus allen Zeilen seiner Lebensgeschichte eine brennende Leidenschaft für Gott. Er sieht die Stunde gekommen für einen Glauben „nicht im Sinne des Festhaltens an ewigen Wahrheiten, sondern als Mut, leise, mit staunendem Herzen und mit Vertrauen in neue Räume einzutreten.“ Diese seine Überzeugung weiß Halík auch als Studentenseelsorger der Prager Karls-Universität so glaubwürdig zu vermitteln, dass er in den letzten Jahren über tausend Erwachsenen die Taufe spenden konnte.
Der Autor erzählt voll Anerkennung von seiner Zusammenarbeit mit der Ackermann-Gemeinde als Präsident der Tschechischen Christlichen Akademie. Dabei bewertet er die „Marienbader Gespräche“ mit einem ganz persönlichen, freimütigen Bekenntnis: „Die Gespräche der tschechischen und sudetendeutschen Katholiken verliefen ungeheuer offen. Und gerade deshalb, weil diese Gespräche in einem christlichen Rahmen und im Geist des Gebets stattfanden, mit einer gemeinsamen Eucharistie begannen und endeten, wurde mir klar, daß der christliche Glaube auch in zwischenstaatlichen Beziehungen einen therapeutischen Wert haben und wirklich die Wunden der Vergangenheit heilen könnte.“
Dr. Walter Rzepka