Tomáš Halík: Die Zeit der leeren Kirchen.

Der tschechische Priester Tomáš Halík ist ein Querdenker für seine Kirche, aber auch für die tschechische Gesellschaft. Halík findet in „Die Zeit der leeren Kirchen“ klare, unbequeme Worte: Nein, nicht die Gesellschaft, nicht die Welt muss sich ändern – die Kirche muss sich ändern!

Tomáš Halík: Die Zeit der leeren Kirchen. Von der Krise zur Vertiefung des Glaubens, aus dem Tschechischen übersetzt von Markéta Barth, Herder Verlag Freiburg i. Br. 2021, 208 Seiten, ISBN 978-3-451-38994-8, € 20,00.
 

Leere Kirchen fordern Änderungen
 

Der tschechische Priester Tomáš Halík ist ein Querdenker für seine Kirche, aber auch für die tschechische Gesellschaft. Halík findet in „Die Zeit der leeren Kirchen“ klare, unbequeme Worte: Nein, nicht die Gesellschaft, nicht die Welt muss sich ändern – die Kirche muss sich ändern!

Halík sieht in der gegenwärtigen Corona-Pandemie eine Chance. Sie hilft, über Gott neu nachzudenken. Gott straft nicht durch Corona! Eigentlich zeigt sich unsere Kirche in dieser Pandemie hilflos und rückwärts gewandt. Alte Frömmigkeitsformen und alte Seelsorgestrukturen, die das bisherige Pfarreisystem am Leben erhalten, sind nicht zielführend. Es braucht Veränderungen spiritueller Natur! Der heutige Mensch braucht, sucht spirituelle Begleitung, in allen Bereichen der Gesellschaft – in Gefängnissen, Krankenhäusern, Schulen, bei Wiederverheirateten, bei Menschen am Rande der Gesellschaft. Kirche ist kein Selbstzweck, sie braucht Veränderungen. Halík verweist immer wieder auf Papst Franziskus und seine Forderungen, auf die Änderungen in Gesellschaft und Kultur flexibel zu reagieren. Papst Franziskus spreche zu Recht über die Gefahr des Klerikalismus. „Wir werden uns schämen, dass wir die Impulse von Papst Franziskus hatten und sie nicht verwirklicht haben.“

Die Corona-Krise gibt einen Einblick, wie Kirche bald aussehen könnte: „In großen Teilen der Welt haben sich Kirchen über die vergangenen Jahre hinweg geleert, die Priesterseminare, die Klöster. Ich denke also, die Krise zeichnet ein prophetisches Bild, wie die Kirche in einer Generation aussehen könnte, wenn sie sich nicht ändert. Notwendige Änderungen: Mehr Verantwortung für Frauen in der Kirche, die Weihe für verheiratete Männer und Strukturreformen. Spirituell fordert er vertieftes Nachdenken, was es eigentlich heißt – Christsein! Kirche als Gemeinschaft der Suchenden – wichtig ist, im Kampf gegen Angst, Hass, Populismus immer mehr Christ zu werden.

Ein aufregendes, aufrüttelndes Buch – Tomáš Halík ist ein Prophet und ein Leuchtturm in turbulenten Zeiten.


Msgr. Dieter Olbrich